„Alles extrem aufgeblasen“ Ex-Gladbacher Fach kritisiert Umgang mit Hofmann-Transfer
Wenn am kommenden Samstag (26. August 2023/18.30 Uhr) Borussia Mönchengladbach am 2. Bundesliga-Spieltag auf Bayer Leverkusen trifft, steht vor allem Jonas Hofmann (31), der im Sommer von Gladbach zur Werkself gewechselt ist, im Fokus.
Holger Fach (60) spielte als aktiver Fußball-Profi ebenfalls für beide Teams. Im Interview mit dem „RND“ hat der spätere Borussia-Coach nun über den Wechsel Hofmanns gesprochen und dabei eine klare Meinung geäußert.
Ex-Gladbacher Fach über Hofmann-Wechsel: „Da geht es um Geld“
Von 1991 bis 1995 spielte Holger Fach für Borussia Mönchengladbach, danach führte ihn sein Weg zu Bayer Leverkusen. Die Biografie Fachs gleicht in diesem Punkt also der von Jonas Hofmann, der ebenfalls in diesem Sommer vom VfL zur Werkself wechselte.
Nicht ohne Nebengeräusche – war der Transfer doch recht plötzlich gekommen und Hofmann eigentlich fester Teil des neuen Fohlenkaders gewesen. Angeblich, so heißt es, habe Hofmann den Verbleib am Niederrhein zunächst zugesagt, um wenig später dann doch wieder abzusagen.
Ein Verhalten, welches vor allem bei den Fans der Fohlen für ordentlich Unmut gesorgt hatte. Doch auch Manager Roland Virkus (56) hatte im Nachgang seiner Enttäuschung Luft gemacht. „Er hat zugesagt, zwei Tage später aber telefonisch wieder abgesagt, das hat uns sehr enttäuscht“, so der 56-Jährige.
Fach, wie bereits erwähnt ebenfalls einst von Gladbach nach Leverkusen gewechselt, kann die Enttäuschung der Borussia-Verantwortlichen allerdings nicht verstehen. Auf den Transfer angesprochen, sagte der 60-Jährige dem „RND“: „Es wundert mich, wie sich die Gladbacher zu diesem Wechsel geäußert haben. Sie wussten doch genau, was in dem neuen Vertrag drinsteht, und was passieren kann. Dass sie jetzt so pikiert sind, kann ich überhaupt nicht verstehen. Man sollte lernen, dass diese ganzen Treuebekundungen im Profisport zu 95 Prozent ad acta gelegt werden können. Es ist ein Geschäft, da geht es um Geld. Und wenn Gladbach diesem Spieler eine Ausstiegsklausel gibt, ist es völlig legitim, dass Jonas Hofmann diese auch zieht – egal wann.“
Sein Wechsel zur Werkself im Jahr 1995 sei deutlich geräuschloser und wenig problematisch über die Bühne gegangen, so Fach. „Ich habe es zumindest nicht so wahrgenommen. Schon am dritten Bundesliga-Spieltag war ich mit Leverkusen in Mönchengladbach. Da haben mich die Fans super empfangen. Ich habe nur positive Erinnerungen an diese Zeit. Es ist auch nie eine große Rivalität gewesen“, erklärt er seine damalige Wahrnehmung. „Das wird heute alles extrem aufgeblasen und übertrieben dargestellt“, findet er.
Doch: Nicht zuletzt, weil die Fans Holger Fach damals mit offenen Armen empfingen: Sein Herz schlägt heute noch mehr für den VfL, wie er zugibt. „Wir hatten damals eine ganz besondere Mannschaft, die einfach zusammengewürfelt wurde und perfekt funktionierte. Aus dieser Zeit habe ich sehr viel mitbekommen und immer noch viele Freunde.“
Die Chancen der Fohlen, in dieser Saison oben anzugreifen, schätzt Fach dennoch realistisch ein. „Die letzten drei, vier Jahre hat der Verein die gesteckten Ziele nicht erreicht. Man hatte immer den Anspruch, im internationalen Geschäft mit dabei sein zu wollen. Zudem hat man keine guten Bilanzen geschrieben. Diese Saison ist nur schwer zu beurteilen“, gibt er zu.
Er fährt fort: „Einige Stammspieler haben den Klub ablösefrei verlassen, die Neueinkäufe zählen direkt zum festen Stamm und müssen erst mal funktionieren. Damit ist man schon ein gewisses Risiko eingegangen. Ich glaube nicht, dass man nach unten gucken muss. Den Sprung auf die internationalen Plätze wird man aber auch nicht schaffen. Und damit meine ich nicht diesen Kasperwettbewerb Conference League, sondern Rang eins bis fünf.“
In Leverkusen sieht Fach deutlich bessere Vorzeichen für eine erfolgreiche Spielzeit – wenngleich er auch hier gewisse Einschränkungen macht. „Definitiv. Aber gefühlt hört man seit 30 Jahren, dass man mit diesem Klub in der Bundesliga im Titelkampf rechnen muss. Für den finanziellen Aufwand hat man aber bisher viel zu wenig erreicht. Von den Einzelspielern her war das oft eine super Mannschaft. Gezeigt haben sie es als Kollektiv in den vergangenen Jahren nur selten. Das Potenzial für die Champions League ist aber da.“