Kommentar zum Fohlen-Aufschwung Drei harte Entscheidungen sind für Seoane jetzt unausweichlich
Borussia Mönchengladbach hat sich mit einem respektablen Remis bei Top-Team RB Leipzig in die letzte Länderspielpause des Jahres verabschiedet. Der jüngste Trend in der Bundesliga macht durchaus Hoffnung. Doch für Coach Gerardo Seoane sind drei harte Entscheidungen unausweichlich, findet unser Autor. Ein Kommentar.
Die Hoffnung ist zurück! Nach durchwachsenem Saison-Start – inklusive des ärgerlichen 1:2 in Augsburg als zwischenzeitlichem Tiefpunkt – hat sich Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga nach oben gearbeitet. Seit nunmehr vier Liga-Partien am Stück sind Coach Gerardo Seoane und seine Fohlen ungeschlagen.
Borussia Mönchengladbach: Trend in der Bundesliga macht Mut
Die Serie nährt die Hoffnungen, dass Borussia in dieser Saison eine gewichtigere Rolle in der Bundesliga spielen kann. War die vergangene Spielzeit lange sogar von konkreten Abstiegsnöten begleitet worden, soll diesmal alles besser werden. Ein einstelliger Tabellenplatz ist das erklärte Ziel. Und dieses erscheint angesichts der jüngsten Leistungen nun auch durchaus realistisch.
Zuletzt, beim 0:0 in Leipzig, gelang Borussia Mönchengladbach dann auch der erste Punktgewinn gegen ein Spitzenteam. Und das auswärts, wohlgemerkt.
Bemerkenswert ist die jüngste Ungeschlagen-Serie der Fohlen aber vor allem vor dem Hintergrund, dass sie ohne drei vermeintlich gesetzte Akteure gelang. Denn: Weder Innenverteidiger Nico Elvedi, noch Außenverteidiger Luca Netz, noch Stamm-Keeper Jonas Omlin standen aufgrund verschiedener Verletzungen in besagten vier Liga-Partien auch nur eine einzige Minute auf dem Platz.
Die Länderspielpause verschafft dem Trio nun wertvolle Zeit, um wieder fit zu werden. Kapitän und Schlussmann Omlin war zuletzt schon mit der Mannschaft nach Leipzig gereist, soll im anstehenden Testspiel gegen Zweitligist Preußen Münster sein Comeback nach einer komplizierten Sehenverletzung im Unterschenkel geben.
Und auch Elvedi und Netz könnten nach der Nationalmannschafts-Pause wieder auf den Platz zurückkehren. Dann wird Fohlen-Trainer Seoane jedoch harte und schmerzhafte Entscheidungen treffen müssen.
Borussia Mönchengladbach: Lukas Ullrich spielt sich in den Fokus
So hat sich Außenverteidiger Lukas Ullrich in den vergangenen Wochen auf der linken Seite für weitere Einsätze empfohlen. Beim bitteren Pokal-Aus in Frankfurt hatte er sein Profi-Debüt gegeben, war am Ende noch einer der besseren Borussen. Und überzeugte auch in den zwei anschließenden Partien in der Liga.
Kurios: Mehrfach hatte Seoane in den vergangenen Wochen betont, dass der Youngster womöglich noch nicht bereit für 90 Minuten Profi-Fußball ist. Aber: Beim Remis in Leipzig stand Ullrich dann eben doch bis kurz vor Schluss auf dem Platz.
Netz, dem ebenfalls großes Potenzial attestiert wird, wird nach seiner Rückkehr ordentlich kämpfen müssen, um seinen Stammplatz zurückzuerobern. Vorerst hat Seoane jedoch keinen Grund, Ullrich wieder auf die Bank zu setzen.
Das gilt auch für Routinier Marvin Friedrich. Eine einzige Einsatzminute hatte der Abwehrmann an den ersten fünf Bundesliga-Spieltagen eingesammelt. In den vergangenen vier Partien, aus denen zwei Siege und zwei Remis geholt wurden, spielte er dann immer durch. Überragend vor allem seine Leistung in Leipzig, als er gleich mehrere Aktionen richtig stark bereinigte. Auch hier kann Seoane gar nicht anders, als Friedrich weiter aufzubieten – und Elvedi draußen zu lassen.
Die kniffligste Entscheidung steht dem Gladbach-Trainer aber zwischen den Pfosten bevor. Denn die etatmäßige Nummer zwei Moritz Nicolas hat sich in den vergangenen Wochen zum großen Rückhalt aufgeschwungen. In Leipzig hielt er seinen Kasten – nicht zuletzt dank einer spektakulären Parade – sauber, überzeugte zudem auch mit dem Ball am Fuß.
Weswegen Seoane im Anschluss ein klares Bekenntnis pro Omlin auch vermied. Doch traut sich der Coach wirklich, seine Nummer eins zu degradieren? Dass sich der Borussia-Coach früh in der Vorbereitung auf den Schweizer Schlussmann als Kapitän und Stamm-Torwart festgelegt hat, bringt ihn nun jedenfalls in die Bredouille. Vor dem Hintergrund der gezeigten Leistungen muss Seoane nämlich eigentlich an Nicolas festhalten. Dass der fortan wieder ins zweite Glied rücken muss, dürfte nicht nur bei den Fans, sondern auch innerhalb der Mannschaft mittlerweile schwer zu vermitteln sein.
Drei Personalien, drei harte Entscheidungen. Natürlich wird Seoane dennoch froh sein, wenn Omlin, Elvedi und Netz zurückkehren. Ein gesunder Konkurrenzkampf belebt bekanntlich das Geschäft – und könnte auch Nicolas, Friedrich und Ullrich zu weiteren Höchstleistungen treiben. „Never change a winning team“ – eine Fußball-Weisheit, die Seoane in den kommenden Wochen womöglich noch heftiges Kopfzerbrechen beschert.