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Von GladbachLIVE Redaktion

Zum Ehrentag trifft DFB-Elf auf „Oranje“ Rainer Bonhof – einer der ganz Großen wird 70!

Rainer Bonhof mit dem Weltpokal am 7. Juli 1974 im Münchner Olympiastadion. Gerd Müller (r.) schaut schon sehnsüchtig auf die Trophäe.

Rainer Bonhof mit dem Weltpokal am 7. Juli 1974 im Münchner Olympiastadion.

„Ich habe einige Leute eingeladen, wir werden etwas essen gehen und hoffentlich einige nette Stunden gemeinsam verbringen“, sagt Rainer Bonhof im Gespräch mit GladbachLIVE.

Der Vizepräsident von Borussia Mönchengladbach feiert am heutigen Dienstag (29. März 2022) seinen 70. Geburtstag.

„Dass wir gerade die Dinge in der Welt erleben, wie sie sind, dass ist etwas, was einen natürlich beschäftigt“, sagt Bonhof, der als bekennender Christ zugleich betont: „Ich denke, wer mich kennt, weiß, dass ich dennoch in gewisser Weise immer versuche, positiv zu bleiben.“

Gladbach: Bonhof hat eine Titelsammlung wie nur wenige Fußballer

Rainer Bonhof ist so etwas wie eine lebende Legende im Borussia-Park. Er ist Teil der legendären Fohlen-Elf gewesen, die in die 1970er Jahren die Bundesliga und Europa mit ihrem Rock ‚n‘ Roll-Fußball aufmischte.

Rainer Bonhof als Spieler von Borussia Mönchengladbach mit der Meisterschale und dem UEFA-Pokal am 20. Juni 1975 auf dem Rasen des Bökelberg-Stadions.

Rainer Bonhof als Spieler von Borussia Mönchengladbach mit der Meisterschale und dem UEFA-Pokal am 20. Juni 1975 auf dem Rasen des Bökelberg-Stadions.

Jung, unbekümmert, frech, mitreißend, elektrisierend. Borussia Mönchengladbach wurde zum Mythos. Und Bonhof zu einem Teil davon.

Rambazamba und Halligalli!

Er schoss schneller als Wyatt Earp, holte als einziger Nationalspieler drei Titel, doch in Erinnerung blieb Bonhof vor allem wegen einer Vorlage.

Sein Pass leitete das Siegtor Deutschlands bei der Heim-WM 1974 im Münchner Finale gegen die Niederlande ein, dem Schützen Gerd Müller fühlte Bonhof sich zeitlebens verbunden.

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„Gerd ist ein Teil von mir“, sagt Bonhof. Den an Alzheimer erkrankten Müller besuchte er noch kurz vor dessen Tod.

Die Geschichte vom wichtigsten Moment seiner Karriere wird Bonhof auch an seinem Geburtstag zum Besten geben können, den er mit alten Weggefährten feiert. Bei seinem 65. Ehrentag hatte er noch passen müssen, am Tag vorher wurde er am Herzen operiert.

Nun ist der Vizepräsident von Borussia Mönchengladbach topfit und will anstoßen, trotz der sportlichen Krise seines Herzensvereins.

Sein Lehrer in Emmerich hatte dem Schulbub Bonhof noch eine Karriere als Straßenkehrer vorausgesagt, um ein Haar wäre der Auto-Narr Rennfahrer geworden, doch sein Glück fand er beim Fußball. „Ich hatte ein Talent und habe das gnadenlos genutzt“, sagt er im Rückblick.

Und wie: Drei große Titel mit Deutschland (EM 1972 und 1980, WM 1974) hat nur Bonhof geholt.

Mit „seiner“ Borussia wurde er zudem viermal deutscher Meister (1971, 1975, 1976, 1977), gewann den UEFA-Pokal (1975) und 1973 gegen seinen späteren Arbeitgeber 1. FC Köln den DFB-Pokal, zudem mit dem FC Valencia den Europapokal der Pokalsieger (1980).

Rainer Bonhof (M.) gemeinsam mit den weiteren Ausnahme-Borussen Berti Vogts (l.) und Günter Netzer (r.) am 3. Mai 2019 im Gladbacher Borussia-Park. Bonhof, Netzer und Vogts lachen während eines Vortrages.

Rainer Bonhof (M.) gemeinsam mit den weiteren Ausnahme-Borussen Berti Vogts (l.) und Günter Netzer (r.) am 3. Mai 2019 im Gladbacher Borussia-Park.

Begonnen hatte alles 1970 in Mönchengladbach – auch dank eines Heißgetränks. Beim ersten Treffen mit Hennes Weisweiler bestellte Bonhof einen Kakao. „Der schmeckte göttlich. Da war ich erlegen. Das war ein Punkt, der mich hat kippen lassen“, verriet Bonhof im WDR-Podcast „Einfach Fußball“. Zuvor hatten auch Hamburg und Bochum Interesse angemeldet.

Zu Bonhofs Markenzeichen wurden Fernschüsse und Tore, die wie ein Strich waren. „Er schießt schneller als Wyatt Earp!“, klagte anfangs der 1970er Liverpools Torhüter Ray Clemence nach einem UEFA-Cup-Spiel.

Schon 1978 widmete das Fernsehen Bonhof ein 45-minütiges Porträt. Titel:  „Der Blonde, der nach Netzer kam.“ Seine Karriere ließ er beim Rivalen Köln, dem er bis heute eng verbunden ist, und Hertha BSC ausklingen.

Als Coach war Bonhof lange Jahre Assistent von Bundestrainer Berti Vogts und auch in Kuwait und Schottland tätig. Die Borussia spielte aber immer eine dominierende Rolle in seinem Leben: „Ich bin ja immer wieder nach Mönchengladbach zurückgekommen. Das ist meine Heimat, das ist mein Zuhause.“

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Bodenständig ist Bonhof bis heute geblieben, auch wenn seine Vorlage auf Müller das beinahe geändert hätte. „Ich war Weltmeister und schwebte in einer anderen Sphäre. Da hat meine Freundin gesagt: Werd' mal wieder der Rainer. Also habe ich entschieden, dass ich wieder normal werde. Das war einer der wichtigsten Siege.“

Mit seiner damaligen Freundin Roswitha ist Rainer Bonhof bis dato verheiratet.

Rainer Bonhof (r.) mit seiner Ehefrau Roswitha (l.) beim Sportpresseball am 6. November 2021 in Frankfurt.

Rainer Bonhof (r.) mit seiner Ehefrau Roswitha (l.) beim Sportpresseball am 6. November 2021 in Frankfurt.

Dass an Bonhofs 70. Geburtstag Deutschland ein Länderspiel gegen die Niederlande in Amsterdam (20.45 Uhr, ARD) bestreitet – ein bemerkenswerter Zufall.

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Bonhof hat niederländische Wurzeln, ist später in Deutschland eingebürgert worden, wurde dann als jüngster Spieler im '74-WM-Kader im Finale gegen „Oranje“ einer der entscheidenden Akteure auf dem Platz.

Ende 2022 findet die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar statt. Bonhof sagt, dass er „noch nicht“ davon überzeugt sei, dass Deutschland bei diesem Turnier zu den großen Titelfavoriten zählen dürfte.

Was aber noch werden kann. Die DFB-Elf gilt als Turniermannschaft. Trotz Geburtstagsfeierlichkeiten – den einen oder anderen Blick dürfte Bonhof am Abend dann auch auf den Bildschirm und die Übertragung Niederlande gegen Deutschland werfen.

(AM/sid)