Vor Borussia-Heimspiel gegen Köln Weltmeister ärgert sich über die Derby-Entwicklung: „Schrecklich“
Während Borussia im Derby-Rückspiel auf Wiedergutmachung setzt, beschwert sich eine Ikone des deutschen Fußballs über das, was abseits des Rasens passiert.
Am Samstagnachmittag (9. März 2024, 15.30 Uhr) zählt’s für die Fans des 1. FC Köln und von Borussia Mönchengladbach. Am 25. Bundesliga-Spieltag steigt das zweite Derby der Saison.
Gladbach-Rache im Derby gegen den 1. FC Köln? Für Weltmeister „zu martialisch“
In der Hinrunde zeigten die Fohlen die wohl bisher schlechteste Leistung der Amtszeit von Trainer Gerardo Seoane (45) und gingen ausgerechnet beim Erzrivalen unter. Nach der 1:3-Pleite beim zum damaligen Zeitpunkt Tabellenletzten hoffen die Fohlen auf eine Revanche.
Wenn es um das Rheinland-Derby geht, kennt sich kaum eine Persönlichkeit im deutschen Fußball so gut aus wie Rainer Bonhof (71). Immerhin stand der Weltmeister von 1974 und aktuelle Vize-Präsident von Borussia im Derby in beiden Trikots auf dem Rasen.
Von 1970 bis 1978 lief er in den glorreichen Borussia-Tagen für Gladbach auf, nach einer Station beim FC Valencia spielte Bonhof dann von 1980 bis 1983 für den 1. FC Köln.
Eine Derby-Entwicklung gefällt dem mittlerweile 71-Jährigen offensichtlich überhaupt nicht – im Fokus steht dabei das Ausmaß der Rivalität abseits des Platzes.
Bonhof blickt im Interview mit der„ Aachener Zeitung“ auf seine Zeit als Aktiver in den Derby-Duellen vor mittlerweile über 40 Jahren zurück. „Es war damals eine rein sportliche Konkurrenz. Feindschaften im Umfeld oder gar auf dem Platz gab es nicht. Die Gladbach-Fans konnten unbehelligt mitten durch Ansammlungen von FC-Fans gehen“, erklärte die Borussia-Ikone. „Auf dem Platz haben wir uns gekäbbelt und wehgetan. Aber anschließend gab es immer einen Handschlag.“
Von Rache nach der Hinspiel-Pleite seiner Fohlen will er dennoch nicht sprechen: „Das ist mir zu martialisch. Revanche passt besser.“ Schon am Abend vor dem Derby am Samstag gab es einen ersten Polizei-Einsatz vor der Nordkurve im Borussia-Park, 120 Kölner tauchten gegen 21 Uhr am Gladbacher Stadion auf.
Auf die Geschehnisse abseits des Rasens ist Borussias Vize-Präsident nicht gut zu sprechen: „Es beschleicht jedes Mal auch ein schlechtes Gefühl, weil leider Hooligans diese Partien zu oft für ihre Aktionen nutzen. Wenn ich nur an den Platzsturm im Borussia-Park durch vermummte FC-Krawallos in Anstreicher-Anzügen vor etlichen Jahren denke – schrecklich!“
Bonhof bezieht sich auf der Platzsturm einiger verkleideter Anhänger aus dem Köln-Block nach einem 1:0-Heimsieg der Fohlenelf im Borussia-Park im Februar 2015. Sie stürmten erst den Rasen, danach rückte die Polizei aus – es kam zu körperlichen Auseinandersetzungen, teils am Spielfeldrand.
Nach dem 3:1-Hinspielsieg der Kölner im eigenen Stadion geriet auch schnell das Geschehen auf den Rängen in den Fokus. Eine Strafe in Höhe von 420.000 Euro musste der 1. FC Köln an den DFB zahlen, Grund dafür waren wiederholte Pyro-Einlagen aus der Fankurve während des Spiels.
Bonhof gefällt das nicht: „Solche Erinnerungen trüben leider meine positive Freude auf die Partie. Immer noch stolz bin ich darauf, wie ruhig damals unsere Fans geblieben sind. Da merkt man, wie eng und vertrauensvoll der Kontakt zu unserer Fan-Szene ist.“
Der gebürtige Emmericher stand in insgesamt 24 Derby-Duellen auf dem Rasen. 19 Partien absolvierte er im Borussia-Trikot. Nach seinem Wechsel nach Köln im Sommer 1980 stand Bonhof, einer der gefeierten Stars der Weltmeisterschaft 1974, noch in fünf Derbys im FC-Trikot auf dem Rasen.