GladbachLIVE-Interview Youngster Simon Walde spricht über Geld, Karriere-Pläne und Manager Virkus
Simon Walde (18) ist eines der vielversprechenden Talente aus dem Fohlenstall. Seit 2013 bei Borussia Mönchengladbach durchlief der Rechtsverteidiger am Niederrhein sämtliche Jugendmannschaften – mit Erfolg.
In der Sommer-Vorbereitung 2022 durfte der Youngster unter Trainer Daniel Farke (46) sogar mit den Profis in Trainingslager am Tegernsee reisen. An seinem 18. Geburtstag im Januar unterschrieb er dann seinen ersten Profivertrag bei den Fohlen.
GladbachLIVE hat den deutschen U17-Nationalspieler zum exklusiven Interview getroffen. Dort spricht er über den schwierigen Weg zum Fußball-Profi, sein besonderes Verhältnis zu Manager Roland Virkus (56) sowie die Ziele für seinen weiteren Karriere-Weg.
EXKLUSIV: GladbachLIVE-Interview mit Borussia-Youngster Simon Walde
Herr Walde, Sie haben an Ihrem 18. Geburtstag Ihren ersten Profivertrag bei Borussia Mönchengladbach unterschrieben. Was ist das für ein Gefühl gewesen?
Natürlich ist das ein großer Moment, ein ganz besonderer Tag gewesen. Es hat sich im ersten Moment auch etwas surreal angefühlt. Ich bin mit meinen Eltern und meinem Berater im Büro von Herrn Virkus gewesen. Bei ihm hatte ich bereits zuvor zwei Verträge unterschrieben, es war aber das erste Mal, dass ich im Manager-Büro des Lizenzspielerbereichs gesessen habe. Das war etwas ganz Besonderes, auch für meine Familie. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Das musste ich auch erst einmal realisieren.
Haben Sie da auch eine gewisse Dankbarkeit gegenüber Ihren Eltern verspürt, die Sie auf diesem Weg begleitet und unterstützt haben?
Ja, auf jeden Fall. Meine Eltern haben mich immer unterstützt. Sie haben mich gerade in den ersten Jahren immer zu den Trainingseinheiten gefahren. Von der U9 bis zur U13 gab es damals noch keinen Fahrdienst. Da mussten sie drei bis vier Mal die Woche zum Borussia-Park und zurück. Sie sind auch zu jedem Spiel gekommen, zu jedem Turnier gereist. Wenn du das dann mit einem solchen Moment zurückzahlen kannst, ist das etwas ganz Besonderes. Zugleich haben Sie mir auch immer vermittelt, wie wichtig es ist, in der Schule meine Leistungen zu bringen.
Sie haben sicherlich einige Entbehrungen auf sich nehmen müssen, um diesen Weg hin zum Profi schaffen zu können.
Auf jeden Fall. Das ist ein ständiges Auf und Ab gewesen. Aber Borussia macht das aus meiner Sicht richtig gut. Du bekommst erst einmal ab der U9 Zeit, dich zu entwickeln und zu entfalten, es wird nicht schon nach einem Jahr ausgesiebt. Ab der U14 rückt das Leistungsprinzip merklich in den Vordergrund. Bei mir war es dann so, dass ich plötzlich einen richtigen Wachstumsschub hatte und erst einmal mit diesen körperlichen Veränderungen klarkommen musste, ich habe mich dadurch plötzlich ganz anders bewegt. Dadurch hatte ich keine gute Saison, es gab da auch ein Gespräch mit Herrn Virkus, der mir gesagt hat, dass der Verein dennoch mit mir weiterplant. Es gab Trainer, die das anders gesehen haben, aber Herr Virkus stand immer hinter mir. Ab der U15 hatte ich mich dann gefangen, der Körper spielte wieder mit – und es ging von da an immer weiter bergauf.
Das klingt zugleich so, dass sich da eine besondere Beziehung zum aktuellen Sportdirektor Roland Virkus aufgebaut hat, der bis Anfang 2022 als Jugenddirektor bei Borussia gearbeitet hatte.
Ja, schon. Er begleitet mich schon lange. Vor allem in der Zeit, als es nicht so gut lief, hat er zu mir gestanden. Er ist auch für meine Eltern ein wichtiger Ansprechpartner gewesen.
Stimmt es, dass Sie bei allem Fußballtraining samt Spielen die Schule nicht vernachlässigt haben und dort ebenfalls Ihre Leistungen bis hin zum Abitur bringen konnten?
Ja, auch da habe ich große Unterstützung bekommen. Ohne geht es nämlich nicht. Meine Eltern haben immer großen Wert daraufgelegt, dass ich die Schule vernünftig abschließe. Fußball und Schule – das ist so schon nicht ohne gewesen. Dann sind aber noch die DFB-Lehrgänge bei der U17-Nationalmannschaft hinzugekommen. 2022 habe ich mein Abitur gemacht, zugleich war die U17-Europameisterschaft. Während des EM-Turniers habe ich sogar eine wichtige Prüfung absolvieren müssen. Das vergangene Jahr ist schon sehr stressig gewesen.
Wie geht es nun weiter für Sie? Ist ein Studium parallel zum Training ein Thema?
Zunächst möchte ich mich jetzt voll und ganz auf Borussia und Fußball konzentrieren. Ich möchte in diesem Klub die nächsten Schritte machen.
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Können Sie, im Wissen, einen Top-Schulabschluss gemeistert zu haben, nun befreiter dem Anlauf Profi-Fußballer entgegenblicken?
Ja, auf jeden Fall. Mir stehen viele Türen offen.
Sie haben sich im Juli 2022 einen Nasenbeinbruch zugezogen, kurz darauf, im August, eine Meniskusverletzung. Das hat Sie ausgebremst.
In der Tat. Mitte Februar habe ich das erste Mal wieder über 90 Minuten spielen können. Ich hatte zuvor sechs Monate lang nicht mehr die volle Distanz gespielt. Das ist schon eine lange Zeit gewesen.
Wie sehen die weiteren sportlichen Ziele nun für Sie aus?
Mein nächstes Ziel ist es, zurück in den Flow und Rhythmus zu finden. Und dann würde ich gerne in diesem Jahr, nachdem ich zuletzt mein U23-Debüt geben durfte, weitere Einsatzzeit in der Regionalliga sammeln.
Haben Sie ein Vorbild?
Nicht wirklich. Nein.
Sie achten sehr auf Ihre Fitness. Macht sich das auch bei der Ernährung bemerkbar?
Es ist so, dass ich seit meiner Kindheit Vegetarier bin. Ich verzichte auf Fleisch. Aus meiner Sicht ist das ein gesünderer Lebensstil.
Können Sie auch mal feiern gehen, wie andere junge Männer in Ihrem Alter das auch nur zu gerne tun?
Selten. Wenn mal zwei Tage frei sind bei Borussia, dann beschäftige ich mich nicht mit Fußball. Dann gehe ich vielleicht mal raus oder ab und an auf eine Party. Wenn aber am nächsten Tag Training oder ein Spiel ist, geht das natürlich nicht. Diese Disziplin muss sein.
Gibt es etwas, ein Hobby beispielsweise, bei dem Sie auch mal auf andere Gedanken als Fußball kommen?
Ich habe eigentlich immer gerne Tennis gespielt. Das geht im Moment aber nicht, das wäre nach der Meniskusverletzung nicht gut für mein Knie. Wobei ich abschalten kann: Ich gehe gerne etwas Essen. Ich genieße es dann richtig, in einem guten und gemütlichen Restaurant zu sitzen.
Haben Sie in den vergangenen Jahren im Jugendinternat der Borussia gelebt?
Nein. Ein Platz ist mir zwar mal angeboten worden, aber mir war es immer wichtig, in Düsseldorf bei meiner Familie zu wohnen und nahe bei meinen Freunden zu sein. Ich finde es sehr wichtig, auch mit Menschen zusammen zu sein, die mich nicht als den Fußballer sehen. Zu Hause bin ich einfach ein 18-Jähriger, der auch mal was mit den Freunden unternimmt.
Wie ist der Simon Walde denn im Borussia-Trikot auf dem Platz?
Ich hasse es, zu verlieren. Wenn wir hinten liegen, kann ich mich schon aufregen und emotional werden. Auch, wenn ich gefoult werde, kann ich durchaus mal impulsiv werden. Letztendlich, denke ich, bin ich aber recht kontrolliert auf dem Platz. Wenn es eng für meine Mannschaft wird, bin ich gerne jemand, der die anderen und mich selbst noch mal so richtig pusht.
Der Traum, im Gladbacher Stadion in einem Bundesligaspiel für Borussia aufzulaufen, der ist bei aller Bodenständigkeit bei Ihnen sicherlich da, oder?
(Lacht) Ja, klar. Auf jeden Fall.
Wie groß ist Ihre Verbundenheit zum Klub, zur Borussia?
Riesig. Ich habe mit acht Jahren bei Borussia angefangen und bin unglaublich herzlich aufgenommen worden, obwohl ich aus Düsseldorf komme (lacht). Ich habe hier wirklich richtig gute und wichtige Freunde gefunden. Und der Klub hat zu mir gestanden, als ich eine nicht so einfache Phase hatte. Das verbindet natürlich.
Als Profi-Fußballer verdienen Sie womöglich bereits mehr Geld als andere Menschen aus ihrem engeren Umfeld. Ist Geld für Sie auch schon ein Thema?
Eher nicht. Im Alltag beschäftige mich nicht groß mit diesem Thema. Ich habe zuvor intensiv mit meinen Eltern darüber gesprochen, sie regeln das alles aktuell für mich, ebenso mein Berater.
Sie haben etwas Besonderes mit Ihrem ersten Profivertrag erreicht. Gibt es etwas, womit Sie sich dann auch mal belohnt haben?
Ja, das schon. Ich habe, nachdem ich den Führerschein gemacht habe, mir ein Auto zugelegt. Das habe ich mir gegönnt. Darüber freue ich mich auch sehr.
„Es ist mein Ziel, wieder mit den Profis ins Trainingslager zu fahren“
Abschließend: Die nächste größere Karriere-Etappe für Sie wäre nun, zur Vorbereitung auf die neue Saison mit den Profis ins Sommer-Trainingslager an den Tegernsee reisen zu dürfen? Sie durften ja bereits 2022 mit nach Rottach-Egern.
Es ist natürlich mein Ziel, wieder mit den Profis ins Trainingslager zu fahren. Dafür gilt es jetzt verletzungsfrei zu bleiben und wieder möglichst häufig durchzuspielen. Dafür werde ich alles geben.