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Von Achim Müller

Bayern München als Vorbild Corona-Krise: Verpassen Schippers, Eberl & Co Gladbach ein Strategie-Update?

Sportdirektor Max Eberl (l.) und Geschäftsführer Stephan Schippers (r.) bei der Mitgliederversammlung von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach am 10. August 2021 im Borussia-Park.

Sportdirektor Max Eberl (l.) und Geschäftsführer Stephan Schippers (r.) bei der Mitgliederversammlung von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach am 10. August 2021 im Borussia-Park. 

Die Corona-Krise hat Borussia Mönchengladbach bis ins Mark getroffen. Der Fußball-Bundesligist vom linken Niederrhein muss allein wegen ausbleibender Zuschauereinnahmen, eines neuen Fernsehvertrages, fehlender Hotelgäste oder beispielsweise ausfallender Events im Business-Bereich der vereinseigenen Arena Verluste im zweistelligen Millionen-Bereich hinnehmen.

Vor Bayern-Gipfel: Gladbach-Manager Eberl spricht über neue Herausforderungen für Borussia

Das Geschäftsjahr 2020 (1. Januar bis 31. Dezember) hatte der VfL wegen der Coronakrise bereits mit einem Kassen-Minus von 16,8 Millionen Euro abgeschlossen. Die über 40 Millionen Euro, die Borussia aus den Fleischtöpfen der UEFA für die Teilnahme an der Champions League seinerzeit bekommen hatte, waren in die Bilanz schon eingeflossen.

Dass das Kassen-Minus für das Geschäftsjahr 2021, welches sportlich ohne Europapokal-Einnahmen geendet ist, anders als noch in 2020 ausfallen dürfte, dafür Bedarf es keiner hellseherischen Künste.

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Manager Max Eberl (48) fehlen aktuell daher auch noch die finanziellen Mittel, um angesichts einer sportlichen Talfahrt dem Profi-Kader in der Wintertransferphase eine signifikante Blutauffrischung zu verpassen.

Zugleich wabert um die Borussia allerdings mittlerweile auch eine gewisse Erwartungshaltung in Fankreisen. Europa- oder Champions League sollte es schon sein für die Elf vom Niederrhein, heißt es.  

Allerdings trifft Corona Gladbach aus dem Reigen der Klubs, die in den vergangenen Jahren zu den üblichen „Verdächtigen“ hinter Bayern München im Rennen um die Europapokal-Plätze gezählt wurden, noch empfindlicher als beispielsweise die Konkurrenz aus Wolfsburg oder Leverkusen.

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Gladbach hat keinen Konzern, keinen Groß-Sponsor oder Super-Investor im Rücken, der in Zeiten größter Not hinter den Kulissen auch mal dank gewiefter Finanzaktionen im Vereinsporte­mon­naie „aushelfen“ könnte.

Borussia stemmt seit Jahren, ob Stadion- oder Hotelbau, ob hochmoderne Fohlen-Welt, ob neue Jugendakademie, ob Transfers wie Ginter, Kramer, Plea, Thuram, Bensebaini, alles mit Bordmitteln.

In Zeiten von Corona ist es allerdings für den VfL sehr kompliziert geworden, weiterhin auf dem Transfermarkt, im Wettstreit mit Dortmund (börsennotiert) oder dem Brause-Klub Leipzig, allein auf nationaler Basis noch mitzuhalten.

„Die Coronakrise hat uns um zwei, drei Jahre zurückgeworfen“, sagt Max Eberl. Im Kampf um die Top-Sechs-Plätze in der Beletage des deutschen Fußball ist das, auch mit Blick in die Zukunft, ein Rucksack, der mehr als nur drückt.

Die Verantwortlichen bei Borussia um Präsident Rolf Königs (80) und Geschäftsführer Stephan Schippers (54) haben schon länger Ideenpapiere in der Schublade liegen, wie das wirtschaftliche Fundament des VfL für die Zukunft ausgebaut werden könnte.

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Da der Klub angesichts der finanziellen Folgen der Coronakrise immer kreativer sein muss, um sportlich weiter auf dem Ball der nationalen Fußball-Schwergewichte mittanzen zu können, könnten die Ideenpapiere alsbald auch mal auf die Schreibtische gelangen.

Manager Eberl sagt in diesem Kontext auf GladbachLIVE-Nachfrage: „Man muss sich immer Gedanken machen. Auch wenn man Konkurrenten in der Bundesliga sieht, die ja auch kreative Konstrukte wählen, um junge Spieler für sehr viel Geld in ihren Verein zu holen, dann muss man als Verein strategisch für sich eine Entscheidung fällen, was und wie man es haben möchte.“

Eberl betont weiter: „Ich sage es nicht umsonst immer wieder: Erfolge wie Europapokal sind für uns außergewöhnlich und werden es auch bleiben. Und es kann auch durchaus sein, wenn der Markt sich weiter so entwickelt, dass immer mehr Vereine immer kreativere Wege finden, sich aufzustellen. Und wenn wir auf dem Weg bleiben, den wir haben, dass Europa dann für uns ein utopisches Ziel werden wird – das kann auch passieren.“

Eberl sagt zudem: „(...) Wir, auch der Verein, wir werden uns Gedanken machen müssen, wie man da in der Konkurrenzsituation weitergeht. Wenn man sich für den Weg entscheidet, dass es so bleibt, wie es aktuell der Fall ist, dann kann es eben sein, dass für uns Europapokal kein Ziel mehr ist. Sondern dann heißt es eben, in der Bundesliga eine Rolle zu spielen.“

Doch wie könnte das von Eberl angedeutete Update der Borussia-Strategie aussehen? Ein Investor oder Scheich, der den VfL übernimmt, ist sicherlich nicht gemeint.

Vielmehr könnte der kommende Rückrunden-Auftakt-Gegner (7. Januar 2022/20.30 Uhr/GladbachLIVE-Ticker) der Fohlen-Elf, Rekordmeister Bayern München, als kreatives Vorbild dienen.

Stichwort „strategische Partnerschaft“. Die Bayern haben Sponsoren wie „Adidas“, „Audi“ oder „Allianz“ als solche Partner.

Wie sieht so eine „Partnerschaft“ aus? Beispiel: Im Zuge einer Kapitalerhöhung hat die „Allianz SE“ im Februar 2014 einen Anteil von 8,33 Prozent an der FC Bayern München AG erworben. Für die erworbenen Aktien erhielt die FC Bayern München AG 110 Millionen Euro.

Der FC Bayern München e.V. ist Hauptanteilseigner der FC Bayern München AG. Der Mutterverein hält 75 Prozent der Anteile. Die restlichen Anteile (jeweils 8,33 Prozent) liegen bei den langjährigen Partnern „Adidas“, „Audi“ und „Allianz“.

Für ähnliche Modelle wie das der Bayern müsste Borussia sich als Verein allerdings zunächst neu aufstellen.

Ein Thema, zu dem sich Stephan Schippers im Interview mit dem „Express“ im Juni 2019 schon einmal ausführlich geäußert hat.

Borussia, so Schippers seinerzeit, bekenne sich ausdrücklich zum 50-Plus-Eins-Modell. „In diesem Rahmen ist ja schon heute sehr viel möglich. Aus unserer Sicht hat Bayern München mit der gesellschaftsrechtlichen, strategischen Unterlegung von langfristigen Sponsorings einen sehr intelligenten Weg gewählt. Das kann in Zukunft sicherlich etwas Interessantes werden. (...) Borussia wird dabei aber immer Herr im eigenen Hause bleiben.“

Schippers sagte damals weiter: „Wenn wir Anteile verkaufen wollten, dann haben wir laut Satzung den Gang über die Mitgliederversammlung zu gehen. Das würden wir auch nicht scheuen, wenn wir davon überzeugt wären.“

Nun, im Januar 2022, deutet sich an, dass eine von der Pandemie gebeutelte Borussia in Sachen Kapitalbeschaffung und Strategieausrichtung zumindest über neue, kreative Wege nachdenken dürfte.

Max Eberl hat es angedeutet. Die Coronakrise hat, im übertragenen Sinn, wie ein Katalysator in dieser Melange gewirkt. 

Borussia steht, um nachhaltig konkurrenzfähig für die Top-Sechs zu bleiben, offenkundig vor neuen Herausforderungen.

Allerdings: Würden Fans und Mitglieder ein eventuelles Strategie-Update beim VfL mittragen? Letztendlich würde es nur gemeinsam gehen.

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Das Bayern-München-Modell „strategische Partnerschaft“ hat sich auf jeden Fall bislang als wichtiger Teil einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte entpuppt. Die Bayern peilen, trotz Corona, dank ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten in dieser Saison den zehnten Meistertitel in Folge an.

Der FC Bayern hat übrigens auch den Namen des eigenen Stadions vermarktet.