Erster im Duell mit dem 19. Wäre ein Stammplatz-Beben bei Borussia! Neuer Konkurrenzkampf eröffnet
Als letzte Patrone von Gerardo Seoane (45) eingesetzt – und direkt auf sich aufmerksam gemacht.
Bisher war es nicht die Saison von Christoph Kramer (32). Der Routinier verletzte sich gleich früh in der Sommer-Vorbereitung von Borussia Mönchengladbach und fiel fast zwei Monate lang aus. Wenig später führte ein Rückfall bei seiner Innenband-Problematik zu einem weiteren wochenlangen Ausfall.
Gladbach-Routinier legt zu – und entfacht neuen Konkurrenzkampf
Die Folgen dieser längeren Pausen sind statistisch leicht abzulesen: Im Vergleich der Borussia-Profis mit den meisten Pflichtspiel-Minuten in der Bundesliga und im Pokal liegt Kramer auf dem 19. Platz – immer noch hinter Jonas Omlin (29), der seit drei Monaten verletzungsbedingt fehlt.
Da war die Partie bei Borussia Dortmund (2:4) ein Mutmacher für den Weltmeister von 2014: Zwar kam er erst in der 82. Minute ins Spiel. Da gelang es ihm aber schnell, seine Qualitäten unter Beweis zu stellen – und mit seinen Teamkollegen noch am 3:3 zu schrauben.
Kramer war sofort präsent, nachdem er für Julian Weigl (28) in die Partie kam. Kramer kam in der Schlussphase auf 19 Ballberührungen – sein Vorgänger Weigl in über 80 Minuten auf 55. Zudem hatte er die beste Passquote der Fohlen – und sowohl in Sachen erwartete Tore als auch erwartete Vorlagen einen höheren Wert als Weigl.
Der Expected-Goals-Wert Kramers hängt aber in erster Linie mit einer Szene zusammen, an die der 32-Jährige am Tag nach der Schlappe nicht gerne zurückdenken wird. In der Nachspielzeit kam er im Strafraum ungestört zum Abschluss, entschied sich für einen Volley und knallte den Ball rechts am Tor vorbei.
Die Fohlen haderten nach Abpfiff mit der Chance auf das 3:3, ehe Donyell Malen (24) mit der letzten Aktion der Partie noch auf 2:4 aus Gladbach-Sicht erhöhte, als die Fohlen beim letzten Eckball voll ins Risiko gingen.
„In der Schlussphase hat er natürlich den Lucky Punch auf dem Fuß. Da hätten wir uns alle gewünscht, dass der unter die Latte geht“, sagte Gerardo Seoane (45) nach dem Spiel über die Kramer-Chance.
Sport1-Experte Stefan Effenberg (55) wurde da im „Doppelpass“ schon etwas deutlicher: „Der Ball fällt ja eigentlich perfekt für Christoph Kramer. Er wird nicht bedrängt. Aus der Position sollte er das Tor treffen, der Meinung bin ich schon.“
Seoane wollte den Fokus eher auf die Entwicklung des Mittelfeldspielers legen: „Chris kommt von Woche zu Woche besser in Fahrt. In den vergangenen Spielen hatte er auch immer längere Einsätze.“
Kramer stand in der laufenden Bundesliga-Saison noch nicht in der Startelf – seine früheste Einwechslung erfolgte in der 73. Minute beim 3:1 in Bochum. Ein ambitionierter Spieler wie Kramer dürfte sich denken: Da ist doch noch mehr drin!
Mit der Leistung in Dortmund hat er jedenfalls Werbung in eigener Sache betrieben. Die Situation Kramers erleichtert aber nicht, dass er realistischerweise in Seoanes aktueller Grundordnung nur einen Spieler hat, den er dauerhaft verdrängen könnte.
Als Konkurrent von Manu Koné (22) und Rocco Reitz (21) auf den Achterpositionen gilt Florian Neuhaus (26). Hier setzt Seoane aktuell auf Spieler, die immer wieder ins Dribbling gehen und Tiefenläufe anbieten, um die Offensivkräfte zu unterstützen.
Da dürften seine drei jüngeren Kontrahenten doch die Nase vorn haben. Also müsste Kramer als 19. im Einsatzzeiten-Ranking den Spitzenreiter ablösen: Julian Weigl kam bisher in allen 14 Pflichtspielen von Beginn an zum Einsatz.
Wenn ein Fohlen unter Seoane bis dato den Status „Gesetzter Spieler“ genießt, dann ist es der 28-Jährige. Dementsprechend wäre es ein Stammplatz-Beben, wenn Weigl plötzlich um seinen Platz im defensiven Mittelfeld bangen müsste.
Kramer hat den Konkurrenzkampf durch die Leistung in Dortmund zumindest mehr als zuvor unter Seoane entfacht. Seoane bewies in der laufenden Saison schon, dass er sich nicht vor überraschenden Personalentscheidungen scheut – etwa, Reitz den Vorzug vor Ex-Nationalspieler Neuhaus zu geben. Das dürfte der Schweizer mit Blick auf die Reitz-Leistungen der vergangenen Wochen nicht bereut haben.
Es zeichnen sich spannende Wochen am Niederrhein ab. Als Nächstes steht für Borussia das Heimspiel gegen Hoffenheim (2. November, 15.30 Uhr) an. Es wäre schon eine große Überraschung, wenn Weigl schon da um seinen Platz bangen müsste. Klar ist aber, dass Kramer ihm das Leben so schwer wie möglich machen will.