Hütter-Aus in Gladbach: TV-Scharfrichter Hamann äußert sich „Es war ein Missverständnis“
Adi Hütter (52) ist nicht mehr Trainer von Borussia Mönchengladbach. Der 5:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim am Samstag (14. Mai 2022) war sein letztes Spiel an der Seitenlinie des VfL. Das steht seit dem frühen Samstagabend fest. Und: Neben Hütter hat auch Markus Weinzierl (47) nach Abpfiff beim FC Augsburg hingeschmissen. Kein Wunder also, dass das Trainer-Beben in der Bundesliga, die Fachleute in der Talkrunde „Sky90“ am Sonntag (15. Mai) beschäftigte. Für Ex-Spieler Dietmar Hamann (48) sind die Ablösesummen in den Verträgen der Trainer das größte Problem.
Trennung bei Gladbach und Hütter: Für Hamann keine Überraschung
Borussia Mönchengladbach braucht einen neuen Trainer. Adi Hütter wird die Fohlen nach nur einer Saison verlassen, darauf haben er und der Klub sich einvernehmlich geeinigt, heißt es in einem offiziellen Statement.
Wirklich überraschend kommt das Aus des Österreichers am Niederrhein nicht, hatten die Fohlen doch in der nun beendeten Saison 2021/22 immer wieder mit Problemen zu kämpfen und befanden sich zwischenzeitlich sogar im Abstiegskampf. Zwar schaffte es die Fohlenelf sich daraus zu befreien, Ziele, wie das Erreichen der Europapokal-Plätze oder zumindest ein einstelliger Tabellenplatz wurden aber klar verfehlt.
Auch „Sky“-Experte Dietmar Hamann findet das Aus des 52-Jährigen bei Borussia keinesfalls unerwartet. „Ich will nur eines sagen: Er ist ja nicht aus freien Stücken gegangen. Das war ja in beiderseitigem Einvernehmen! Der Verein hatte auch ein Interesse das zu beenden, weil es war ein Missverständnis. Man hat wahrscheinlich gedacht: ‚Wenn er diese Leidenschaft und diese Emotionen von der Frankfurter Truppe in unsere spielerisch gute Gladbacher Mannschaft bringt, dann haben wir hier ein Paket, was über Jahre oben mitspielen kann‘ “, mutmaßt er.
Er fährt fort: „Das Problem oder die Thematik, die ich in der ganzen Sache sehe, ist die festgeschriebene Ablöse. Er hat eine festgeschriebene Ablöse. Er und Marco Rose (Ex-Trainer von Gladbach und heutiger BVB-Coach, Anm. d. Red.) haben das ganze Stühlerücken ins Laufen gebracht und ich glaube, es ist kein Zufall, dass die beiden Trainer, die für viel Geld geholt wurden – der eine ist weg, der andere steht auf der Kippe – wackeln. Wie willst du denn einem Spieler erklären, dass er nach Gladbach oder Dortmund kommen soll und was der Verein bedeutet, wenn die Spieler immer im Hinterkopf haben: ‚Ja, bist du als Trainer dann überhaupt noch da? Beim letzten Verein bist du doch auch abgehauen!‘ Ich glaube, dass das der Glaubwürdigkeit der beiden Trainer unheimlich geschadet hat.“
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Aus diesem Grund müssten die Vereine ihre Vorgehensweise bei der Verpflichtung von Trainern überdenken, fordert Hamann. „Es werden Trainer geholt für drei, vier Jahre. Wenn's nicht funktioniert, fliegen sie nach zwölf Monaten raus, dann musst du das Gehalt weiterbezahlen. Wenn's läuft, haben sie eine Ausstiegsklausel. Ja, wo lässt das die Vereine? Die können nicht gewinnen. Hütter hat in Frankfurt einen Scherbenhaufen hinterlassen, die waren nach dem Sieg in Dortmund sieben Punkte vor dem BVB und hätten eigentlich in dieser Saison in der Champions League spielen müssen. Und in Gladbach sind alle Dämme gebrochen, als Rose gesagt hat, dass er nach Dortmund geht. Beide Mannschaften haben, glaube ich, nachdem der Abschied verkündet wurde, kein Spiel mehr gewonnen. Da wurde schon die Glaubwürdigkeit der Trainer beschädigt.“
Der 48-Jährige fordert daher: „Diese Ablösesummen und Klauseln für Trainer sind für mich ein Unding und das hat für mich aufzuhören. Beide Vereine haben gesehen, was in Gladbach und Frankfurt passiert ist. Frankfurt hatte Glück, die richtigen Leute zu holen. Aber Ablösesummen für Trainer müssen meiner Meinung nach aufhören.“
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Ablösesumme oder nicht – Gladbach wird einen neuen Trainer für die neue Bundesliga-Saison verpflichten müssen. Wer das sein wird, ist zum derzeitigen Zeitpunkt allerdings noch völlig unklar. Namen wie Lucien Favre (64) oder Daniel Farke (45) kursieren allerdings schon jetzt durch die Medienlandschaft.
Für Favre wäre es eine Rückkehr an den Niederrhein, nachdem er von 2011 bis 2015 bereits äußerst erfolgreich bei den Fohlen gearbeitet und diese sogar in den Europapokal geführt hatte.
Doch: Könnte ein Lucien Favre den VfL auch diesmal wieder in die Erfolgsspur führen? Wenn es nach Hamann geht, dann ja. Er sagte am Sonntag bei „Sky90“: „Der Trainermarkt ist nicht überhäuft mit guten oder herausragenden Trainern. Und Favre, ich würde schon sagen, dass da sehr viel mehr Höhen waren als es Tiefen waren. Er hat eine großartige Arbeit in Gladbach geleistet, als er sie in den Europapokal geführt hat. Und er macht Spieler besser. Und ich glaube, dass er für eine Zeit, wo einige junge Spieler da sind – jetzt muss man schauen, wer bleibt, wer kommt und wer geht... Also Lucien Favre könnte ich mir sehr gut vorstellen, wenn er sich entscheidet, das nochmal zu machen in Gladbach. Aber ich glaube, das wäre eine sehr gute Wahl.“