Er bekommt die Raffael-Nummer Wolf trifft seinen Fußball-Ziehvater in Gladbach wieder
Mönchengladbach - Als in Leipzig die Leistungstests nach der verkürzten Sommerpause anstanden, war Hannes Wolf (21) schon gar nicht mehr mit dabei. Am Dienstag checkte er im Vier-Sterne-Hotel am Borussia-Park ein, um den Deal klarzumachen, der sich bereits seit einigen Wochen angebahnt hatte: Wolf wechselt auf Leihbasis nach Gladbach. Die Fohlen sichern sich für ein Jahr die Dienste des Österreichers, inklusive Kaufoption.
Hannes Wolf vereint Aggressivität mit fußballerischer Qualität
Bleibt Manager Max Eberl (46) bei seinem Plan, exakt zwei Spieler für die neue Saison holen zu wollen, wäre er damit zur Hälfte fertig. Nur ein flexibler Mann fürs zentrale Mittelfeld würde dann noch fehlen. Wolf soll ein wichtiger Mosaikstein im zweiten Jahr unter Trainer Marco Rose (43), seinem Ziehvater aus gemeinsamen Tagen bei RB Salzburg, werden. „Wir haben bereits fünf Jahre zusammengearbeitet, das war ein großer Punkt. Aber der ganze Verein und das Drumherum haben mir die Entscheidung leicht gemacht“, sagte Wolf.
Rose hat mit ehemaligen Schützlingen bislang gute Erfahrungen gemacht: Stefan Lainer (27) half mit, die neue Marschroute in Gladbach an den Mann zu bringen. Mit ihm hat Wolf bereits gesprochen: „Ich habe ihn gefragt, wo man hier am besten wohnen kann.“
In der Offensive hat sich Raffael (35), dessen Rückennummer elf der Neue übernimmt, verabschiedet, Kapitän Lars Stindl (31) biegt auf die Zielgerade seiner Karriere ein. Wolf vereint fußballerische Qualitäten der beiden mit den speziellen stilistischen Anforderungen Roses, was Anlaufen und Balleroberung angeht.
In Leipzig kam er nur zu fünf Einsätzen in der Bundesliga, kurz vor seinem Wechsel im Sommer 2019 hatte sich Wolf bei der U21-EM das Bein gebrochen. „In der vergangenen Saison konnte er leider aufgrund einer langwierigen Verletzung bei RB Leipzig nicht viele Spiele machen. Wir freuen uns, dass er sich nun für Borussia entschieden hat und wollen gemeinsam einen erfolgreichen Weg gehen“, sagte Eberl.
Wolf schaffte nahtlos den Sprung zu den Profis
Als Salzburg 2017 in der UEFA Youth League für Furore sorgte, war Wolf der Most Valuable Player (MVP): Sieben Tore schoss er in sieben Spielen, war erfolgreich gegen Manchester City, Paris Saint-Germain, Atlético Madrid und den FC Barcelona. Im Finale gegen Benfica Lissabon legte Wolf beide Tore auf.
Dass ein 18-jähriges Riesentalent so nahtlos den Sprung in den Seniorenbereich schafft, ist nicht selbstverständlich. Doch Wolf lieferte in beiden Spielzeiten unter Rose ab, national wie international. „Aus einer Emotion heraus“ habe er einmal gesagt, keine Notwendigkeit für einen Wechsel nach Leipzig zu sehen. Als der Transfer in die noch größere Bullen-Filiale fix war, wurde Wolf in Salzburg ausgepfiffen. „Schade, dass der nötige Respekt nicht gegeben ist“, sagte Rose und nahm ihn damit in Schutz.
Rose könnte mit Wolf noch einmal die Raute angehen
Wolf kam in Salzburg in einem 4-4-2 meist hinter den Spitzen zum Einsatz. Aggressivität gegen den Ball, Präzision und Ruhe mit dem Ball – das wird ihm gleichermaßen nachgesagt. Gladbach-Coach Rose könnte damit in der kommenden Saison noch einmal sein anfangs anvisiertes System mit Mittelfeldraute anpacken. Florian Neuhaus (23) und Jonas Hofmann (28) auf den Achter-Positionen und Denis Zakaria (23) auf der Sechs würden dann im Rücken des Neuen agieren.
Sportlich hat Borussia fast nichts zu verlieren. Wolf bringt alles mit, um die Offensive um die drei „Büffel“ Marcus Thuram (22), Breel Embolo (23) und Alassane Plea (27) sowie Stindl und den Flügelmann Patrick Herrmann (29) optimal zu erweitern. Dieses Sextett hat zweifellos Champions-League-Format.
Hannes Wolf verspeist Goldsteak
Abseits des Rasens sorgte Wolf in Leipzig auch für negative Schlagzeilen: Zuerst veröffentlichte er ein Protz-Video bei Instagram, das er anschließend auf Geheiß seines Vereins löschen musste. Im Urlaub verspeiste er kürzlich ein Goldsteak bei „Salt Bae“ Nusret Gökçe.
Sein neuer alter Trainer wird ihn vor allem daran messen, wie er im Training mitzieht und wie er sich den Kollegen gegenüber verhält. Nicht umsonst bezeichnete Rose seine Mannschaft als „coolen Haufen“, die verschiedenen Charaktere hatte er im Griff. Wolf zu integrieren, der auch die Co-Trainer Alexander Zickler (46) und René Maric (27) schon lange erkennt, sollte daher kein Problem sein.
Nach der Unterschrift ging es für Wolf in die Heimat nach Graz. Vor dem Trainingsstart bei Borussia Ende Juli steht schließlich noch ein Umzug an.