„FIFA wirklich unzurechnungsfähig“ Diskussion um „One-Love-Binde“ bringt Gladbach-Profi auf die Palme
Es ist eines DER Diskussionsthemen bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar: Die „One-Love-Kapitänsbinde“ in Regenbogenfarben. Hatten die Teams, unter ihnen auch die DFB-Elf, noch vor dem Turnier erklärt, mit der Armbinde ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt sowie gegen Diskriminierung im umstrittenen Gastgeberland setzen zu wollen, ruderten alle von ihnen am Montag (21. November 2022) zurück.
Der Grund: Die FIFA hatte zuvor mit noch nicht näher präzisierten Strafen gedroht, sollte man die am Ausrichtungsort nicht gern gesehene Binde tragen.
Grund genug, sich erneut über die merkwürdigen Vorgehensweisen der FIFA rund um das Turnier aufzuregen. Christoph Kramer (31), Spieler von Borussia Mönchengladbach und derzeit als WM-Experte beim „ZDF“ im Einsatz, brachte die dadurch entfachte Diskussion jedenfalls ordentlich in Rage.
Gladbach-Profi Kramer macht Diskussion um „One-Love-Binde“ wütend
Nachdem bereits Ex-Nationalspieler Per Mertesacker (38) und Schiedsrichter-Experte Manuel Gräfe (49) über mögliche Konsequenzen gemutmaßt und ihre Meinung zum Thema dargelegt hatten, schaltet sich auch der Gladbach-Profi in die Diskussion ein.
Moderations-Kollege Jochen Breyer (40) fragte den 31-Jährigen nach seiner Meinung zum Thema: „Der Sanktionskatalog ist offen, das heißt, es ist noch nicht einmal klar, welche Sanktionen es gegeben hätte und trotzdem knicken die Verbände ein. Wie findest du das?“, sprach er Kramer direkt auf die umstrittene Thematik an.
Der redete sich daraufhin regelrecht in Rage, betonte aber auch, dass er die Entscheidung der Verbände, auf die Binde zu verzichten, verstehen könne. „Ich glaube, alternativlos, weil ich mir sehr sicher bin, dass die FIFA deutlich gemacht hat, dass sie die Binde weglassen. Die FIFA ist momentan wirklich unzurechnungsfähig. Das ist so traurig. Wenn diese WM eins gezeigt hat, dass es die Politik des längeren Hebels gibt. Die FIFA will ihre Macht demonstrieren – das tut sie.“
Er fuhr fort: „Und ich glaube sogar, dass Deutschland gesagt hätte: Ja komm, Gelbe Karte nehmen wir in Kauf. Zweiter Kapitän Kimmich, dritter Müller, nehmen wir in Kauf. Minus drei Punkte, jetzt einmal übertrieben, überspitzt gesagt, machen wir auch noch. Wir gewinnen halt einfach alle drei Gruppenspiele und kommen trotzdem weiter, spielen im letzten Gruppenspiel noch mit sieben Mann. Es ist halt so, dass die FIFA bestimmen darf, du bist machtlos.“
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Dann grätschte Breyer nochmals dazwischen: „Alternativlos, stimmt doch nicht. Man hätte es doch darauf ankommen lassen können.“ Daraufhin sagte Kramer: „Ja, man hätte es darauf ankommen lassen können. Man hätte nicht gewusst, was passiert wäre. Sicher, dass diese FIFA, wie wir sie tagtäglich erleben, dem DFB klargemacht hat: Ihr werdet mit dieser Binde nicht auflaufen.“
Laut Breyer hätte man es dennoch darauf ankommen lassen können oder sogar müssen. „Weil, es ist doch die Dauerdiskussion im Sport. In dem Moment, wenn es darauf ankommt, riskiert man nicht den großen Knall gegen die FIFA“, betonte er.
Darauf entgegnete Kramer: „Ich glaube, dass durch diese ganze Debatte die FIFA jetzt schon einmal richtig verloren hat. Sie setzt ein ganz, ganz schlechtes Zeichen an die Welt. Sie tragen es auf den Rücken der Spieler aus, drohen mit sportlichen Strafen, was ein Wahnsinn ist. Wenn wir jetzt 100 Leute fragen würden, würden alle sagen: ‚Das war jetzt ganz schwach von der FIFA.‘ Es ist total einfach hier in diesem Studio zu sitzen, ich sehe es natürlich auch aus sportlicher Sicht und muss ganz ehrlich sagen: Was diese FIFA seit 12 Jahren um diese Vergabe in dieser WM 2022 macht, das finde ich so Wahnsinn. Und das sollen jetzt die Spieler büßen und mit einem Punktabzug ausscheiden. Diesen Knall wird es irgendwann geben.“
Auch über die Möglichkeit, erst gar nicht an dem umstrittenen Turnier am Persischen Golf teilzunehmen, sprach Kramer. „Sie ist eine Farce, aber das weiß jeder. Aber sogar dadurch wirst du es nicht ändern. Wenn einer sagt, wir nehmen an einem Turnier nicht teil, dann sagen die: ‚Wer ist der nächste Nachrücker?‘“
Zum Schluss stellte er klar, die Diskussion um das Thema „One-Love-Binde“ absolut richtig zu finden, nicht aber, dass die Spieler nun dafür an den Pranger gestellt würden, doch auf die Binde zu verzichten.
Kramer: „Ich weiß es nicht, ich finde es total richtig, dass wir darüber diskutieren, Zeichen setzen, aber dass die Spieler jetzt die Suppe auslöffeln sollen, die da passiert ist – das finde ich nicht richtig. Die FIFA wird denen klargemacht haben: ‚Wenn ihr mit der Binde auflauft, dann seid ihr bei dem Turnier raus.‘“