Eberl will zwei Neue für Borussia Macht Roses Ex-Schützling den Anfang?
Mönchengladbach - Ein Sommer, wie er früher einmal war? Schon in den vergangenen Jahren hat sich Max Eberl (46) nach und nach davon verabschieden müssen, zum Trainingsstart den Kader für die neue Saison so gut wie fertig zu haben. Nun ist 2020 ein Jahr, wie es nicht nur Borussias Manager noch nie erlebt hat. Ursprünglich hätte die Vorbereitung längst laufen sollen. Stattdessen sind Gladbachs Spieler im Urlaub, während in England, Spanien und Italien noch gespielt wird.
In den Tagen seit dem Saisonende hat sich Borussia damit befasst, die Finanzlage in der Corona-Krise zu ordnen, zu kommunizieren, zu erklären. Für Eberl waren sogar ein paar Tage Urlaub drin. Jetzt gilt sein Fokus voll der neuen Spielzeit, deren genauer Beginn noch nicht einmal bekannt ist.
Gladbach: Kein Transfer für zehn Millionen Euro oder mehr
Das Budget ist so limitiert wie seit Vor-Relegations-Tagen nicht mehr. Im Gespräch mit „Radio 90,1“ sagt Eberl: „Es wird für Gladbach dieses Jahr nicht möglich sein, einen Spieler für zehn Millionen oder mehr zu holen.“ Seit 2015 hat Borussia in jedem Sommer einen Transfer dieser Größenordnung gestemmt.
Trotzdem umreißt Eberl ziemlich klar, was er mit den Summen anstellen will, die nicht zum Stopfen der Corona-Löcher gebraucht werden und die sich auch nicht durch Spielerverkäufe erweitern sollen. „Wir müssen niemanden abgeben in einer der schwierigsten Phasen im deutschen Fußball. Mehr Ausdruck von Stabilität und Kontinuität kann es nicht geben“, sagt Eberl. Das ist die gesunde Basis, von der aus er nun auslotet, was möglich ist.
„Wir wollen uns punktuell mit zwei Spielern verstärken“, kündigt der Sportchef an. In Raffael (35), Fabian Johnson (32) und Tobias Strobl (30) haben drei erfahrene Spieler mit üppigen Gehältern den Verein verlassen, deren Positionen die geplanten Zugänge möglichst breit abdecken sollten.
Rose hofft auf Beyer und Doucouré
Die Kaderplanung kann sich auf alles ab der Sechs und weiter vorne konzentrieren. Denn in der Abwehr, wo Strobl mal in der Zentrale aushalf und Johnson auf der Seite, stehen Youngster aus den eigenen Reihen bereit. „Hinten sind wir gut aufgestellt, da ja auch Jordan Beyer zurückkommt und wir alle auf Mamadou Doucouré hoffen“, sagt Marco Rose (43) im Interview mit der „Aachener Zeitung“. Nach dem Restart war zudem Eigengewächs Kaan Kurt (18) regelmäßig dabei.
Trotz der Champions-League-Qualifikation mit 65 Punkten und der schwierigen Umstände in der Krise hält der Trainer die Ambitionen hoch: „Ich weiß, dass Max dafür kämpfen wird, seinem Trainer eine Mannschaft zusammenzustellen, mit der dieser den nächsten Schritt gehen kann.“ Rose wird schließlich seine Königsklassen-Premiere feiern. Was ihn gewurmt haben dürfte: Im ersten Gladbach-Jahr war in beiden Pokal-Wettbewerben schon vor Weihnachten Feierabend.
Das sind die Transfer-Sommer, in denen Gladbach am meisten ausgegeben hat (Element freigeben, falls es nicht angezeigt wird):
Indem alle Stars gehalten werden, auch das wertvollste Fohlen Denis Zakaria (23), soll es sozusagen auf ganz natürliche Weise nach vorne gehen. „Diese Mannschaft ist ein Jahr weiter. Viele junge Spieler haben eine tolle Erfahrung gemacht“, sagt Eberl. In der Champions League sollen sie weiter wachsen. Ein Kandidat, der als Externer dabei helfen soll, ist Hannes Wolf (21). Wie der „Kicker“ berichtet, soll RB Leipzig inzwischen zu einem Leihgeschäft mit Kaufoption oder Kaufverpflichtung bereit sein.
Wolf könnte Raffael ersetzen und Stindl entlasten
„Das könnte eine interessante Personalie sein, aber es gibt auch andere Ideen“ sagt Rose. „Ich habe vollstes Vertrauen in Max: Wir werden schlaue und kreative Transfers machen.“ Wolf könnte Raffaels Kaderplatz einnehmen, „Capitano“ Lars Stindl (31) auf der Zehnerposition entlasten und wäre gleichzeitig eine Option für die offensiven Außenbahnen. Ähnliche Vielseitigkeit wäre bei einem defensiveren Zugang gefragt, der fußballerisch mindestens so gut sein muss wie Strobl, aber Roses aggressiven Stil besser umsetzen kann.
In jedem der elf Transfer-Sommer, die Eberl zuvor gemanagt hat, galt die Devise: Borussia kann nur das ausgeben, was sie einnimmt. Anfangs waren das nicht mehr als zehn Millionen Euro, vergangenes Jahr erstmals mehr 40. „Es ist kein Nachteil, dass wir immer schon auf jeden Cent achten mussten“, sagt Eberl.
Geduldig sein zu müssen, ist auch keine neue Erfahrung mehr. 2019 kamen Marcus Thuram (22) und Ramy Bensebaini (25) erst nach dem Trainingslager. Dieses Jahr soll es Mitte August steigen. Wenn Eberl dann schon seine beiden Neuen hätte, wäre er wohl hochzufrieden.