„Mich deshalb zu ermorden...“ Todestag von Ex-Gladbacher Durkovic jährt sich zum 50. Mal
Vladimir Durkovic (†34) spielte von 1966 bis 1967 für Borussia Mönchengladbach. Als er in der Schweiz seine Karriere ausklingen ließ, schoss ein Polizist auf ihn. Der damals 34-Jährige erlag wenig später seiner schweren Verletzung. Er verstarb am 22. Juni 1972. GladbachLIVE wirft einen Blick auf das tragische Ereignis, welches sich heute vor genau 50 Jahren zutrug.
Durkovic wechselte 1966 von Belgrad nach Gladbach
Vladimir Durkovic wechselte in der Saison 1966/67 zu Borussia Mönchengladbach, nachdem er als junger Spieler von Roter Stern Belgrad fünf Meisterschaften und dreimal den jugoslawischen Pokal gewonnen hatte und 1959 auch in die Nationalmannschaft seines Landes berufen worden war.
Trainer Hennes Weisweiler (†) setzte zu Beginn der Spielzeit auf den international erfahrenen Abwehrspieler und setzte ihn in den ersten drei Spielen gegen Schalke 04, 1. FC Kaiserslautern und den Hamburger SV ein. Danach allerdings entzog er ihm das Vertrauen. Durkovic kam erst wieder in den letzten sieben Bundesliga-Duellen der Fohlen zum Einsatz.
Wohl auch ein Grund dafür, dass das Gastspiel am Bökelberg für Durkovic nach nur einer Spielzeit bereits wieder endete. Nach nur zehn Bundesligaeinsätzen wechselte der Jugoslawe im Sommer 1967 nach Frankreich zu AS Saint-Étienne, wo er an die Erfolge aus Belgrader Zeiten anknüpfen konnte.
In Frankreich blieb der Rechtsverteidiger vier Jahre und konnte große Erfolge feiern. So gehörte er in den Jahren 1968, 1969 und 1970 zur Meistermannschaft der „Grünen“ und gewann 1967/68 sowie 1969/70 zudem den Coupe de France.
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1971 wechselte er schließlich zum FC Sion in die Schweiz, wo er seine Karriere ausklingen lassen wollte. Doch es kam anders. Durkovic wurde 1972 unter fragwürdigen Umständen erschossen. Der Grund: Ein Streit zwischen Durkovic und seinem Freund mit einem Polizisten.
Das Autoren-Duo Peter Plum und Denis de Haas beschriebt in seinem Buch „Schweigeminute Bundesliga“ den Vorfall. Nach deren Angaben, betrat Durkovic mit zwei weiteren Fußballprofis am 20. Juni 1972 eine Diskothek in Sion. Bis tief in die Nacht hinein feierten die Männer, bis sie sich um kurz nach 2 Uhr verabschiedeten. Durkovic und Ilja Pantelic, damals Torwart des französischen Klubs SC Bastia, verließen die Disko. Durkovic lief zum Parkplatz, um sein Auto zu holen. Pantelic wartete vor der Disko, aus der der Polizist Bernard Carruzzo herauskam. Der Polizist, der gemeinsam mit einem Leutnant der Schweizer Armee feierte, soll aus dem Nichts gebrüllt haben: „Hauen Sie ab! Scheiß Ausländer!“
Durkovic, der mittlerweile mit dem Auto vorgefahren war, hörte die Beschimpfungen und stieg aus, um seinem Freund beizustehen. Der Tonfall wurde rauer. Carruzzos Begleitung versuchte die Lage zu beruhigen, was ihm allerdings nicht gelang. Stattdessen richtete Carruzzo seine Pistole auf Pantelic, der gelassen reagierte, woraufhin der Polizist die Waffe wegsteckte – vorerst.
Denn: Als es in der Folge zu weiteren Beleidigungen und Rangeleien zwischen den Männern kam, Griff der Polizist erneut zur Waffe – und drückte ab. Er traf Durkovic, der zu Boden sank und dabei gesagt haben soll: „Mich wegen so etwas zu töten. Mich deshalb zu ermorden.“
Der von dem Vorfall geschockte Polizist und Durkovic-Freund Pantelic brachtet diesen mit dem Auto ins Krankenhaus, wo die Ärzte feststellten, dass die Kugel die Hauptarterie des Dünndarms zerfetzt hatte. Zwar gelang die Entfernung des Geschosses, bei der Operation hatte der 34-Jährige allerdings viel Blut verloren, sodass er zwei Tage später, am 22. Juni, seiner Verletzung erlag. Die Fußball-Welt trauerte.
Durkovic hinterließ seine Ehefrau Vida und die 15 Monate alte Tochter Marija und wurde schließlich mit Beteiligung von rund 5.000 Gästen in der serbischen Hauptstadt Belgrad beerdigt.
Ex-Borussia-Präsident Beyer über Durkovic: „Einer der anständigsten Profis“
Und: Auch nach seinem Tod vergaß man den jugoslawische Nationalspieler nicht. In Saint-Etienne benannte man eine Straße am Stadion nach ihm. Sie heißt bis heute „Allée Vladimir Durkovic“. Auch der damalige Vereinspräsident der Gladbacher, Helmut Beyer (†), fand nur würdigende Worte für das Ex-Fohlen: „Vladimir war einer der anständigsten Profis, die ich je hatte. Selten lernte ich einen so liebenswürdigen Mann wie ihn kennen.“
Doch was wurde aus Carruzzo, der den tödlichen Schuss auf den Ex-Borussen abgesetzt hatte? Er stellte sich noch auf der Fahrt ins Krankenhaus der Polizei, sagte später allerdings aus, dass ihn zwei Ausländer bedroht hätten und er aus Notwehr gehandelt hätte. Carruzzo hatte laut Polizeibericht 1,4 Promille Alkohol im Blut. Ein Gericht verurteilte ihn später schließlich einer neunjährigen Gefängnisstrafe.