„Der Keller hat versagt“ Trainer sauer auf VAR bei BVB gegen Gladbach
Dortmund - Am Ende stand es gut lesbar für 81.365 Zuschauer auf den Anzeigetafeln: Der BVB hat Borussia Mönchengladbach mit 1:0 besiegt. Doch nicht nur wegen vergebener Großchancen beider Teams, sondern auch wegen heftig diskutierter Schiedsrichter-Entscheidungen wäre ein anderes Ergebnis im Bundesliga-Topspiel passender gewesen. Ob 2:0, 3:0 oder 1:1 – am Ende eine Frage der Trainer-Perspektive.
BVB-Gladbach: VAR entscheidet bei Marco Reus auf Hacken-Abseits
33. Minute: Thorgan Hazard hatte ausgiebig gejubelt und Stadionsprecher Norbert Dickel das ganze Jubel-Programm abgewickelt. Dann fasste sich Schiedsrichter Sascha Stegemann aus Niederkassel ans Ohr und wurde vom Video-Assistenten (VAR) Harm Osmers in Köln beraten.
Eine gefühlte Ewigkeit später die Auflösung: Marco Reus hatte bei einem Kopfball mehrere Stationen vor dem Treffer im Abseits gestanden. Wenige Zentimeter, vielleicht sogar nur Millimeter mit der Hacke. „Wenn es Abseits ist, muss man konsequent sein“, sagte Favre. Nur: Wer konnte das mit allerletzter Sicherheit bestimmen?
BVB-Gladbach: Hummels senst Herrmann um, Video-Schiri bleibt stumm
72. Minute: Marcus Thuram legte quer, Patrick Herrmann war einen Schritt vor Mats Hummels am Ball, musste nur noch einschieben – und traf das Tor nicht. In realer Geschwindigkeit war der Grund für Herrmanns Fehlschuss kaum zu erkennen, in Zeitlupe jedoch umso besser: Hummels hatte das Schussbein des Gladbachers getroffen, mit dem der den Ball vorbeisetzte.
Fohlen-Coach Marco Rose wurde deutlich: „Der Videobeweis ist eine tolle Sache, wenn es um Abseits geht. Aber ansonsten ist mir da zu viel Willkür drin. Tut mir leid: Wenn man sich das nicht anschaut und das kein Elfmeter ist, brauchen wir ihn nicht.“ Am Sonntag legte Rose nach in Richtung Video-Assistenten Köln: „Der Keller hat versagt.“
Ähnlich sah es Christoph Kramer im Gespräch bei sky: „Den kann man auf jeden Fall geben - muss man vielleicht sogar geben. Schon in der ersten Halbzeit war es nach Foul von Hummels an Embolo für mich ein Elfmeter. Dafür haben wir den Video-Assistenten, da hätte ich gehofft, dass er in diesen Situationen eingreift."
BVB-Gladbach: Unhaltbarer Ball, aber VAR entscheidet auf Abseits von Reus
84. Minute: Wieder jubelte Dortmund, diesmal war die Fahne des Assistenten der Party-Crasher beim vermeintlichen 2:0 von Julian Brandt. Bei seinem satten Schuss genau neben den Pfosten hatte Reus im Abseits vor Torwart Yann Sommer gestanden – der den Ball niemals erreicht hätte.
Diesmal wurde Favre deutlich: „Da frage ich mich: Warum? Der Torhüter kann sowieso nichts machen. Das ist schade, weil es nicht gut für den Fußball ist.“ Der BVB fühlte sich um eine vorzeitige Entscheidung betrogen, musste so bis zum Abpfiff zittern.
90. Minute +4: Gelb für Rose, der damit selbst allerdings einverstanden war: „Ich hatte die Gelbe Karte verdient, weil ich zu laut war und nicht mehr an meinem Platz.“ Nur eine Sache amüsierte ihn: „Der gegnerische Trainer steht in meiner Coaching-Zone zehn Zentimeter neben mir und ich bekomme Gelb. Das finde ich schon witzig.“
Bei allem Ärger über Schiedsrichter-Entscheidungen und den VAR versuchte es Rose mit etwas Sarkasmus. Manchmal sei es gut, im Spiel nicht gleich alles mitzubekommen: „Hätte ich die Video-Bilder des klaren Elfmeters früher gesehen, hätte ich Gelb-Rot gekriegt und wäre meinem Freund Sandro Schwarz gefolgt.“ Der Mainzer hatte zuletzt als erster Bundesliga-Trainer einen Platzverweis gesehen.