Borussia und die Folgen der Krise Geisterspiele wären auch Rettungsring für Sponsoren-Millionen
Mönchengladbach - Zahlreiche Führungskräfte bei Borussia Mönchengladbach waren schon für den Klub tätig, als in Deutschland noch mit der D-Mark bezahlt wurde, der Bökelberg noch stand und die Welt einem neuen Jahrtausend entgegenfieberte.
Präsident Rolf Königs (78), Vize-Präsident Siegfried Söllner (77), Geschäftsführer Stephan Schippers (52), Manager Max Eberl (46), Mediendirektor Markus Aretz (53) – sie alle sind bereits seit mehr als 20 Jahren in verschiedenen Positionen für den Verein tätig, einige sogar durchweg in der identischen.
Sponsoring-Chef Uhle spricht über Coronavirus-Krise
Zu diesem Kreis zählt auch Guido Uhle (50). Seine offizielle Funktion: Prokurist Sponsoring, Catering und Events. Als Uhle 1999 beim VfL begann, ächzte der Verein unter einem Schuldenberg von 30 Millionen D-Mark. Seitdem ging es – mit ein paar Dellen und Wellen – stets nach oben. Doch die Coronavirus-Krise trifft den Klub so hart wie keine zuvor. Nun hat sich Borussias Sponsoring-Chef Uhle erstmals zu den finanziellen Folgen für seinen Bereich geäußert.
Über den Krisen-Austausch mit den Sponsoren sagt Uhle: „Eine Vielzahl von Partnern hat in den Gesprächen sofort signalisiert, auf eine mögliche Rückerstattung von bereits geleisteten Sponsoring-Zahlungen zu verzichten. Einige Sponsoren haben uns aktiv angerufen, um diesen Verzichtswunsch bei uns zu hinterlegen.“ Diese Solidarität mache ihn „sehr stolz“.
Gladbach könnte Sponsoring-Verlust in Grenzen halten
Zehn Millionen Euro Verlust drohen den Fohlen im Ticketbereich. An volle Zuschauerränge glaubt in absehbarer Zeit niemand. Bei den TV-Einnahmen geht es um deutlich mehr als 20 Millionen – wobei Spiele in leeren Stadien hier die Rettung sein könnten. Ähnlich sieht es beim Sponsoring aus, wo ein Abbruch der Saison ebenfalls ein existenzgefährdendes Schreckensszenario bedeuten würde.
„Durch eine realisierte Übertragung der Spiele im Fernsehen könnten wir alle TV-relevanten Leistungen vertragskonform erfüllen. Konkret würde das den Schaden, allein auf den Sponsoring-Bereich bezogen, um etwa 70 Prozent reduzieren“, so Uhle.
Während Borussia aufgrund ihrer starken Eigenkapitalquote, die nach GladbachLIVE-Infos bei rund 44,7 Prozent liegt, der Krise mehr entgegenzusetzen hat als zahlreiche Konkurrenten, könnte der Verein in einem anderen Bereich besonders unter den Folgen der Pandemie leiden: Am 30. Juni endet der Vertrag mit der Postbank, die dann elf Jahre lang Hauptsponsor in Gladbach war (hier lesen Sie mehr).
Gespräche mit möglichen Postbank-Nachfolgern zum Teil gestoppt
„Natürlich beflügelt das einen solchen Prozess nicht gerade“, sagt Uhle über die Nachfolger-Suche. „Das müssen wir so deutlich sagen. Einige Verhandlungspartner haben uns gebeten, die Gespräche aus nachvollziehbaren Gründen vorerst ruhen zu lassen.“
Zwar gibt sich der Sponsoring-Chef noch zuversichtlich: „Wir sind guter Dinge, dass es uns gelingt, trotz der besonderen Rahmenbedingungen eine gute Lösung für den Saisonbeginn 2020/21 zu erarbeiten.“
Doch das wird komplizierter denn je – solange nicht einmal feststeht, wann und wie die Spielzeit 2019/20 zu Ende gebracht wird. Der Wettlauf gegen eine blanke Trikotbrust ab dem 1. Juli hat begonnen.