Eine Saison zum Festhalten Gladbach-Keeper Sommer führt gleich zweimal die Liga an
Mönchengladbach - Es hätte eine gefährliche Transfer-Periode werden können für Borussia Mönchengladbach: Yann Sommer (31) war mit einem Vertrag in die Saison gegangen, der nur noch bis 2021 lief.
Doch der Keeper kann Gefahren – wie bei seiner legendären Parade gegen den FC Bayern – nicht nur mit dem Mittelfinger entschärfen, sondern auch mit seiner Unterschrift. Gegen Ende der Hinrunde sagte er bis 2023 „Ja!“ zu Borussia.
Wie lange bleibt Yann Sommer bei Borussia?
„Das war auch nötig, denn seine Leistungen haben dazu beigetragen, dass auch andere Vereine auf ihn aufmerksam wurden. Unter gewissen Umständen hätten sie vielleicht eine Chance gehabt“, sagte Manager Max Eberl (46) damals. Nun ist Sommer mehr Borusse denn je.
Wenn sein Vertrag ausläuft, wäre er neun Jahre im Verein. Und es wäre kein Wunder, sollte der Schweizer auch an seinem 35. Geburtstag noch das Gladbacher Tor hüten. Aktuell ist ihm allenfalls sein Ex-Klub FC Basel einen Flirt wert, für den späten Spätherbst seiner Karriere.
Sommer ist längst heimisch geworden im Rheinland. Vergangenen Sommer heiratete er seine Alina, die aus der Region kommt. Ende Oktober wurde dann Tochter Mila geboren. Rein privat hielt die Saison 2019/20 also jede Menge besondere Momente bereit.
Und auch sportlich konnte sie sich wieder einmal sehen lassen: Bis auf einzelne Patzer, die selbst den weltbesten Keepern mitunter passieren, befindet sich Sommer seit mehr zwei Jahren in Topform.
Zweimal Platz eins für Yann Sommer
Mehrere Statistiken zeichnen ihn sogar als besten Bundesliga-Torwart aus. 75,2 Prozent aller Schüsse auf sein Tor wehrte Sommer ab, insgesamt 126. Und es flogen beileibe nicht nur dankbare Bälle auf ihn zu.
Ein durchschnittlicher Torwart hätte 45,5 Gegentore kassiert, so die „Expected Goals“-Bilanz. Doch Sommer ließ, Elfmeter und Eigentore abgezogen, nur 39 Bälle passieren. Die Differenz von 6,5 ist ebenfalls Liga-Bestwert. 2018/19 hatte Sommer in beiden Rankings noch Leipzigs Peter Gulacsi (30) den Vortritt lassen müssen.
2019/20 war die Saison, in der Sommer von Oliver Kahn (51) bescheinigt wurde: „Er entwickelt sich immer mehr zur Weltklasse.“ Für Peter Schmeichel (56), Kahns dänisches Pendant als Torwart-Titan, ist Sommer „einer der meist unterschätzten Torhüter Europas“: „Nicht der größte, aber wie der Fußball spielen kann! Nicht viele Torhüter können das.“
Keeper erhält immer Rückendeckung
Unter Marco Rose (43) musste Sommer als mitspielender Keeper noch eine Entwicklungsstufe nehmen, obwohl er mit dem Ball am Fuß bereits seit Jahren auf hohem Niveau agiert. Geht es mal schief, erhält Sommer nicht nur von seinem Trainer bedingungslose Rückendeckung.
Nachdem er beim Spiel in München Joshua Zirkzee (19) mit einem No-Look-Pass ein Tor aufgelegt hatte, sagte Kollege Christoph Kramer (29): „Wenn er 100.000 Mal den Ball wegschlägt, hat 100.000 Mal der Gegner den Ball. So haben eben 99.999 Mal wir den Ball, fressen aber ein Gegentor. Seine Spielweise ist sehr wichtig für uns, das kann immer passieren.“
Sommers Stärke in diesem Kontext: Patzer ziehen ihn nicht einmal für fünf Minuten herunter, auch mental kratzt er an der Weltklasse. Beispiel München: Beim Stand von 1:1 entschärfte Sommer in der Schlussphase einen fies abgefälschten Schuss, zuvor hatte er beim Stand von 0:0 bereits eine überragende Parade ausgepackt.
Sommer wird sich immer weiter verbessern wollen
Einzig mit lediglich sieben weißen Westen (Platz sieben in der Liga) ist er womöglich nicht ganz zufrieden. Zudem stand er beim Europa-League-Aus gegen Istanbul Basaksehir mit seinem Flutschfinger-Fehler ungewollt im Fokus. Somit gilt für Sommer das Gleiche wie für die komplette Fohlenelf: Das war schon richtig gut 2019/20, aber zurücklehnen wird sich niemand.