Klavier-Übungen gegen Corona-Frust Gladbach-Weltmeister: Geisterspiele? Sehr gerne!
Mönchengladbach - Er sollte der ZDF-TV-Experte für die im Sommer geplante Europameisterschaft 2020 werden. Abgeblasen! Die EM wird wegen des Coronavirus um ein Jahr verschoben. Dabei hatte sich Christoph Kramer noch 2018 bei der WM in Russland, als Titelverteidiger aus 2014 sozusagen, in die Herzen der öffentlich-rechtlichen Fernseh-Zuschauer im ZDF analysiert.
Fohlen wird kein TV-Experte 2020
Die Krise bremst den Gladbach-Profi Kramer (29) zurzeit sowieso in der Bundesliga aus. Bei einem Auftritt via Live-Schalte im „Aktuellen Sportstudio“ hat Borussias Mittelfeldspieler nun zugegeben: Lieber Geisterspiele als gar kein Fußball! Am 11. März hatte der Mittelfeld-Abräumer im Duell zwischen seiner Gladbacher Borussia gegen den Rheinland-Rivalen 1. FC Köln (2:1) noch das erste und bis dato einzige Geisterspiel überhaupt in Deutschlands höchster Spielklasse miterlebt.
Einige Wochen später sagt Kramer: „Momentan sieht mein Leben als Fußballprofi relativ unspektakulär aus. Wir haben unsere individuellen Pläne und gehen viel in Parks laufen, machen viele Kraftübungen, was natürlich nicht schaden kann.“
Klavierspiel gegen die Langeweile
Er ergänzt: „Wir hoffen natürlich alle, dass es am Tag X weitergeht – und dann wollen wir so fit wie möglich sein. Wir setzen alles daran, um dies im Homeoffice entsprechend umzusetzen.“ Nicht nur das treibt Kramer in Zeiten der Pandemie an. Inzwischen setzt ein Klavier in seiner Düsseldorfer Wohnung weitere Reizpunkte. „I like Chopin!“ zum Zeitvertreib. Kramer als „Teddy Taste“ am Piano?
Das Fohlen gibt zu: „Ich bin dran. Es ist natürlich schwer, in der aktuellen Situation einen Klavier-Lehrer zu finden, aber ich habe viel über Youtube-Tutorials gelernt und bin auf jeden Fall dran an der Sache. Es ist ein langer Weg, wie ich zugeben muss. Ich lerne langsam.“ Umso schneller, sollte es nach dem Borussia-Profi gehen, könnte die Kugel wieder über die Spielflächen der Bundesliga-Klubs springen. Selbst, wenn es „nur“ Geisterspiele sein sollten.
Kramer hatte die Geister-Premiere im März gegen Köln, als keine Zuschauer im Gladbacher Stadion waren, noch ziemlich genervt. Nun sagt er: „Vor einem Monat hat wohl jeder die Situation noch ein wenig unterschätzt. Klar, bei Geisterspielen fehlt was, der Körper weiß nicht so richtig, was los ist, da es sich nicht so richtig nach Bundesliga anfühlt. Es ist schwierig, in den entsprechenden Modus zu kommen.“
Kramer: Geisterspiele? Gerne!
Aber? „Jetzt habe ich gelernt, dass nichts schlimmer ist, als gar nicht zu spielen. Von daher sage ich nun: Geisterspiele sehr gerne. Man muss jetzt auch sagen: Es geht nicht um Spaß oder sonst irgendetwas, sondern darum, dass wir überhaupt wieder spielen. Ich würde daher jedes Geisterspiel, auch wenn ein sehr wichtiger Teil fehlt, sehr gerne nehmen.“ Mit diesem Satz dürfte der Weltmeister von 2014 wohl so ziemlich jedem Fußball-Fan hierzulande aus dem Herzen sprechen.