Gladbachs Vorkämpfer Abschalten ist bei Lainer nur im Urlaub angesagt
Mönchengladbach - Stefan Lainer (27) war eine Woche später immer noch grantig. Mit dem Heimsieg gegen Fortuna Düsseldorf, dem ersten unter Trainer Marco Rose (43), hatte Borussia zwar die richtige Reaktion gezeigt auf das 0:4 in der Europa League gegen den Wolfsberger AC. Die Blamage schmerzte Lainer aber immer noch.
„Für mich war es besonders blöd“, sagte er im GladbachLIVE-Interview. „Ich komme aus Österreich in die große Bundesliga und dann verlieren wir gegen den WAC.“ Dabei hatte er explizit davor gewarnt, den Europacup-Neuling zu unterschätzen.
Gladbach: Eberl lobt Lainers Art
Wenn Max Eberl (46) den Zugang aus Salzburg und seine dürftige Laune an diesem Tag im September erlebt hätte, hätte der Manager wohl das wiederholt, was er nun nach dem Saisonende über Lainer sagt: „Wir lieben ihn alle wegen seiner Art und seiner Einsatzbereitschaft.“
In den ersten Wochen unter Rose war Lainer der Vorkoster, der die Kollegen auf den Geschmack bringen konnte. Schließlich griffen die Pressing-Rädchen zu Beginn, wenig verwunderlich, noch nicht annähernd so ineinander wie ab dem furiosen 5:1 gegen den FC Augsburg Anfang Oktober.
Viel Ballbesitz scheint Gladbach nicht gut zu tun
Lainer liebt das Risiko: „Die eine Sache ist, wenn man einen Fehlpass spielt. Aber das ist oft auch gut“, sagte er nach der Wolfsberg-Blamage. „Wenn wir nur quer hinten herumspielen, macht es gar keinen Sinn. Dann läuft zwar der Ball, aber so wollen wir nicht spielen. Der Ball muss nach vorne, man muss den Gegner durchbewegen, so dass Räume entstehen.“
Passend dazu: Borussia verlor vier der sechs Pflichtspiele, in denen sie mehr als 60 Prozent Ballbesitz hatte. Nur das besagte Duell mit Augsburg brachte einen Sieg und das Spiel gegen Mainz Ende Januar (als Lainer gesperrt war und Standards den Rückstand in einen 3:1-Sieg drehten). Dass Lainers Rückrunde nicht ganz so stark war wie die Hinrunde, mag stimmen. Vielleicht muss aber auch einkalkuliert werden, dass er weniger auffiel, weil seine Kollegen den neuen Stil immer mehr verinnerlicht hatten.
Lainer: Immer mindestens „solide“
„Ich bin kein Spieler, der gern verwaltet und hinten drin steht. Ich will aktiv spielen, am liebsten immer den Ball haben und etwas initiieren. Es soll etwas passieren“, sagt Lainer. Wenn ihm das mal nicht gelingt, bleiben zumindest keine Böcke in Erinnerung. „Solide“ spielt er fast ausnahmslos immer.
Die GladbachLIVE-Redaktion hat Lainer in der abgelaufenen Saison nicht einmal mit der Note fünf bewertet. Dafür gab es beim 3:0 gegen Hoffenheim sogar eine Eins. Denn da zeigte Lainer, was er an seinen besten Tagen leisten kann: Mitunter wird er als rechter Flügelverteidiger zum Spielmacher.
Lainer: Passquote von 71 Prozent spricht für sein Risiko
Während sich bei einem Marcus Thuram (22) die Qualitäten in Torschuss-, Zweikampf- oder Dribbling-Statistiken widerspiegeln, ist es schwieriger, Lainers Wert für Borussia in Zahlen zu fassen. So ließe sich die Passquote von 71 Prozent (nur Thuram war unpräziser) missverständlich als Defizit interpretieren. Wertvoll sind Lainers Bälle direkt in den Strafraum, mehr als er spielt kein Borusse. So war er an vier Toren direkt beteiligt, spielte viermal den vorletzten Pass und holte zwei Freistöße heraus, die zu Toren führten.
„Es war wichtig, von Anfang an einen mit dabei zu haben, der den Ansatz, wie Fußball gespielt werden soll, verinnerlicht hat“, sagt Eberl. Sich selbst würde Lainer nie so hervorheben. Da verhält er sich wie in den sozialen Netzwerken, wo der Österreicher gar nicht vertreten ist. So ist der Urlauber Lainer das Gegenteil vom Fußballer: Er taucht einfach mal unter und ist nicht zu sehen. Das hat er sich verdient.