GladbachLIVE-Analyse Zwölf Gegentore in vier Spielen! Hier muss Seoane jetzt reagieren
Eine Katastrophen-Halbzeit in Darmstadt und zwölf Gegentore nach vier Spielen!
Borussia Mönchengladbach ist weiter sieglos in der Bundesliga – auch nach dem chaotischen 3:3 in Darmstadt muss Gerardo Seoane (44) auf seinen ersten Fohlen-Dreier warten.
Gladbach-Gegentorflut: Seoane mit der richtigen Reaktion
Dabei war einmal mehr ein Problem unübersehbar, das den Gladbachern auch in den vergangenen Wochen immer wieder sportlich zum Verhängnis wurde.
Es liegt auf der Hand: Zwölf Gegentreffer nach vier Bundesliga-Spielen sind schlichtweg zu viel. Bei diesem Schnitt hätte Borussia also vier Tore pro Spiel erzielen müssen, um bei dieser Gegentor-Bilanz als Sieger vom Platz zu gehen.
Gerade bei den beiden Auswärtsspielen in Augsburg und in Darmstadt stellten die Fohlen unter Beweis, dass sie offensiv in der Lage sind, auch mehr als einen oder zwei Treffer in 90 Minuten zu erzielen.
Dabei fiel auf: Das bisher einzige Bundesliga-Spiel, bei dem Borussia defensiv sattelfest wirkte, war das 1:2 gegen Bayern München am dritten Spieltag. Es war auch das Spiel mit den bisher wenigen Gegentreffern.
Gegen den deutschen Rekordmeister setzte Gerardo Seoane (44) auf ein System mit drei Innenverteidigern. Maximilian Wöber (25) agierte zwar als Linksverteidiger, zog aber immer wieder mit ins Zentrum, um dort Überzahl am eigenen Strafraum zu schaffen.
Darüber hinaus waren die Flügelspieler – in dem Fall stach Nathan Ngoumou (23) heraus – sehr bemüht, die Verteidiger defensiv zu unterstützen.
Nach der miserablen ersten Halbzeit in Darmstadt mit einem 0:3-Pausenrückstand stellte Seoane auf eine Dreierkette um – und wechselte die Abwehrspieler Nico Elvedi (26) und Luca Netz (20) ein.
Zwar spielte Darmstadt bei Borussias Aufholjagd, die noch zu einem 3:3-Remis führte, fast über die komplette zweite Halbzeit in Unterzahl – und wechselte nach dem Platzverweis defensiv.
Allerdings fiel bei Borussias Auftritten in einer Viererkette immer wieder auf, dass die Abstände zu groß sind. Die Fohlen luden die Gegenspieler immer wieder dazu ein, ungestört zu Ballstafetten anzusetzen oder aus der zweiten Reihe zum Abschluss zu kommen.
Da wirkte Gladbach nach der Systemumstellung viel kompakter. Nicht nur defensiv machte Nico Elvedi eine gute Figur, auf der rechten Position der Dreierkette kurbelte er auch immer wieder das Offensivspiel an – und unterstützte den rechten Flügelspieler Franck Honorat (27).
Ein weiterer Vorteil der Systemumstellung mit zwei Flügel-Verteidigern: Luca Netz fühlt sich anscheinend in einer Dreier-/Fünferkette deutlich wohler. Gerade in Augsburg machte er in einer Viererkette ein schwaches Spiel.
In Darmstadt gelang es ihm, mit der zusätzlichen defensiven Unterstützung seine Stärke im Offensivspiel zu Schau zu stellen. Auf der rechten Seite hätte Seoane zwei Optionen – Honorat und Joe Scally (20).
In der Viererkette ist es im Grunde nicht vorstellbar, dass Offensiv-Akteur Honorat die Rechtsverteidiger-Position übernimmt. Durch die Umstellung auf das System mit Flügel-Verteidigern hätte der Borussia-Coach noch eine Alternative, sollte etwa Scally einen schlechten Tag erwischen.
Als gelernter Rechtsverteidiger steht Seoane nach der Krebs-Diagnose bei Stefan Lainer (31) in Joe Scally nur ein Spieler zur Verfügung. Die Fohlen würden also auch personell mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Die Systemumstellung wäre auch ein Umbau, der schon gegen RB Leipzig wichtig werden könnte. Denn: Mit den Räumen, die die Gladbacher Viererkette den Darmstädtern anbot, würden die individuell deutlich stärkeren Leipziger für noch mehr Probleme sorgen.
In den bisherigen Spielen spielte das Team von Ex-Gladbach-Coach Marco Rose (47) zwischen den Defensiv-Ketten auf engem Raum sehr stark!
Kreative und spielstarke Leipziger gegen die Borussia-Viererkette aus dem Darmstadt-Spiel – dann wäre sogar der Drei-Gegentore-Durchschnitt in Gefahr. Mit den Chancen, die die Darmstädter hatten, hätte Leipzig vermutlich schon in den ersten 45 Minuten vier oder fünf Treffer erzielen können.
Schon Gerardo Seoanes Umstellungen in Darmstadt – sowohl beim System als auch beim Personal – gingen auf. Nun könnte der Borussia-Coach die Trainingswoche nutzen, um den Umbau auf Dreier-/Fünferkette anzupacken.