Kommentar zu Thurams Kniefall Borussia steht eng zusammen und stärkt „Tikus“ den Rücken
Mönchengladbach - Sport und Politik, das gehört eigentlich nicht zusammen – diese Meinung wird noch immer häufig vertreten. Aber ist das wirklich so? Gladbachs Torjäger Marcus Thuram (22) sendete mit seinem Kniefall nach seinem ersten Tor beim 4:1-Sieg gegen Union Berlin eine klare Botschaft. Der Verein, sein Trainer und seine Mitspieler stellten sich sofort hinter Thuram. Und das ist der einzig richtige Weg. Der GladbachLIVE-Kommentar.
Marcus Thuram setzt ein Zeichen im Kampf gegen Rassismus
In der 41. Spielminute, als seine Mitspieler schon längst wieder in die eigene Hälfte trabten, nutzte Thuram den Moment nach seinem Tor noch, um ein stilles, aber sehr deutliches Zeichen im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung zu setzen.
Mit seinem linken Knie sank er zu Boden und blickte andächtig einige Sekunden stumm auf den Boden. Mit diesem Kniefall erinnerte er an den verstorbenen Afro-Amerikaner George Floyd, der in der vergangenen Woche in Minneapolis in den USA bei einer brutalen Verhaftung durch weiße Polizeikräfte ums Leben gekommen war.
Gladbach schreibt sich Werte auf die Fahne und lebt diese
Für zahlreiche Menschen ist der Kniefall, mit dem der Footballer Colin Kaepernick (32) im Jahr 2016 einen Protest ins Leben gerufen hatte, damit ein politisches Symbol – doch er ist noch viel mehr als das: Thurams Kniefall ist vor allem eine menschliche Geste und damit ein gutes Beispiel dafür, dass Sportler guten Gewissens offenkundig ihre Meinung vertreten können.
„Gegen Rassismus“, „für Respekt“, „für Toleranz“, „für Borussia“– so steht es in Großbuchstaben auf Spruchbändern unter dem Stadiondach im Borussia-Park. Genau so wurde es am Sonntagabend dann auch gelebt. Marco Rose (43) stärkte Thuram unmittelbar nach dem Spiel den Rücken. Der Gladbach-Trainer scheute sich nicht davor, klare Kante zu zeigen.
„Wenn ich sage, dass man politische Botschaften im Sport nicht sehen möchte – ich kann nichts dagegen sagen, wenn man sich gegen Rassismus und Gewalt wehrt. Da stehe ich dazu und stehe hinter meinem Jungen. Wenn man sich so öffentlich gegen Rassismus stellt, dann ist das schwer in Ordnung“, sagte Rose.
Marco Rose: Marcus hat ein Zeichen gesetzt, das wir unterstützen
Thuram selbst wollte sich nach der Partie nicht äußern. Musste er auch gar nicht. Seine Geste sprach schließlich Bände. Dass „Tikus“ diese Botschaft besonders am Herzen liegt, ist offensichtlich. Sein Vater, Welt- und Europameister Lilian Thuram (48), setzt sich bereits seit Jahrzehnten gegen Rassismus ein. Ein Thema also, das die Familie seit jeher begleitet.
„Wir tragen alle den gleichen Gedanken wie er. Tikus hat es auf den Punkt gebracht. Er hat ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt, was wir natürlich alle komplett unterstützen“, sagte Rose. Team-Kollege Matthias Ginter (26) schloss sich an: „Wenn man mitbekommt, was in Amerika so los ist, finde ich es gut, dass er sich da so klar positioniert.“
Damit setzten die Borussen beim 4:1-Sieg gegen Union Berlin im Kollektiv nicht nur sportliche Ausrufezeichen.