Sponsor besorgte einst Probetraining Gladbach-Legende Matthäus feiert 60. Geburtstag
Mönchengladbach - Er ist Weltmeister, Europameister, Rekord-Nationalspieler, Rekordspielführer und Weltfußballer. Die Karriere von Lothar Matthäus (60) ist gespickt mit Erfolgen, Titeln und Pokalen. Angefangen hat der kometenhafte Aufstieg der heutigen Fußball-Legende ausgerechnet am Niederrhein: Bei Borussia Mönchengladbach. Heute (21. März 2021) feiert der heutige Sky-Experte seinen 60. Geburtstag. Die GladbachLIVE-Redaktion gratuliert ihm dazu herzlich – und wirft einen Blick auf dessen großartige Karriere.
- Lothar Matthäus wird am 21. März 2021 60 Jahre alt
- Die beeindruckende Profi-Karriere des heutigen Sky-Experten begann bei Borussia Mönchengladbach
- GladbachLIVE gratuliert Matthäus herzlich und wirft einen Blick auf seine beeindruckende Karriere
Lothar Matthäus: Eines der größten Talente, das je auf dem Bökelberg gespielt hat
Lothar Matthäus war eines der größten Talente, das je auf dem Bökelberg gespielt hat. Bis seine Karriere jedoch so richtig ins Rollen kam, brauchte es seine Zeit. Im Sky-Podcast „Herz der Mannschaft“ sprach Matthäus einst darüber, wie sein Sprung auf die ganz große Fußballbühne vonstattengegangen war. Vom Wechsel seines Heimatklubs 1. FC Herzogenaurach zur Gladbacher Borussia.
Matthäus: „Das war im Sommer 1979. Ich war damals 18 Jahre alt und schon immer Borussia-Mönchengladbach-Fan. Aufgewachsen bin ich in Herzogenaurach. Da gibt es zwei Sportschuhfabriken. Eine davon heißt Puma (die andere Adidas, Anm. d. Red.). Damals war, wie heute übrigens erneut, Puma Gladbachs Ausrüster. Und ich hatte einen ganz engen Kontakt zu Puma. Es kam dann jemand von Puma und fragte mich: ,Lothar, wenn du mal die Chance bekommen würdest, in der Bundesliga zu spielen – wo würdest du dann am liebsten spielen?‘ Das war Hans Nowak, ein ehemaliger Nationalspieler, der mittlerweile leider verstorben ist.“
Matthäus verrät: Sponsor besorgte Probetraining bei Borussia Mönchengladbach
Matthäus berichtet weiter: „Hans, du kennst doch meinen Traumverein – und der hat mir dann ein Probetraining organisiert. Ich bin schließlich mit meinem Vater nach Mönchengladbach gefahren und habe plötzlich mit den Spielern auf dem Platz gestanden, denen ich kurz zuvor noch die Daumen gedrückt hatte, damit sie ein Bundesligaspiel gewinnen.“
Matthäus hinterließ gleich bei seinem ersten Auftritt im Fohlen-Stall einen solchen Eindruck, dass kurz darauf, wie in einem Krimi, auf seinem Hotel-Zimmer das Telefon klingelte. Ein Anruf, mit dem sein Vater und er nicht hatten rechnen können.
„Ich sollte vier Tage in Mönchengladbach zum Probetraining bleiben. Nach dem ersten Training hat mich plötzlich der damalige Manager der Borussia, Helmut Grashoff, im Hotel angerufen. Er bat mich, noch gleich am Nachmittag bei ihm zur Geschäftsstelle vorbeizukommen. Wir sind dann dahin. Meine Vater und ich dachten: ,Um Himmels willen, was ist passiert?‘ Als wir dann ankamen, da lag schon der Vertrag auf dem Tisch. Gleich am ersten Tag, nach einer Einheit. Ich bin dann wieder nach Hause gefahren und haben den unterschriebenen Vertrag wenige Monate später erfüllt. So begann 1979 meine Profikarriere. Das war eine tolle Sache.“
Bis zu seinem ersten Einsatz im Trikot der Fohlen musste sich der heute 60-Jährige jedoch etwas gedulden. Zwar rennt und kämpft er in jedem Training um sein Leben, da er aber wegen seiner Gesellenprüfung zum Raumausstatter fast die komplette Vorbereitung verpasst hat, sitzt er im ersten Spiel noch auf der Tribüne und ab dem zweiten auf der Bank.
Gladbachs Matthäus schafft den Sprung in die Nationalmannschaft – mit 19 Jahren
Erst am 7. Spieltag gegen den 1. FC Kaiserslautern bietet Trainer Jupp Heynckes sein Top-Talent überraschend im zentralen defensiven Mittelfeld auf, wo er glänzt und ein starkes Spiel macht. Legende Matthäus erinnert sich noch genau an die Partie. „Jupp Heynckes war mein Trainer. Nach sechs Wochen gemeinsamen Training, nach einigen Berufungen von der Ersatzbank, bin ich dann am sechsten oder siebten Spieltag gegen Kaiserslautern zum Einsatz gekommen. Von da an hat mich Jupp Heynckes in jedem folgenden Bundesligaspiel gebracht. Ich habe durchgespielt und den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft. Ich habe bei Borussia einige internationale Erfahrungen gesammelt, wir sind im UEFA-Cup bis ins Endspiel gekommen“, schwärmt er noch heute.
Was folgte kann mit recht als wahre Erfolgsgeschichte bezeichnet werden. Matthäus avanciert zur Entdeckung der Liga-Hinrunde und ist in seinem zweiten Halbjahr als Profi aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken. Auch der damalige Bundestrainer Jupp Derwall, wird schnell auf Gladbachs Top-Talent aufmerksam und nominiert den damals 19-Jährigen als jüngsten Spieler für die Europameisterschaft in Italien. Dort wird er zwar „nur“ einmal eingewechselt, darf sich am Ende aber trotzdem Europameister nennen.
Dass der schnelle Aufstieg Matthäus nicht zu Kopf steigt, dafür sorgt Trainer Heynckes. Er erdet Matthäus, wenn er abzuheben droht. Sein Standing im Klub verändert sich derweil auch immer stärker: So avanciert Matthäus zum Antreiber, Passgeber, Vollstrecker und Ersatzkapitän seines Teams. Im Abstiegskampf der Saison 1982/83 geht er voran und wird vom „Kicker“ in die „Elf der Saison“ gewählt. Ein Grund mehr für Gladbachs damaligen Manager Grashoff, den wertvollsten Spieler des Kaders trotz lukrativer Angebote für unverkäuflich zu erklären.
Eine Vertragsverlängerung bei den Gladbachern zieht sich in Saison 1983/84 allerdings in die Länge. Begleitet von zahlreichen medialen Spekulationen müssen die Gladbach-Fans schließlich miterleben, dass Matthäus sich für einen Wechsel zum FC Bayern entscheidet – und das ausgerechnet nach dem 3:0-Heimsieg gegen die Münchner am 24. März 1984 bestätigt.
Eine Aktion, die nicht nur bei den Verantwortlichen von Borussia, die sich im Hintergrund ordentlich mit den Bayern fetzen, gar nicht gut ankommt. Auch die Fans nehmen ihrem Leistungsträger den Wechsel übel und machen das auch deutlich, wenn er auf dem Platz steht. Matthäus wird von den Fans fortan ausgepfiffen, was ihn kurzzeitig aus der Bahn wirft. Schnell fängt er sich jedoch wieder und ist fortan entscheidend am Erfolg der Fohlenelf beteiligt.
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Er beendet seine Zeit am Niederrhein mit einem dritten Platz in der Bundesliga, scheitert jedoch mit Borussia im DFB-Pokal-Finale, ausgerechnet gegen seinen zukünftigen Klub FC Bayern. Und wird dort nochmals zur tragischen Figur, als seine letzte Ballberührung für den Klub – ein Elfmeterschuss – weit über dem gegnerischen Tor in den Wolken landet.
Viele Fans werfen ihm danach vor, das Tor absichtlich verfehlt zu haben. Eine Reaktion, die Matthäus schmerzt und noch heute nicht nachvollziehen kann, wie er im Interview mit Borussias Vereinsmagazin „FohlenEcho“ erzählt: „Mir vorzuwerfen, dass ich das absichtlich gemacht habe, war schon immer das Blödeste, was ich je gehört habe“, betont er. Der spätere Weltmeister fährt fort: „Für mich wäre es das schönste gewesen, wenn ich mit Borussia zum Abschluss einen Titel gewonnen hätte.“
Matthäus über „Judas-Rufe“: „Das hat wehgetan und war enttäuschend“
Stattdessen hat das heutige Geburtstagskind noch Jahre nach seinem Wechsel mit „Judas-Rufen“ der VfL-Anhänger zu kämpfen. Eine harte Erfahrung für Matthäus, der schon von Kindesbeinen an Fan der Gladbacher Borussia ist und sogar in Bettwäsche des Klubs geschlafen hat. „Das hat schon wehgetan. Und natürlich war das enttäuschend, wenn man fünf Jahre lang als Spieler alles für den Verein gegeben hat“, gibt Matthäus im „FohlenEcho“ zu und fügt hinzu: „Ich bin froh, dass sich das mittlerweile gelegt hat.“
Wohl auch, weil die Gladbach-Fans mit der Zeit realisieren, was für ein Talent aus ihren Reihen hervorgegangen ist. Matthäus gewinnt zahlreiche Titel, wird unter anderem 1990 Weltmeister und 1991 sogar Weltfußballer. Eine große Karriere, auf die man heute in Mönchengladbach stolz ist.