Pleite im Königsklassen-Duell Borussia verpennt den Start und muss bittere Elfer-Pille schlucken
Mönchengladbach - Die inoffizielle Rheinland-Meisterschaft hatte sich Borussia Mönchengladbach schon im März gesichert. Trotzdem tut die erste Nachbarschafts-Pleite dieser Saison den Fohlen richtig weh: Durch die 1:3-Niederlage gegen Bayer 04 Leverkusen müssen sie die Werkself vorbeiziehen lassen – und könnten am Sonntag erstmals seit Ende September aus den Champions-League-Rängen rutschen. Ein wild diskutierter Elfmeter brachte Leverkusen in der zweiten Hälfte auf die Siegerstraße.
Havertz trifft Embolo und zum 1:0
Die Gäste pressten sich vor 13.000 Pappkameraden auf den Tribünen des Borussia-Parks sofort in die Partie. Anders als in Frankfurt, wo sie nach sieben Minuten 2:0 geführt hatte, erwischte Borussia einen Fehlstart. Erst erlitt Embolo einen schmerzhaften und unglücklichen Tritt von Havertz gegen den Unterschenkel, dann nutzten die Gäste den Schwung der Anfangsphase zum Führungstreffer (7.).
Bensebaini spielte einen schlampigen Pass auf Strobl, Bayer schaltete blitzschnell um. In Ginters Rücken entwischte Havertz, bekam den Ball punktgenau von Bellarabi und tunnelte Gladbach-Keeper Sommer schlafwandlerisch. Zwei Minuten später lag Embolo auf den Rasen, es ging nicht weiter für den Schweizer. Stindl übernahm seine Position hinter den Spitzen.
In der Folge nutzte Borussia jeden Freistoß aus dem Halbfeld, um wenigstens etwas Präsenz im Strafraum zu bekommen. In der ersten halben Stunde hatten die Fohlen nur 38 Prozent Ballbesitz, zudem litt die Passquote unter Bayers starkem Pressing. Viele lange Bälle wirkten verzweifelt. „Wir haben Leverkusen nicht so wehgetan, wie wir es uns vorgenommen hatten“, sagte Gladbach-Coach Rose.
Neuhaus setzt das erste Zeichen für Gladbach
Vom allseits erhofften fußballerischen Feuerwerk im Verfolgerduell war wenig zu sehen. Zur ersten Chance kam Borussia auf Umwegen: Im Nachgang des verunglückten ersten Eckballs (40.) zog Neuhaus aus 18 Metern ab. Hradecky hatte Probleme mit dem Flachschuss, um ein Haar hätte Bensebaini den Ball ins Tor gespitzelt.
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Einmal ging es vor der Pause doch noch spektakulär zu: Havertz war halblinks durch und setzte den Ball gegen den Latte (45.). Demirbay hatte im Nachschuss alle Zeit der Welt – Elvedi stoppte seinen Versuch jedoch herausragend mit dem Fuß. Die Rettungstat musste sich nicht hinter der von Frankfurts Hinteregger vergangene Woche gegen Hofmann verstecken.
Personell kam Borussia unverändert aus der Kabine, war aber im zweiten Durchgang hinten mit einer Dreierkette unterwegs. Bensebaini setzte nach einer guten Balleroberung ein erstes Zeichen, allerdings zu überhastet. Besser klappte in der 52. eine französische Co-Produktion: Pleas butterweiche Flanke mit links knallte Thuram per Volley ins Tor. 1:1!
Sommer pariert beinahe gegen Havertz
Aufregend ging es weiter: Bellarabi schoss, Elvedi rauschte heran und traf den Leverkusener voll (55.). Der hatte allerdings noch ziemlich sauber abschließen können. Eine knifflige Aufgabe für Schiedsrichter Storks, der erst auf den Punkt zeigte, sich die Szene aber noch mal auf dem Monitor ansah.
Es blieb beim Elfer, Havertz trat an – und traf mit Glück! Sommer hatte den Ball gleich mit beiden Händen noch berührt. „Rein regeltechnisch kann man den sicher geben“, sagte Rose. „Alarmierend ist für mich immer, wenn es sehr lange dauert. Der Keller schaltet sich ein, er schaut es sich lange an, kommt zurück auf den Platz und braucht noch mal zehn Sekunden.“ Ein Foul war es. Trotzdem werden Elfmeter dieser Art selten gepfiffen, wenn der Kontakt nach dem Abschluss erfolgt.
Was Rose dazu noch auf die Palme brachte: Direkt davor war Thuram aufs Tor zugelaufen, dabei mehrfach von Dragovic gehalten worden. „Er wird stark behindert“, so Rose. „Anscheinend nicht genug, um sich das auch mal anzuschauen.“ Die möglicherweise illegal vereitelte Chance zur eigenen Führung, der Elfmeter für Leverkusen im Gegenzug – für Gladbachs Trainer „der Knackpunkt des Spiels“. Sein Team sei drauf und dran gewesen, das Spiel zu übernehmen.
Die Borussen machten weiter: Thuram mit der Hacke auf Neuhaus, der blieb zweiter Sieger gegen Hradecky. Doch die Fohlen wollten unbedingt ihren Königsklassen-Platz behalten. Das Rose-Team erhöhte den Druck, das eröffnete Leverkusen gleichzeitig Räume.
Bender macht den Deckel drauf
Demirbay hatte erneut jede Menge davon (75.), traf jedoch das Tor nicht. Mit Bénes für den angeschlagenen Strobl wurde Borussia kurz offensiver. Doch bei Thuram schwanden die Kräfte, für ihn kam Wendt. Bedeutete: Es blieb bei einer Dreierkette, Hofmann rückte in den Angriff.
Bevor Borussia zur Schlussoffensive blasen konnte, war das Ding durch: Demirbay brachte einen Freistoß von rechts rein, in der Mitte setzte sich Sven Bender gegen Elvedi durch und traf mit der Schulter zum 3:1 (81.).
Bayer überholt die Fohlen – und die müssen nach ihrer ersten Geisterspiel-Pleite auch die letzten leisen Titelträume begraben.