Klappt es im dritten Anlauf? Falls Wöber nicht kommt: Das könnten Borussia-Optionen sein
Es wäre ein bitterer Abgang aus Borussia-Sicht!
Max Wöber (26) hat sich in seinen ersten Monaten bei Borussia Mönchengladbach in den Fokus gespielt. Noch ist aber unklar, ob die Fohlen ihn fest verpflichten können – eine Kaufoption besitzt Borussia nicht.
Gladbach vor Wöber-Transfer – oder beginnt neue Innenverteidiger-Suche?
Der Österreicher ist in dieser Saison gesetzt unter Trainer Gerardo Seoane (45), sofern er fit und nicht gesperrt ist. Dabei wird Wöber meist in der linken Innenverteidigung eingesetzt, spielte aber auch schon außen als Linksverteidiger für die Gladbacher.
Nach dem Premier-League-Abstieg entschied sich Wöber gegen die Zweitliga-Saison mit Leeds – wie es für ihn über den Sommer hinaus weitergeht, ist noch völlig unklar.
Das Profil eines spielstarken Linksfußes mit einer gewissen Grundgeschwindigkeit und defensiver Stabilität ist durchaus rar. Doch im In- und Ausland finden sich einige Spieler, die bei einem möglichen Wöber-Abgang Kandidaten für die Fohlen sein könnten.
GladbachLIVE hat die Statistiken und Werte des 26-Jährigen angeschaut und anhand dessen Spieler gefunden, die in das Anforderungsprofil von Sportdirektor Roland Virkus (57) passen könnten.
Wichtig dabei: Es geht es nicht darum, bei welchen Spielern aktuell konkretes Interesse besteht, sondern ist ein auf Statistiken und Spielerdaten basierendes Gedankenspiel – wobei kurioserweise einige dieser Profis Medienberichten zufolge ohnehin schon bei Borussia auf dem Zettel standen.
Bernardo (28) – VfL Bochum
Er stand offenbar bereits mehrfach auf dem Zettel der Borussia-Verantwortlichen!
Seine Leistungen in der laufenden Saison werden das Interesse am Brasilianer sicherlich nicht gemindert haben. In der Bundesliga führt Bernardo nicht nur die Rangliste mit den meisten geführten Zweikämpfen an (71), sondern auch die der meisten gewonnen Zweikämpfe (45).
Defensiv könnte der Bochumer die Stabilität von Wöber also hinreichend ersetzen, auch im Aufbauspiel ähnelt Bernardo dem Spielstil des Borussia-Profis.
Beide Linksfüßer werden variabel als linker Innenverteidiger oder auch als linker Schienenspieler eingesetzt. Dabei schalten sie sich gerne hin und wieder auch in das offensive Aufbauspiel ein. In der laufenden Saison schlug Wöber schon 18 Flanken, Bernardo sogar 19.
Beim Thema Passgenauigkeit hat Wöber noch etwas die Nase vorne, was aber sicherlich auch am unterschiedlichen Spielstil der beiden Mannschaften liegt. Der Österreicher brilliert mit einer Passquote von 81,9 Prozent, Bernardo bringt 71,1 Prozent seiner Pässe an den Mann.
Erst im Sommer ist der Verteidiger für etwa 600.000 Euro aus Salzburg ins Ruhrgebiet gewechselt. Um ihn loszueisen, wäre wohl eine deutlich höhere Ablöse fällig. Bereits 2018 und 2019 hielten sich Gerüchte um einen Wechsel des Brasilianers an den Niederrhein hartnäckig – vor mittlerweile fünf Jahren kam allerdings Ramy Bensebaini (28).
Silas Gnaka (25) – 1. FC Magdeburg
Silas Gnaka ist einer der absoluten Leistungsträger beim 1. FC Magdeburg. In der laufenden Spielzeit steuerte er schon vier Tore und vier Assists bei.
Allerdings wurde er dort zuletzt im zentralen defensiven Mittelfeld eingesetzt, was für seine Spielstärke spricht. Das sah in der Vorsaison noch anders aus: Gnaka spielte in der Hinrunde meist als Innenverteidiger, gelegentlich auch Linksaußen. Kein Team setzt aktuell in der 2. Bundesliga so schwer auf Positionsspiel und cleveren Ballbesitz wie die Magdeburger, Gnaka hat dort eine gute Schule durchlaufen.
Seine Fertigkeiten mit dem Ball passen zum Anforderungsprofil Borussias. Der 25-Jährige spielte in der laufenden Saison so viele Steilpässe (18) wie kein anderer Spieler der 2. Bundesliga.
Auch seine Passquote bei langen Bällen zeugt von guter Ballkontrolle für einen Defensivmann. 66,1 Prozent dieser Pässe kommen bei seinen Mitspielern an. Zum Vergleich: Bei Wöber sind es lediglich 54,5 Prozent.
Der Marktwert des Ivorers beläuft sich auf etwa 1,2 Millionen Euro. Sollte Gnaka den Schritt in die Bundesliga machen wollen und sich vorstellen können, wieder in die Abwehrkette zu rücken, wäre das eine spannende Option.
Marton Dardai (22) – Hertha BSC
Marton Dardai hat den Sprung in den Profi-Fußball endgültig geschafft. Der gebürtige Berliner und Sohn von Hertha-Trainer Pal Dardai (47) steht so gut wie immer in der Startaufstellung der alten Dame und überzeugt mit sicheren Leistungen.
Seit er zehn Jahre alt ist, spielt der Deutsch-Ungar für Hertha – ihn von seinem Jugendklub loszueisen, dürfte sicherlich nicht einfach sein, vor allem, solange sein Vater die Zügel in der Hand hat. Wobei auch Bruder Bence (18) Hertha in diesem Sommer den Rücken kehrt.
Dass auch Marton das Zeug zum Erstliga-Spieler hat, stellte er bei einigen guten Auftritten vor dem Berliner Bundesliga-Abstieg am Ende der Vorsaison unter Beweis.
Was seinen Spielstil mit dem Wöbers verbindet, ist einmal die defensive Stabilität, beide gewinnen knapp die Hälfte ihrer Zweikämpfe, und andererseits die Fähigkeit den Ball nach vorne zu treiben. In der aktuellen Saison spielte Dardai schon 69 raumgewinnende Pässe, also solche, die in Richtung gegnerisches Tor gespielt wurden und auch ankamen, Wöber sogar schon 99.
Dardai wird in Berlin jedoch ausschließlich zentral aufgestellt, ein Wöber-Ersatz sollte im Idealfall die Fähigkeit mitbringen, auch als Linksverteidiger auflaufen zu können. Die Grundschnelligkeit hat der Linksfuß Dardai dafür, das defensive Verständnis auch.
Liam Scales (25) – Celtic
27 Mal stand Liam Scales in der laufenden Saison für Celtic Glasgow im Kader und in 27 Spielen stand er dann für 90 Minuten auf dem Platz.
Der Dauerbrenner aus Irland ist bei Celtic absolut gesetzt und das aus gutem Grund: Als Innenverteidiger hält er den Laden beim schottischen Rekordmeister dicht. Aktuell kommt er auf 25 gewonnene Zweikämpfe in der Liga und damit nur knapp weniger als Fohlen-Profi Wöber (27).
Der 1,87 Meter große Linksfuß spielte in der Vergangenheit öfter auch als Außenverteidiger und fällt durch sein Tempo und cleveres Aufbauspiel auf.
Überragend ist sein Wert zu versuchten Pässen pro Spiel: 97,17 Bälle spielt er im Schnitt in einer Partie in Richtung seiner Mitspieler, bei Wöber, der eine Säule im Aufbauspiel der Gladbacher ist, sind es lediglich 58,31.
Bei klärenden Aktionen gehören Scales und Wöber beide zur Elite der Innenverteidiger. Mit 4,83 Klärungsaktionen von Scales und 5,43 von Wöber ordnen sie sich im oberen Viertel der europäischen Innenverteidiger ein.
Sollte Wöber wieder zurück auf die Insel müssen, wieso nicht einfach da nach einem Ersatz schauen? Die Zahlen zeigen: Scales wäre nicht die schlechteste Lösung.
Jordan Torunarigha (26) – KAA Gent
Ein alter Bekannter aus der Bundesliga! Nachdem ihm der endgültige Durchbruch bei Hertha BSC nie gelungen war, wechselte der Deutsche 2022 für eine kolportierte Ablösesumme von drei Millionen Euro zu KAA Gent nach Belgien.
Primär wird er dort als Innenverteidiger eingesetzt, doch Torunarigha schaltet sich immer gerne wieder auch offensiv mit ein. Im zweiten Drittel kommt er auf 662 Ballaktionen, im vordersten Drittel auf 100. Sehr ähnlich sehen die Werte auch bei Wöber aus, der auf 607 Berührungen im zweiten Drittel und 122 ganz vorne kommt.
Auch defensiv ähneln sich die Spielertypen – so greifen beide im Schnitt etwa 2,3 Mal pro Spiel einen gegnerischen Spieler mit einem intensiven Zweikampf an und fangen etwas weniger als zwei Pässe in 90 Minuten ab.
Mit einem Marktwert von sechs Millionen Euro ist Jordan Torunarigha sicherlich keine günstige Lösung für einen Wöber-Ersatz. Doch eine Rückkehr in die Bundesliga, eine Liga, in der er deutlich mehr im Fokus steht, bietet sicherlich ein attraktives Argument für einen Wechsel aus Sicht des Spielers.
Kurios: Torunarigha stand gerüchteweise bereits im vergangenen Sommer auf dem Zettel der Gladbach-Bosse! Vielleicht klappt es ja im zweiten Anlauf, sollte Wöber den Verein gen Leeds verlassen.
Lilian Brassier (24) – Stade Brest
Die Luxuslösung! An ihm ist Gerüchten zufolge auch der VfB Stuttgart dran. Lilian Brassier überzeugt in der Ligue 1. Bei Stade Brest wird er meist als Innenverteidiger eingesetzt, kann aber genauso auf der Linksverteidigerposition agieren.
Seine Physis gepaart mit seinem offensiven Spielverständnis machen ihn zu einem extrem interessanten Spieler, der dem Stil von Wöber nicht weit entfernt ist.
In der heimischen Liga gewinnt Brassier 75 Prozent seiner Offensivzweikämpfe, nur einer ist ligaweit besser! An seine Zweikampfstärke kommt auch Wöber nicht ran. Brassier entscheidet 64,7 Prozent der Zweikämpfe für sich, der Österreicher „nur“ 54,3 Prozent.
Die Passquote der beiden Spieler ist nahezu identisch – Brassier erreicht starke 81,6 Prozent, Wöber sogar 81,9 Prozent. Der Franzose und Wöber verfügen trotz ihrer Größe über einen soliden Antritt und sind so flexibel in der Defensive und im Umschaltspiel einsetzbar.
In der Vergangenheit hat Borussia immer wieder auf Spieler aus der französischen Liga zurückgegriffen, kommt jetzt der nächste? Die wohl größte Hürde dabei wäre der Preis! Zuletzt schoss der Marktwert von Brassier auf acht Millionen Euro. Das riecht nach einer Ablöseforderung im zweistelligen Millionen-Bereich – ähnlich wie bei Wöber.