GladbachLIVE-Analyse Der höfliche Herr Farke schärft sein Gladbach-Profil
„Ich bin ein höflicher Mensch, darum beantworte ich solche Fragen.“ Gladbach-Trainer Daniel Farke (45) verrät am Mittwoch (17. August 2022), warum er nach dem Schalke-Duell (2:2) beim Bezahlsender „Sky“ gesagt hatte: „Wenn man sich aktuell unsere Offensivoptionen anschaut, dann ist es nicht so, dass da ein wahres Füllhorn an Möglichkeiten steht.“
Das Transfer-Thema rund um Borussia Mönchengladbach nimmt weiter Fahrt auf.
Gladbach-Trainer Farke: „Haben daraus auch nie ein Geheimnis gemacht“
Schlägt der Klub vom linken Niederrhein, der bislang für ingesamt sieben Millionen Euro Ablöse Ko Itakura (25) und Oscar Fraulo (18) verpflichtet hat, noch auf dem internationalen Spielermarkt zu? Bis zum 1. September hat er dazu Gelegenheit.
Und da Daniel Farke nach eigenen Angaben nicht nur ein höflicher Mensch, sondern offenkundig auch ein ehrgeiziger Fußballlehrer ist, hat er nun in smarter Art und Weise lanciert, dass er sich im aktuellen Transferfenster noch die eine oder andere Kader-Ergänzung wünschen würde.
Farke auf GladbachLIVE-Nachfrage: „(...) Wir haben daraus auch nie ein Geheimnis gemacht. Weder der Verein, noch Roland Virkus (Sportdirektor, Anm. d. Red.), noch ich, dass wir bis zum Ende des Transferfensters hellwach sein müssen. Es ist ja nun mal Fakt, wenn man auf unsere Optionen schaut, gerade im Offensivbereich, dann ist es nicht so, dass wir auf Rosen gebettet sind und auf unfassbare Bundesliga-Erfahrung zurückblicken könnten.“
Farke betont zudem, dass ein Thema wie „Talente verheizen“ künftig keine Nahrung im Borussia-Park finden dürfe.
„Da sitzen zum Teil viele Spieler, gerade auf den Offensivpositionen, die bisher auf Regionalliga-Niveau oder anderen unterklassigen Ligen gespielt haben. Das sind gute Jungs, die wir entwickeln wollen. Wir wollen ihnen nicht zu viel Last und Druck auf ihre Schultern bürden.“
Er sagt zudem: „Man kann nicht von so jungen Kerlen wie Yvandro Borges Sanches, Conor Noß oder Torben Müsel erwarten, dass sie mal eben die Bundesligaspiele für uns gewinnen. Es ist wichtig, dass sie sich in einem guten Umfeld entwickeln können. Deshalb sind wir bemüht, auch noch Qualität hinzuzufügen. Es war aber jetzt nicht so, dass ich mit dem Finger darauf hinweisen wollte.“
Das hat Farke vielmehr merklich gewiefter getan – und insgeheim zugleich eine gewisse Stärke demonstriert.
Gladbachs neuer Trainer schärft weiter sein Profil im Borussia-Park.
Jetzt ist es an seinen Bossen im Klub, mit Blick auf die Vereinsfinanzen, abzuklopfen, ob bis zum 1. September aus Trainer-Wünschen Realität werden könnte.
Farkes offenkundig größter Wunsch: Dass die Kader-Lücke, die durch den Wechsel von Stürmer Breel Embolo (25) für 12,5 Millionen Euro Ablöse zur AS Monaco (Frankreich) in der Offensive entstanden ist, wieder geschlossen wird.
Der Faktencheck zeigt: Embolo, Schweizer Nationalspieler, sind in der vergangenen Saison in 31 Pflichtspieleinsätzen für Borussia Mönchengladbach elf Treffer und sechs Torvorlagen gelungen.
Das sind immerhin 17 Scorerpunkte, die dem schwarz-weiß-grünen Füllhorn Mitte Juli im Profibereich abhanden gekommen sind.
Zugleich sieht Farke sich bereits mit Aussagen wie der von Weltmeister und TV-Experte Lothar Matthäus (61) konfrontiert: „Meiner Meinung nach haben die Gladbacher das Zeug für die Europa League und müssen das auch als Ziel haben.“
Gladbachs Vizepräsident Rainer Bonhof (70) hatte vor wenigen Tagen dem „Sportradio Deutschland“ gesagt: „Ich hoffe, dass wir da sind, wenn andere Mannschaften ein wenig straucheln, und wir möglicherweise in der kommenden Saison wieder Reisepapiere auch für Dienstag oder Mittwoch für internationale Spiele haben werden.“
In dieser Melange hat Farke jetzt zu verstehen gegeben, dass aus seiner Sicht dem Fohlen-Kader für einen Rückflug in diese Liga-Sphären noch die eine oder andere Qualitäts-Injektion guttun würde.
Höflich vorgetragen, wohlgemerkt...