„Liebe den Fußball“ Gladbach-Kapitän Lars Stindl über Highlights, Enttäuschungen und seinen Abschied
Der Gladbacher Lars Stindl hat in einem Abschiedsinterview mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND) über Stolz und Enttäuschungen, einen seriösen Brasilianer und besondere Karriere-Momente gesprochen.
Gladbach: Kapitän Lars Stindl verlässt Borussia nach acht Jahren
Mit dem Spiel gegen den FC Augsburg (27. Mai 2023/15.30 Uhr) ist für Lars Stindl nach acht Jahren bei Borussia Mönchengladbach – davon sieben als Kapitän – Schluss. Der 34-Jährige lässt seine Karriere in der Heimat beim Zweitligisten Karlsruher SC ausklingen.
Im Abschiedsinterview mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ hat er nun diese besondere Zeit nochmal Revue passieren lassen – und einen vorausschauenden Blick auf den bevorstehenden Abschied gewagt.
So sagte der 34-Jährige auf seinen kommenden Abschied angesprochen: „Ich freue mich einfach darauf, es zu genießen im Borussia-Park, das versuche ich schon seit ein paar Wochen. Und darauf, noch mal mit den Jungs auf dem Platz zu stehen. Ansonsten ist die Erwartungshaltung gar nicht so groß. Es ist schön, dass so viele Freunde und meine Familie kommen.“
Er freue sich darüber, dass all seine bisherigen Weggefährten kein schlechtes Wort über ihn verlieren und honoriert werde, was er für seine bisherigen Vereine geleistet habe.
„Das macht einen schon stolz, und ich weiß, dass es besonders ist. Ich hatte überall eine gute Zeit, bei Borussia habe ich mich von der ersten Sekunde an unglaublich wohlgefühlt, es war ein „perfect match“. Ich glaube, dass es in Gladbach auch so gut gepasst hat, weil wir uns beide zeitgleich weiterentwickelt haben und ich dadurch auch immer mit der erfolgreichsten Zeit in der jüngeren Vereinsgeschichte verbunden bleibe. Zudem habe ich immer versucht, die Werte des Klubs zu leben. Du kannst viel predigen, aber musst es auch umsetzen. Das habe ich versucht auf meine Art und Weise – ich glaube, das honorieren die Leute“, so Stindl.
Trotz der derzeit schwierigen Lage gibt Stindl an, sich keine Sorgen um die Zukunft der Fohlenelf zu machen. Zwar „macht man sich dann etwas mehr Gedanken, auch persönlich. Gerade, wenn sich gravierende Dinge im Verein verändern und in meiner Funktion als Kapitän“, so der 34-Jährige. Man habe sich in der Vergangenheit aber auch immer darauf besonnen, gemeinsam durch solche Zeiten zu gehen, betont er. „Auch die jetzige Phase ist nicht ganz einfach, das ist unbestritten.“
Dennoch vertraue er darauf, dass „das Wissen in der Truppe und im Klub vorhanden ist, dass sich das eine oder andere ändern muss“. Man dürfe jetzt nicht durchdrehen und müsse sich vor Augen führen, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass solche Dinge passieren, sagt Stindl. „Wichtig ist, dass man selbstkritisch damit umgeht, die richtigen Schlüsse zieht. Weil das Potenzial, welches dieser Klub besitzt, einfach überragend ist: ob von der Mannschaft oder der Infrastruktur, von den Fans ganz zu schweigen. Das ist ein großes Faustpfand, das müssen wir wieder mehr nutzen. Das wissen hier alle.“
Auch über die bislang größte Enttäuschung seiner Karriere spricht Stindl. So gibt der 34-Jährige an, dass die verpasste WM-Teilnahme 2018 ihm am meisten zugesetzt habe. Zu Erinnerung: Stindl sollte zum Aufgebot für die Weltmeisterschaft in Russland zählen, zog sich aber kurz vorher beim Bundesliga-Spiel gegen Schalke 04 einen Syndesmoseriss im linken Sprunggelenk zu und fiel damit monatelang aus.
Rückblickend sagt er heute dazu: „So eine Chance bekommst du als Lars Stindl nur einmal im Leben.“ Auch einen Titel hätte er mit dem VfL gerne gewonnen – zumal der Klub in DFB-Pokal und Europa League schon zweimal kurz davor gestanden habe. „Das hat schon wehgetan“, betont er und nennt in einem Atemzug auch Abgänge von Managern oder Trainern enttäuschend. „Was beispielsweise rund um das Ende von Marco Rose los war, was es da an Gerüchten und wilden Geschichten gab, war auf andere Art und Weise ebenfalls enttäuschend“, so der Gladbach-Kapitän.
Der „Capitano“, der ab Sommer in der 2. Bundesliga beim Karlsruher SC spielen wird, denkt gerne an viele besondere Momente mit den Fohlen zurück. Und: Auch an einige seiner Mitspieler hat er sehr gute Erinnerungen. Doch wer von ihnen war der Beste, mit dem Stindl bisher kicken durfte?
Eine eindeutige Antwort hat der Borussia-Profi zunächst darauf nicht. Ein paar Namen nennt er dann aber trotzdem. Stindl: „Granit Xhaka war ein absoluter Topmann, Andreas Christensen sammelt einen Titel nach dem anderen. Und ich habe es geliebt, mit Oscar Wendt auf dem Platz zu stehen, weil er diese skandinavische Mentalität hatte. Du wusstest immer, was du kriegst, dass du dich auf ihn verlassen konntest. Und dass es am nächsten Tag weitergeht, egal was vorher war. Aber der Genialste war Raffael – der einzige seriöse Brasilianer (lacht). Was er mit dem Ball gemacht hat, war unfassbar.“
Dass einer seiner bisherigen Teamkollegen ihn hingegen als den besten Mitspieler bezeichnen werde, hält Stindl für unwahrscheinlich. „Xhaka und Christensen auf keinen Fall, Oscar hat mit Ibrahimovic gespielt – das könnte auch eng werden (lacht)“, sagt er. „Aber sie werden hoffentlich sagen: Der Stindl war ein guter Typ.“
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Zum Abschluss des „RND“-Interviews blickt Stindl auch auf eine mögliche Karriere nach der Zeit als aktiver Fußballer. Er erklärt, dass er noch nicht sicher sei, wie es nach dem Karriereende weitergehe.
„Ich möchte mir das offenhalten, überall mal reinschnuppern. Ich liebe den Fußball nach wie vor, und mich interessiert alles in der Branche, auch wenn ich nicht jede Entwicklung gutheiße. Ich möchte mich einbringen und meine Erfahrungen weitergeben. Ich werde dem Fußball ganz sicher erhalten bleiben.“