Millionen-Spritze für Klubkasse Champions-League-Erfolg schwächt Gladbachs Corona-Schmerzen ab
Mönchengladbach - Trari, trara, der UEFA-Scheck ist da! So könnte es, salopp formuliert, in nicht allzu ferner Zukunft im Büro von Gladbachs Geschäftsführer Stephan Schippers (53) heißen.
Bis zu 37 Millionen Verlust in 2020?
Nun dürfte Borussias Herr der Zahlen in diesen Tagen der Coronavirus-Krise wenig der Sinn nach flapsigen Sprüchen stehen. Dafür ist die finanzielle Situation rund um den VfL Borussia während der Pandemie zu ernst. Mit einer zu erwartenden Verlust-Summe von bis zu 37 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2020 ist der Klub vom linken Niederrhein jüngst an die Öffentlichkeit gegangen.
Die Pandemie tut dem Unternehmen Borussia auf zahlreichen Ebenen richtig weh. Und das nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht. Allerdings: Auch wenn dies so mancher VfL-Treue, Stichwort Geisterspiele, bei allem Verständnis, womöglich nicht gerne hören mag.
Aus einem gewissen Blickwinkel heraus hätte es keinen besseren Zeitpunkt für die Borussia geben können, als diese Saison, in diesen schweren Corona-Zeiten, in der Champions League mitmischen zu können.
Denn: Dadurch, dass Borussia zurzeit unter der Regie von Manager Max Eberl (47) nachweislich eine Lizenzspieler-Abteilung generiert hat, die in der Königsklasse zu den 16 besten Europas zählt, rollt trotz aller Corona-Ausfälle für den VfL auch der Rubel.
Glück im Unglück also. Um das mal konkret zu machen: Ohne die Champions League würde Borussias Verlust für das laufende Geschäftsjahr noch deutlich höher ausfallen. Um die 23 Millionen Euro hatte Borussia aus den Fleischtöpfen der UEFA durch die Qualifikation in der vergangenen Spielzeit für die Champions League einplanen können.
Nach unseren Informationen ist ein Großteil dieser Summe bereits in die Verlustrechnung für 2020 eingeflossen. Nur: Dadurch, dass Borussia die Todesgruppe B, mit Gegnern wie Real Madrid oder Inter Mailand, überlebt hat und erstmals im Achtelfinale der Champions League steht, stellen sich zumindest einige Worst-Case-Szenarien an der Hennes-Weisweiler-Allee 1 aktuell schon wieder anders dar.
So gibt es von der UEFA für das Achtelfinale noch einmal eine Prämie von annähernd zehn Millionen Euro. Für die acht Punkte aus der Gruppenphase schüttet die UEFA einen Bonus-Betrag von rund 7,2 Millionen an Borussia aus. Was bedeutet das? Dass um die 17 Millionen mehr in die Kasse fließen, als Schippers, Typ „hanseatischer Kaufmann“, in seinen seriösen Zahlenspielen zunächst eingeplant haben dürfte.
Der (nicht planbare) sportliche Erfolg trägt also dazu bei, dass Borussias finanzieller Verlust wegen Corona in 2020 nicht noch schlimmer wird. Weil es für die Klubkasse Infusionen von der UEFA geben wird. Rund 40 Millionen Euro Einnahmen hat Borussia bislang die Teilnahme an der Champions League gebracht.
Ein höherer, einstelliger Millionen-Betrag für die TV-Rechte ist in diesen 40 Millionen noch nicht eingerechnet. Alles Geld, welches Borussia helfen wird, die Corona-Verluste abzuschwächen. Und auch das sei erwähnt: Die UEFA-Kohle verschafft Borussia, trotz aller Krisenprobleme, auch einen gewissen strategischen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern, die sich mangels sportlichen Erfolges keine UEFA-Infusionen für die Vereinskasse während der Pandemie verschaffen konnten.
Hier sei allein das Thema Personalplanung erwähnt. Ohne Champions League hätte Borussia wegen Corona wohl einiges vom Kader-Tafelsilber in den kommenden Transferperioden veräußern müssen. Das ist auch weiterhin nicht ausgeschlossen, nur dürfte jedoch kein Alles-Muss-Raus-Ausverkauf drohen.
Weitere UEFA-Prämie ist möglich
So dass der jüngste Einzug ins Achtelfinale der Champions League für Borussia, mitten in der Coronakrise, im wahrsten Sinne des Wortes noch Gold wert sein kann. Und sollte die Reise in der Champions League in der Runde der letzten 16 nicht enden für Gladbach – für das Viertelfinale würde es von der UEFA übrigens eine weitere Prämie im Bereich von knapp über zehn Millionen Euro geben.