Erst zur Problem-Position gemacht Hier macht Seoane dicht – und lobt Fohlen-Fortschritte
In den zuletzt turbulenten Zeiten bei Borussia reichen knapp zweieinhalb Jahre aus, um schon drei Cheftrainer miterlebt zu haben.
Gerardo Seoane (45) dürfte erst einmal anstreben, seine beiden Vorgänger Adi Hütter (53) und Daniel Farke (47) zu überbieten. Für beide war nach nur einer Saison bei Borussia Mönchengladbach Schluss.
Borussia Mönchengladbach: Das hat Seoane Farke und Hütter voraus
Seoanes Aufgabe ist sicherlich aber die komplizierteste, weil zahlreiche Leistungsträger im Sommer 2023 den Fohlen den Rücken kehrten – Spieler wie Marcus Thuram (26) und Ramy Bensebaini (28) darüber hinaus ablösefrei.
Borussias Ziel ist es, dafür wieder jungen Spielern mehr Spielzeit zu geben – der Coach ist in der Situation, nicht nur Fußball-Lehrer, sondern auch zu einem großen Teil Talentförderer zu sein.
Durch den Bensebaini-Abgang zeichnete sich früh ab, dass Teil dieses Konzeptes auch Luca Netz (20) wird. Bereits unter Hütter und Farke bekam der U21-Nationalspieler seine Einsatzzeiten, stand aber noch nie so sehr im Fokus wie in dieser Saison.
Zu Saisonbeginn sah der gebürtige Berliner beim 4:4 in Augsburg alles andere als gut aus, war gerade beim vierten Gegentreffer, der Borussia an den Rand der Niederlage brachte, desorientiert.
Damit zeichnete sich aber ein Trend ab, der schon seit dem Wechsel des Linksverteidigers im Sommer 2021 zu erkennen war. Offensiv war der mittlerweile 20-Jährige gleich eine Top-Verstärkung – in der Defensive häufig indisponiert.
Am Tag nach dem 4:4 in Augsburg war Borussias Manager Roland Virkus (56) im „Doppelpass“ zu Gast. Dort verteidigte er seinen Spieler, der von den anderen Talk-Gästen ziemlich hart angegangen wurde.
Virkus wurde gar nahegelegt, doch noch einen erfahrenen Linksverteidiger an den Niederrhein zu holen. Die Netz-Position wurde schnell als erste Problem-Position der Fohlen in der Seoane-Amtszeit dargestellt.
Als Borussia von Mitte September bis vor zwei Wochen auf eine Dreier-/Fünferkette setzte, wurde Netz automatisch defensiv durch die drei Innenverteidiger entlastet.
In der Englischen Woche kam der Ex-Herthaner erstmals seit dem Augsburg-Spiel in einer Viererkette zum Einsatz – und das gleich dreimal in sieben Tagen.
Netz machte seine Sache aber gut – und überraschte zahlreiche Borussia-Fans gerade mit seinem defensiv soliden Auftreten. Wie sieht Seoane die Netz-Entwicklung? „Luca hat defensiv Fortschritte gemacht. Er macht es gerade im Eins-gegen-Eins besser und gewinnt da jetzt häufiger die Duelle“, sagte der 45-Jährige auf GladbachLIVE-Nachfrage.
Borussias linke Seite präsentierte sich ohne Bensebaini in den vergangenen Jahren noch nie so sattelfest wie aktuell. Je länger Seoane bei Borussia tätig ist, desto mehr gerät das „Problem-Position“-Label in Vergessenheit. Hinten links macht Seoane dicht!
Als einen Faktor dafür nennt der Schweizer auch Netz’ Nebenmann Max Wöber (25), der den fünf Jahre jüngeren Außenverteidiger immer wieder auf dem Platz coacht, ihm verbal Hilfestellung gibt und ihm den Rücken freihält.
„Max kommuniziert viel, gibt viele Signale – das tut jedem Spieler gut“, erklärt Seoane über den Österreicher, der im August auf Leihbasis von Leeds United nach Gladbach wechselte.
Netz’ Erfahrung in seinen noch jungen Jahren ist beachtlich: Vor der Länderspielpause dürfte er beim Heimspiel gegen Wolfsburg am Freitag (10. November 2023, 20.30 Uhr) bereits zu seinem 64. Bundesliga-Einsatz kommen – und das mit gerade einmal 20 Jahren.