„Borussia ist kein Patient“ So lief Gladbachs Mitglieder-Versammlung
Mönchengladbach. Annähernd 28 Monate hat das Warten bei Borussia Mönchengladbach gedauert. Am Dienstag (10. August 2021) ist es dann aber soweit gewesen. Trotz der Coronavirus-Pandemie hat der VfL im eigenen Stadion wieder eine Mitgliederversammlung abhalten können. Zuvor war das am 29. April 2019 das letzte Mal der Fall gewesen. „Ich freue mich, Sie hier wieder begrüßen zu dürfen“, sagte Borussias Präsident Rolf Königs (79) zu den rund 1.000 anwesenden Mitgliedern.
Königs & Co. für weitere drei Jahre im Präsidium bestätigt
Big Boss Königs war, wie seine Präsidiums-Mitglieder Siegfried Söllner, Rainer Bonhof (69) und Hans Meyer (78), bereits am 16. Juli von Borussias Aufsichtsrat für weitere drei Jahre im Amt gewählt worden.
Königs: „Über das Vertrauen des Aufsichtsrats in uns und unsere Arbeit freuen wir uns sehr.“
Nach der Begrüßung und den Ehrungen folgten unter anderem die Jahresberichte von Königs, Geschäftsführer Stephan Schippers (53) und Sportdirektor Max Eberl (47).
Die Zahlen des Klubs im Überblick: Borussia hat über 94.000 Mitglieder. Die Borussia VfL 1900 Mönchengladbach GmbH hat das Geschäftsjahr 2020 (1. Januar bis 31. Dezember 2020) mit einem Minus von 16,8 Millionen Euro (nach Steuern) abgeschlossen. Dies ist das Ergebnis des vom Wirtschaftsprüfer geprüften Jahresabschlusses.
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Im Geschäftsjahr 2020 erwirtschaftete Borussia Erträge von 163,4 Millionen Euro. Borussias Eigenkapital betrug zum 31. Dezember 2020 86 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote liegt weiterhin bei 43 Prozent.
Für das Geschäftsjahr 2019 hatte Gladbach noch einen Gewinn von über zwölf Millionen Euro (nach Steuern) zu verzeichnen.
Gladbach muss für das nächste Geschäftsjahr weitere Verluste befürchten
Die Borussia musste von 2019 auf 2020 einen Umsatzrückgang von rund 50 Millionen Euro verkraften. 2019 lagen die Erträge noch bei rund 213 Millionen Euro. 2020 bei etwas mehr als 163 Millionen Euro.
Finanz-Boss Schippers: „Unser Geschäftsergebnis für das Jahr 2020 wurde maßgeblich durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie beeinflusst, also in einem Zeitraum von neuneinhalb Monaten fehlende Zuschauereinnahmen, geringere TV-Einnahmen und entgangene Sponsoring- und Werbeeinnahmen, aber auch die Tatsache, dass wir keine Spieler verkauft und unseren Kader zusammengehalten haben.“
Schippers betonte weiter: „Dass wir das Geschäftsjahr mit einem Jahresfehlbetrag von 16,8 Millionen Euro abschließen, ist unter diesen extrem schwierigen Rahmenbedingungen als Erfolg zu verbuchen. Unser Dank gilt in diesem Zusammenhang unseren Fans und unseren Sponsoren, die Borussia in dieser schwierigen Zeit immer unterstützt haben. Und natürlich haben uns auch die Teilnahme an der Champions League und die damit zusammenhängenden Einnahmen sehr geholfen, ebenso der Gehaltsverzicht unserer Mannschaft.“
Durch den Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse hatte Borussia über 40 Millionen Euro aus den Fleischtöpfen des europäischen Fußballverbandes UEFA eingenommen.
Was Gladbach-Fans auf dem Schirm haben sollten: Solche Finanzspritzen wird es für die Ergebnisrechnung im Geschäftsjahr 2021 nicht geben. Borussia ist in keinem internationalen Wettbewerb in der neuen Spielzeit vertreten.
Und da aktuell aufgrund der Pandemie auch nicht eindeutig abzusehen ist, wann der VfL Borussia wieder mit einem ausverkauften Borussia-Park, sprich mit vollen Zuschauereinnahmen planen kann, dürfte es weitere Verluste in der Klub-Kasse geben.
Borussia muss also stramm sparen. Wie ernst ist die Lage wegen der Coronavirus-Krise? Müssen sich die Fohlen-Fans um ihre Borussia sorgen?
Finanz-Boss Stephan Schippers: „Borussia ist kein Patient“
Stephan Schippers hatte im Vorgespräch zur Mitgliederversammlung unserer Redaktion auf entsprechende Nachfrage gesagt. „Ein Fußballverein, bei dem die Zuschauer wegbleiben, das tut uns weh. (...) Das tut uns auch finanziell weh. Das ist doch klar. Da bleibt etwas weg. Das kann man sich auch nicht unendlich leisten. Aber wir sind kein Patient. Ein Patient ist krank, wir sind nicht krank, wir sind gesund. Aber das hat uns bislang Kraft gekostet. Und das wird uns auch noch Kraft kosten.“
Auf der Mitgliederversammlung gab es zudem den Bericht des Wirtschaftsprüfers, die Jahresberichte des Aufsichtsrates sowie der Abteilungen. Auch die Entlastungen des Aufsichtsrates, des Präsidiums und der Abteilungen haben sowohl für das Jahr 2019 als auch für 2020 stattgefunden.
Zudem wurde über die Änderung der Satzung abgestimmt. Neben Ergänzungen, beispielsweise die Aufnahme der Möglichkeit, Mitgliedsanträge auch digital und nicht nur postalisch stellen zu können, stand auch eine neue Form des Paragrafen zwei, Absatz drei, zur Wahl.
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So heißt es: Der Verein „tritt rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen sowie diskriminierenden oder menschenverachtenden Verhaltensweisen, insbesondere aufgrund der Nationalität, Abstammung, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, des Geschlechts, des Alters, der sexuellen Identität oder einer Behinderung, aktiv entgegen“.
Zum Schluss der Mitgliederversammlung fanden auch noch Wahlen für den Ehren- und Aufsichtsrat satt.
In den Ehrenrat wurden gewählt: Rolf Göttel, Elmar Kreuels, Gerald Ruch, Andreas Heinen und Volker Klüttermann.
Für den Aufsichtsrat wurden diese Kandidaten von den Mitgliedern bestätigt: Ewald Hansen, Michael Hollmann, Jürgen Kämper, Reiner Körfer, Stefan Krebs, Dirk Rosenbaum.