Mönchengladbach - Die Umstände seines Bundesliga-Debüts hätten trister kaum sein können: An einem grauen November-Nachmittag kam Tony Jantschke zur zweiten Halbzeit für Gal Albermann (36) rein. 0:2 lag Borussia bereits zurück gegen Energie Cottbus, verlor am Ende 1:3, und Jantschke verbrachte 45 Minuten damit, einen gelangweilten Spielmacher namens Ervin Skela (46) in Manndeckung zu nehmen.

In seinem zweiten Spiel traf Jantschke gegen Leverkusen (ebenfalls eine 1:3-Niederlage), im dritten erlitt er in Dortmund eine Gehirnerschütterung, im vierten wurde er in Bremen noch vor der Pause von Hans Meyer (77) ausgewechselt, weil Mesut Özil (31) ihm ein „Trauma“ (O-Ton Jantschke) verpasst hatte.

Tony Jantschke: Stammspieler unter Lucien Favre

Diese Karriere hätte nun wirklich rosiger beginnen können. Doch Jantschke ist immer noch da, er ist der „Fußballgott“ mit 269 Pflichtspielen für die Fohlen auf dem Konto – und feiert an diesem Dienstag seinen 30. Geburtstag.

Stammspieler ist er erst kurz vor seinem 21. geworden, unter Lucien Favre (62). 2011 bis 2015 waren seine besten Jahre. Wenn Jantschke fit war, dann spielte er immer, ob rechts in der Viererkette, innen und seltener davor.

„Einer, der bei einem Sieg befriedigend spielt und bei einer Niederlage ausreichend“, hat Christoph Kramer (29) in einer seiner „11 Freunde“-Kolumnen über seinen Teamkollegen geschrieben (hier lesen Sie mehr). Der beste Jantschke war so gut, dass man sich heute schon fragen darf, warum er nicht wenigstens ein klitzekleines Länderspiel absolvieren durfte.

Ein Grätschenvideo für Jantschke

Geradezu poetisch klang dieser Satz von Kramer: „Tony hat Talente, die nicht als solche gelten. Eine gute Grätsche ist keine Emotion, sondern ein Talent.“ Zum runden Geburtstag hat Borussia ihm ein Video seiner schönsten Grätschen gewidmet. Wie Jantschke seine Tackling-Fähigkeiten mit verschmitztem Lächeln als das beschreibt, was er besser kann als seine Mitspieler, dürfte die Fans rühren.

Der gebürtige Sachse gehört gemeinsam mit Patrick Herrmann (29) als letztes Mitglied der „Generation Relegation“ zum Inventar bei Borussia, im allerbesten Sinne. Sein akribisch geführter Strafenzettel für die Mannschaftskasse liegt im Vereinsmuseum. Jantschke hat letztens seine Eltern hindurchgeführt und bei aller Bescheidenheit dürfte er erzählen: Dass der Borussia-Park und die umliegenden Gebäude die Besucher heute staunen lassen, dazu hat er seinen Teil beigetragen.

Jantschke jagt Kamps und Vogts

Jantschke steht bei zwölf Spielzeiten in Folge mit Einsätzen in der Bundesliga für Borussia. Nur Uwe Kamps (55) mit 13, Berti Vogts (73) mit 14 und Christian Hochstätter (56) mit 16 haben mehr geschafft. Eine 13. Saison dürfte folgen, dann läuft Jantschkes Vertrag aus. Dass es dann nicht weitergeht für den „Fußballgott“ bei Borussia – kaum vorstellbar.

„Ich würde gerne bleiben. Ich habe in dieser Saison schon bewiesen, dass ich ohne Probleme auf dem erforderlichen Niveau mitspielen kann“, sagte er im GladbachLIVE-Interview vor einiger Zeit. Und an gesunder Selbsteinschätzung hat es Jantschke noch nie gemangelt.