Treue Fohlen Eberl hat Borussia in Europa auf Top-Niveau gehievt
Mönchengladbach - Was war da los bei Deportivo Pasto? Der kolumbianische Erstligist hat von 2015 bis 2019 unglaubliche 176 Spieler eingesetzt. Weltrekord, sagt das Internationale Zentrum für Sportstudien (CIES) aus der Schweiz.
Borussia Mönchengladbach ist, was die Fluktuation im Kader angeht, dagegen genau in der anderen Richtung unterwegs. Nicht auf Weltrekord-Niveau, aber Spitzenklasse in der Bundesliga und im europäischen Vergleich. Im Fünf-Jahres-Zeitraum, in dem Pasto auf 176 Profis gebaut hat, waren es in Gladbach nur 52.
Spitzenplatz in der Bundesliga
Damit liegen die Fohlen unter den aktuellen Bundesligisten auf Platz eins der Treue-Rangliste, gemeinsam mit Bayer Leverkusen. Es folgen Bayern München, Hertha BSC und RB Leipzig mit jeweils 59. Der SC Paderborn kommt im selben Zeitraum auf 90, ist allerdings auch zwischen Erst- und Drittklassigkeit gependelt.
Das CIES hat 87 Ligen weltweit ausgewertet und dabei nur 14 Mannschaften gefunden, bei denen noch mehr personelle Stabilität angesagt ist als bei Borussia. In den fünf Top-Ligen Europas haben nur Tottenham Hotspur (51) und Athletic Bilbao (50) weniger Spieler eingesetzt als der VfL.
Nur Leipzig und Bayern vor Gladbach
Obwohl in Stefan Lainer (27), Breel Embolo (23), Marcus Thuram (22) und Ramy Bensebaini (24) vier Zugänge häufig zum Zug kommen, kann sich der Treue-Faktor der aktuellen Gladbacher Mannschaft ebenfalls sehen lassen. Im Schnitt 40,3 Monate sind die Spieler auf dem Platz schon im Verein. Nur Leipzig (40,7) und Bayern (53,8) liegen hier vor Gladbach.
Obwohl die Verträge von Oscar Wendt (34), Raffael (35), Fabian Johnson (32) und Tobias Strobl (29) auslaufen, dürfte Borussia in dieser Wertung selbst dann nicht abrutschen, wenn das Quartett (im Sommer insgesamt 26 Jahre da) den Klub verlässt. Denn nur Wendt kratzt unter Trainer Marco Rose (43) am Stammspieler-Status.
Mit Max Eberl kam die Wende
Es gab in Gladbach Zeiten, als der Verein als „Kaufhaus des Westens“ verspottet wurde. Die Fluktuation nahm Ausmaße wie bei Deportivo Pasto an: 2004/05 kamen 31 Borussen zum Einsatz, 2006/07 waren es 32 und 2008/09 sogar 34.
In der letztgenannten Saison nahm Max Eberl (46) seine Arbeit als Sportdirektor auf, kaufte im Winter noch einmal groß ein, um Borussia im Abstiegskampf konkurrenzfähig zu machen – und dann hatte es sich erledigt mit dem Personalwucher.
Trainer Rose hat in dieser Saison bislang erst 22 verschiedene Spieler gebracht. Das unterbietet kein Konkurrent aus der Bundesliga.