GladbachLIVE-Interview Ur-Borusse Frontzeck über Herzensklub: „Es ist immer wieder ein neuer Kampf “
Mönchengladbach - Am Samstagabend (18.30 Uhr) trifft Gladbach in der Bundesliga auf den VfB Stuttgart. Ur-Borusse Michael Frontzeck (56) spielte in seiner langen Karriere für beide Klubs.
Der Gladbacher Frontzeck wurde 1992 Meister mit dem VfB Stuttgart
Seinen größten Triumph erlebte das Ex-Fohlen aber im Schwabenland: 1992 gewann der VfB unter dem jungen Trainer Christoph Daum (67) die Deutsche Meisterschaft. Im Interview mit GladbachLIVE spricht Michael Frontzeck über seinen Abnabelungsprozess vom Heimatverein, über Schuhprobleme und über den kommenden Gegner der Fohlen.
Herr Frontzeck, was erwarten Sie sich vom Duell ihrer beiden Ex-Klubs?
Ich habe mir den VfB am letzten Samstag in Augsburg zum ersten Mal seit langer Zeit angeguckt und ich denke, dass wir uns auf eine wirklich interessante Partie freuen können. Beide Mannschaften sind in einer sehr guten Verfassung. Beide sind darauf aus, offensiv zu spielen. Von daher denke ich, dass es eine ansprechende Partie wird.
Meisterteam oder Heimatklub – für wen schlägt denn Ihr Herz am Samstag?
Ich bin hier in Mönchengladbach geboren. Ich lebe hier und bin in dem Klub groß geworden. So schön die fünf Jahre in Stuttgart waren, das Herz schlägt doch für Gladbach.
Im Jahr 1989 verließen Sie die Heimat in Richtung Süden. Was hat Sie damals zum Wechsel bewogen?
Ich hatte das Gefühl, dass ich mal etwas anderes machen sollte. Das war auch ein Abnabelungsprozess vom Klub und auch von der Stadt. Ich war 25 Jahre alt und dachte, das wäre jetzt mal der Zeitpunkt für den Wechsel. Das habe ich nicht bereut. Der VfB gehörte damals wie heute zu den besseren Klubs in Deutschland von daher war das privat, wie auch vom Fußball her, ein guter Schritt.
Eine große Umstellung?
Ja, das war schon ein Riesenunterschied. Ich musste zum Beispiel von Puma zu Adidas wechseln, was mir am Anfang gar nicht gefallen hat. Wenn du dein Leben lang in Puma spielst und von heute auf morgen die Schuhmarke wechselst, dann ist das schon ein Unterschied. Da habe ich einige Zeit für gebraucht. Davon abgesehen hatte Stuttgart schon damals eine sehr gute Infrastruktur. In Gladbach haben wir uns in den Achtzigern noch in den Bus gesetzt und sind zu den Kreisligisten gefahren, um dort zu trainieren. Da war der VfB damals schon relativ weit.
Mit dem VfB wurden Sie 1992 Meister – das Highlight Ihrer Karriere?
(überlegt) Ja, national geht ja nicht viel mehr. Ich hätte gerne mit Gladbach 1984 den Pokal gewonnen. Damals war ich noch relativ jung. Das ist schon bitter. Wir jüngeren Spieler haben noch gedacht, man kommt noch häufiger in die Situation. Letztendlich habe ich dann 18 Jahre gespielt und es war die einzige Situation, in der ich wirklich den Pokal hätte gewinnen können. Von daher war die Meisterschaft 1992 als Mannschaft schon eine Riesennummer.
Könnte Borussia in den kommenden Jahren ein ähnlicher Coup gelingen?
Im Fußball ist grundsätzlich mal alles möglich. Der Klub hat sich nach dem Abstieg 1999 auf neue Beine gestellt, neue Strukturen geschaffen und ein neues Stadion gebaut. Dadurch hat er natürlich auch andere Möglichkeiten bekommen. Ich glaube, dass man nicht umsonst Champions League spielt und das verdientermaßen geschafft hat. Trotzdem ist es natürlich immer schwierig, das zu halten, weil immer wieder finanziell potentere Klubs kommen und den einen oder anderen Spieler wegkaufen. Also ist es immer wieder ein neuer Kampf. Jahr für Jahr.
Aktuell trifft das wohl auf Florian Neuhaus zu, um den Borussia Gerüchten zu folge kämpfen muss.
Es wird in diesem Geschäft mittlerweile viel spekuliert. Sie haben einen attraktiven Kader. Und dass dann potentere Klubs kommen und an dem einen oder anderen rumbaggern, damit muss Gladbach jetzt leben. Wenn heute einer einen Spieler will, muss der Klub halt richtig viel Geld bezahlen. Das kannst du dann wieder neu in Infrastruktur und Mannschaft stecken. Letztendlich wäre es schön, wenn die Mannschaft jetzt noch mal ein bis zwei Jahre zusammen spielen könnte. Aber das wird schwierig, weil du eben viele attraktive Spieler in deinen Reihen hast.
Auch Stuttgart scheint nach dem Abstieg auf einem guten Weg. Was macht den Aufsteiger so stark?
Mir ist aufgefallen, dass sie wirklich sehr viel Tempo im letzten Drittel haben. Sie sind in Augsburg sehr selbstsicher aufgetreten. Das hat mir fußballerisch sehr gut gefallen. Sie haben eine gute Abstimmung in der Mannschaft drin. Von daher kommt es nicht von ungefähr, dass sie jetzt als Aufsteiger da stehen, wo sie sind.
Frontzeck: „Gladbach fährt als Favorit nach Stuttgart“
Was glauben Sie denn, wie es ausgeht?
Ich tippe grundsätzlich nicht, glaube aber, dass Gladbach als Favorit nach Stuttgart fährt. Sie wissen aber, dass der VfB sehr gut drauf ist. Die haben zwar komischerweise zu Hause noch nicht so viele Punkte geholt. Ich denke aber, dass wir uns insgesamt auf ein schönes Spiel freuen können.