Büchsenwurf und van der Kroft So viel Brisanz steckt in Gladbachs Champions-League-Gruppe
Mönchengladbach - Die Gegner stehen fest. Borussia trifft in der UEFA Champions League auf Real Madrid, Inter Mailand und Schachtar Donezk. Gladbach-Manager Max Eberl (47) kennt sich im europäischen Fußball bestens aus, weiß daher einiges über die Kontrahenten in der Königsklasse zu berichten.
Cola-Dose und Schiri unvergessen
Beispiel Real Madrid. Eberl: „Dass sie in den vergangenen Jahren die Champions League sehr häufig gewonnen haben, das ist bekannt. Eine großartige Mannschaft. Wir allen kennen Real Madrid, eine Mannschaft, die immer um Titel gespielt hat. Mönchengladbach hat ganz spezielle Erinnerungen an Real Madrid.“
In der Tat. Da wäre beispielsweise das Duell im März 1976 im Europapokal der Landesmeister gewesen. Inzwischen ist durch TV-Bilder nachgewiesen, wie unredlich Borussia damals am Weiterkommen gehindert worden ist. Nach einem 2:2 im Hinspiel traten die Fohlen extrem mutig im weiten Rund des Bernabeu-Stadions auf.
Sie spielten klasse im Viertelfinal-Rückspiel beim spanischen Renommier-Klub Real. Aber sie hatten den Unparteiischen Leonardus van der Kroft aus den Niederlanden samt dessen Assistenten gegen sich. Eine Fehlentscheidung machte es Real leichter, überhaupt ein Tor zu erzielen. Zwei einwandfreie Fohlen-Treffer wurden zudem nicht anerkannt von den vermeintlich Unparteiischen. Des (internationalen) Fußballs unwürdig, was sich damals abspielte.
Borussia schied nach einem 1:1 unverdient aus. Eberl: „Gladbach wurden zwei Tore aberkannt, in einem Spiel, in dem man hätte eigentlich weiterkommen müssen.“
Gladbach und das tragische Scheitern an Real. Wohl kein Spiel steht dafür so sehr wie der Kräftevergleich zwischen den beiden Vereinen im November 1985. Mit 5:1 hatte Borussia die Königlichen im Achtelfinale des UEFA-Cups damals aus dem Düsseldorfer Rheinstadion geschossen. Aber: Im Rückspiel ging Gladbach in Bernabeu mit 0:4 unter. Unfassbar. Tränen-Aus. Geschichten, die selbst jüngeren Fohlen-Fans schon wiederholt erzählt worden sein dürften.
Und als gebe es zu Real nicht genügend zu erzählen. Die Borussia bekommt es in der Champions League auch noch mit Inter Mailand zu tun. INTER. Büchsenwurfspiel. Achtelfinale im Europapokal der Landesmeister. Oktober 1971. Die Fohlen fiedelten im Hinspiel die Italiener weg. 7:1 auf dem Bökelberg.
Aber: Das Spiel wurde später von der UEFA annulliert, da Inter-Stürmer Roberto Boninsegna in der 28. Spielminute von einer Cola-Dose – geworfen von einem Zuschauer – getroffen, zu Boden ging und daraufhin ausgewechselt wurde. Augenzeugen berichteten im Anschluss von einer schauspielerischen Glanzleistung Boninsegnas. Die nahezu leere Dose habe ihn lediglich an der Schulter getroffen. Kein Grund, sich vom Platz tragen zu lassen.
Nach einem 2:4 im Rückspiel in Mailand und einem 0:0 im Wiederholungsspiel im Dezember 1971 im Berliner Olympiastadion schieden die Fohlen aus dem Wettbewerb aus.
Bald folgt in der Königsklasse also ein Wiedersehen mit Boninsegnas Nachfolgern. Eberl sagt über den italienischen Top-Klub: „Inter ist ja nicht umsonst im Finale der Europa League gewesen. Eine Mannschaft, die für sich beansprucht, ganz oben in Europa dabei zu sein. Sie waren in den vergangenen Jahren nicht ganz so erfolgreich, haben mit dem Einstieg eines neuen Investors noch einmal mehr Geld in die Hand genommen, um erfolgreich zu sein, um an alte Erfolge anknüpfen zu können.“
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Erberl ergänzt: „Mit Inter Mailand haben wir auch Erinnerungen. Boninsegna – den Namen kennt jeder in Mönchengladbach. Das ist ein Stück Geschichte hier in der Stadt.“ 1979, im UEFA-Cup, revanchierte sich Borussia bei Inter. In der zweiten Runde wurde in „San Siro“ vor 81.000 Fans in der Verlängerung gewonnen. Borussia kam weiter, so etwas wie eine kleine Genugtuung für den VfL.
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Ganz anders sieht die Geschichte zwischen dem weiteren Gegner in der Gruppe B, Schachtar Donezk (Ukraine), und Borussia aus. Es gibt keine Story, die Klubs treffen sich das erste Mal zu einem Europapokal-Duell.
Eberl sagt: „Donezk verbreitet vom Namen her nicht den größten Ruhm, sie sind aber in den vergangenen zehn, 15 Jahren gefühlt immer in der Champions League dabei gewesen ist. Sie haben sehr viele Südamerikaner im Kader, eine sehr spielstarke Mannschaft. Da kommen drei wirkliche Großkaliber auf uns zu. Aber wir haben bei den beiden vorherigen Teilnahmen gezeigt, dass wir mithalten können und wollen es auch dieses Mal tun.“ Gladbach kann in der Champions League also Geschichte neu schreiben.
Sehen Sie hier die komplette Pressekonferenz von Borussia Mönchengladbach vor dem Derby beim 1. FC Köln: