„Bin ein Fan von Kontinuität“ Gladbachs Abwehrchef spricht über Trainer-Karussell und Zukunftspläne
Mönchengladbach - Erst vor kurzem wurde es bekannt: Frankfurt-Coach Adi Hütter (51) wird neuer Borussia-Trainer und folgt auf Marco Rose (44), der im Sommer zum BVB wechseln wird. 7,5 Millionen Euro lassen sich die Fohlen die Dienste des österreichischen Fußballlehrers kosten. Noch mehr Geld gab der FC Bayern München für seinen neuen Cheftrainer, Julian Nagelsmann (33), aus. Mehr als 20 Millionen Euro überweisen die Münchener an RB Leipzig. Eine Entwicklung, die neu in der Bundesliga ist, denn bisher hatten die Klubs nur für Spieler soviel Geld bezahlt. Gladbachs Matthias Ginter (27) hat sich in einem Interview mit dem TV-Sender „Eurosport“ nun zu diesem Novum geäußert und nochmals auch über seine eigene Zukunft gesprochen.
- Matthias Ginter ist seit 2017 bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag
- 2022 läuft der Kontrakt des DFB-Spielers aus
- Im Gespräch mit Eurosport hat sich der 27-Jährige zu seiner Zukunft sowie zu den immer höher werdenden Ablösen für Trainer geäußert
Gladbachs Ginter: „Trainer hatten immer einen hohen Stellenwert“
Mit Adi Hütter bekommen die Fohlen im Sommer einen neuen Coach. Auch der FC Bayern hat in der neuen Saison einen neuen Mann an der Seitenlinie und hat sich die Dienste von Julian Nagelsmann gesichert. Günstig ist das allerdings in beiden Fällen nicht: Beide Trainer kosteten ihre neuen Klubs eine ordentliche Ablöse.
Eine Entwicklung, die Gladbach-Spieler und und DFB-Star Matthias Ginter nicht überrascht, wie er im Gespräch mit dem TV-Sender „Eurosport“ verriet. „Trainer hatten schon immer einen hohen Stellenwert und das schlägt sich nun auch in den Ablösesummen nieder“, betont der 27-Jährige.
Er fügt hinzu: „Wenn man sich das gesamte Fußballgeschäft ansieht, ist es schon verwunderlich, dass für Spieler Summen bis in den dreistelligen Millionenbereich aufgerufen werden, Trainer dagegen möglichst für umsonst zu einem neuen Klub kommen sollen. Das ist für mich insofern etwas unverständlich, weil die Coaches nicht nur für die Mannschaft, sondern für den gesamten Verein einen hohen Stellenwert haben, vielleicht sogar mit die wichtigste Person eines Klubs sind. Sie stehen schließlich größtenteils für den Erfolg oder Misserfolg eines Klubs. Dementsprechend war es eine Frage der Zeit, bis die Ablösesummen steigen.“
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Was den deutschen Nationalspieler jedoch erstaunt, ist die Schnelllebigkeit des Trainer-Daseins, welches sich besonders in der laufenden Bundesliga-Saison im Trainer-Karussell widerspiegelt. „Bis auf Freiburg, Hoffenheim, Stuttgart und Bremen hat ja in dieser Saison schon jedes Team seinen Trainer gewechselt oder einen Wechsel im Sommer angekündigt. Ich bin immer ein großer Fan von Kontinuität, besonders auf solch wichtigen Positionen. Dass aktuell so viele erfolgreiche Trainer das Interesse von anderen Vereinen wecken und dann auch wechseln, ist schon erstaunlich“, so Ginter.
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Seinem derzeitigen Trainer Marco Rose (44) nimmt er den anstehenden Wechsel nach Dortmund allerdings nicht übel. „Nachdem Marco Rose seinen Abschied verkündet hatte, war die Enttäuschung im ersten Moment natürlich groß. Wir sind dann aber relativ schnell wieder zur Tagesordnung übergegangen.“
Ihn also für die vorübergehende Schwächephase der Gladbacher verantwortlich zu machen – die Fohlen hatten nach Bekanntwerden neun Spiele in Folge nicht gewonnen – findet Ginter nicht richtig. „Marco Rose hat eine Entscheidung für sich und seine Zukunft getroffen. Ich verstehe jeden Fan, der darüber sauer und enttäuscht ist. Seine Entscheidung allein als Ursache für jene sportlich schwierige Phase verantwortlich zu machen, ist mir aber in der Tat zu einfach.“
Mittlerweile haben die Fohlen sich wieder gefangen, belegen mit 46 Zählern den siebten Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der neu geschaffenen UEFA Conference League berechtigt, und könnten mit etwas Hilfe der anderen Teams sogar noch die direkte Qualifikation für die Europa League schaffen.
An einem internationalen Wettbewerb teilzunehmen, ist Ginter wichtig, der im Interview zugibt: „Mein Ziel ist es, jedes Jahr europäisch zu spielen.“ Ein Kriterium dafür, ob er seinen Vertrag am Niederrhein verlängert oder nicht, ist das für den Nationalspieler aber nicht.
Ginter: Europa-Qualifikation kein Kriterium für oder gegen Verbleib
Ginter: „Ich bin zum Beispiel 2017 nach Gladbach gekommen, als der Verein nicht in der Champions League oder Europa League gespielt hat. Selbstverständlich will jeder, egal ob Spieler oder Verantwortlicher, in das internationale Geschäft – das ist auch jetzt noch unsere große Aufgabe. Ich mache meine Zukunft aber nicht allein davon abhängig.“
Generell sieht der Abwehrspieler relativ entspannt in die Zukunft, die er immer noch offen lässt. „Grundsätzlich glaube ich, dass Gladbach in den vergangenen Jahren eine tolle Entwicklung genommen hat und ein großer Klub geworden ist“, betont er. „Natürlich bin ich kein Youngster mehr, aber ich bin auch noch keine 33 Jahre alt. Ich habe also hoffentlich noch ein paar aktive Jahre vor mir und diese möchte ich maximal erfolgreich gestalten. Es ist schließlich auch sehr interessant, etwas Langfristiges mit Gladbach aufzubauen und weiter zu wachsen.“
Klingt also fast so, als könnte Ginter mit einem Verbleib am Niederrhein mehr als gut leben. Doch was sind die Ziele des ehrgeizigen Abwehrchefs? „Ich will einfach das Maximum aus mir rausholen, um so erfolgreich wie möglich zu sein. Zu was es dann am Ende reichen wird, ist natürlich schwer vorherzusagen. Ich glaube, ich war in der Jugend nie ein Spieler, über den man gesagt hat, das wird einer für die Bundesliga oder für die Nationalmannschaft. Ich musste mir in meiner Karriere von klein auf alles sehr hart erarbeiten und genauso werde ich auch in Zukunft vorgehen“, sagt er.
Ginter: „Möchte jedes Spiel gewinnen“
Nun gilt es für die Fohlen erstmal, einen möglichst erfolgreichen Bundesliga-Endspurt hinzulegen, der im besten Fall mit der Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb endet. „Es ist auf jeden Fall unser Ziel. Wir sind aktuell gut drauf, das haben wir auch in den vergangenen Spielen gezeigt“, so der 27-Jährige.
Den Anfang machen die Gladbacher am Samstag (8. Mai 2021/18.30 Uhr) beim FC Bayern München. Keine einfache Aufgabe für die Fohlenelf, wie Ginter weiß, sich aber kämpferisch gibt: „Ich persönlich möchte jedes Spiel gewinnen – egal ob Bayern Meister werden kann oder nicht. Ich glaube nicht, dass das für irgendjemanden von uns eine Extra-Motivation ist. Wir sind auch so motiviert genug, das Spiel erfolgreich gestalten zu wollen. Und ich denke, dass Bayern wahrscheinlich eh früher oder später Meister wird.“