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Von GladbachLIVE Redaktion

Interview mit Gladbach-Manager Eberl: Blasen zur nächsten Attacke!

Max Eberl ist seit zwölf Jahren Manager bei Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach.

Max Eberl ist seit zwölf Jahren Manager bei Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach.

Mönchengladbach - Max Eberl (46) ist der Mann, der mit seinem engsten Team um Steffen Korell (48) die sportlichen Geschicke bei Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach leitet. Unter Eberls Regie ist der VfL von einem Abstiegskandidaten zu einem mehrfachen Champions-League-Teilnehmer aufgestiegen. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht Eberl in Zeiten der Coronakrise nun über die aktuelle Situation bei der Elf vom Niederrhein.

Max Eberl, haben Sie Ihren Pappkameraden im Borussia-Park schon abgeholt?

Ja. Mein Vater und ich stehen jetzt bei mir im Büro. Wir müssen noch überlegen, was wir mit den Figuren machen.

Vielleicht im Schlafzimmer aufstellen?

(Lacht) Hm, ich weiß nicht, ob ich jeden Morgen mein Gesicht sehen möchte, wenn ich aufwache.

Echte Fans werden wohl noch länger fehlen. Dämpft das Ihre Vorfreude auf die Champions League?

Erst einmal freuen wir uns extrem auf die Auslosung. Wir haben etwas Großes geschafft. Das Haar in der Suppe ist, dass wir den ersten Schritt vielleicht alleine bewältigen müssen. Aber wir haben große Hoffnung, vielleicht noch die Zulassung für Zuschauer zu bekommen.

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Könnten Fans sich von der Bundesliga entfernen, je länger es Geisterspiele gibt?

Das glaube ich nicht, und das hoffe ich auch nicht. Es gab schon immer Kritiker der Bundesliga. Wenn der eine oder andere sich jetzt abkehrt, wäre das schade. Ich finde, dass die Bundesliga-Spiele ein sehr gutes Niveau hatten. Natürlich haben wir alle unsere Fans vermisst. Es trifft ja die gesamte Gesellschaft – und deswegen habe ich Hoffnung, dass viele Menschen dem Fußball gewogen bleiben.“

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Auch wenn viele auf den Fußball schimpfen?

Ich fand es ein bisschen befremdlich, dass eine Coronakrise, die die ganze Welt mit allen Bereichen völlig unvorbereitet getroffen hat, dazu geführt hat, dass der Fußball als etwas Schlechtes an die Wand gemalt wurde. Wir haben nichts Schlechtes getan, als wir um unsere Zukunft gekämpft haben. Alle haben zu kämpfen – ob es Fluggesellschaften sind, Autohersteller oder Kleinstbetriebe.

Demnach ist auch eine Landesbürgschaft für einen Fußballverein in Ordnung?

Eigentlich möchte ich mich dazu nicht weiter äußern. Ich glaube, dass der Fußball sehr viel Geld einnimmt und Vereine es schon schaffen sollten, aus eigener Kraft die Krise zu überstehen. Aber wenn das Land NRW so eine Bürgschaft ausstellt, dann hat das wohl seine Richtigkeit, dann ist das legitim.

Am Anfang der Pandemie hieß es, dass die Krise zu einem Umdenken führen kann. Hat sich das bewahrheitet?

Natürlich wird man sich Gedanken machen. Vielleicht beim Thema Lizenzierung, dass man als Verein einen Cash-Fond einrichten muss, um drei, vier Monate ohne Einnahmen auskommen und trotzdem die Gehälter zahlen kann. Auf einmal haben alle gemerkt: Verdammt, wir haben alles auf Kante genäht. Diese Erfahrungen hat auch der Fußball gemacht, und die werden wir in Zukunft berücksichtigen.

Wie hat Corona die aktuelle Transferperiode verändert?

Alle Klubs haben erst einmal ihre Finanzen ins Reine bringen müssen. Dass die Transferperiode ruhiger werden würde, war nicht überraschend. Es ist mehr Kreativität gefragt. Dass es trotzdem große Transfers geben würde, war mir klar. Aber eben deutlich ausgewählter und deutlich weniger als in der Vergangenheit.

Sie haben gesagt, die Borussia wolle künftig „angriffslustig“ sein. Sind das neue Töne?

Angriffslustig waren wir immer. Ich würde gerne die Beschreibung vom gallischen Dorf nehmen – nicht mehr in Bezug auf Mainz oder Augsburg, sondern auf Bayern, Dortmund, Leipzig, Wolfsburg, Leverkusen. Das gallische Dorf war immer angriffslustig. Deswegen ist das für mich kein neuer Ton.

Also doch ein Angriff auf Bayern?

Ich meine damit natürlich nicht, dass wir Bayern vom Thron stoßen können. Wie versuchen es in jedem einzelnen Spiel, aber über eine ganze Saison ist es dann doch sehr schwierig, diese großen Vereine in Schach zu halten.

Wie hat es das gallische Dorf Mönchengladbach geschafft, nach oben zu kommen? Nicht einmal der Stadion-Name ist verkauft.

Wir haben uns mit guter Arbeit, guten Spielern und guten Trainern näher herangerobbt. Wir sind der einzige Verein, der sich in diesen Regionen bewegt und das alles aus eigener Kraft schafft. Ohne externe Geldquellen, ohne strategische Partner, ohne Investoren, ohne Mäzen. Das macht uns auch ein Stück stolz. Der Fleißige hat irgendwann das Glück auf seiner Seite – nicht der, der nur hofft.

2011 stand Gladbach mit einem Bein in der 2. Liga. Wäre auch ein Schicksal wie das des 1. FC Kaiserslautern möglich gewesen?

Ich möchte mich lieber mit dem Beispiel Werder Bremen befassen. Als ich 2008 meinen Job als Sportdirektor angetreten habe, war Bremen in unseren Regionen das Maß der Dinge. Ein Verein, der Erfolge hatte und das Geld gut in die Mannschaft investiert hat. Jetzt hat sich das gedreht und ich darf sagen, dass wir ein bisschen Bremen und auch manchen anderen Klubs den Rang abgelaufen haben.“

Was ist kommende Saison möglich?

Das Ziel ist einfach formuliert: Wir wollen jedes Spiel gewinnen.

So einfach ist das?

Vergangene Saison haben wir 65 Punkte geholt, wie waren der beste Tabellenvierte der Geschichte – und zwar verdient. Ich glaube, dass kommende Saison die gleichen Mannschaften wieder eine Rolle spielen werden. Und was passiert mit Hertha BSC, wie kaufen sie noch ein? Am Ende ist es aber tatsächlich so: Wir werden in jedes einzelne Spiel – ob Champions League, DFB-Pokal oder Bundesliga – gehen, um zu gewinnen.