GladbachLIVE-Analyse Killerinstinkt verloren: Zwei Ex-Nationalspieler stehen Embolo zur Seite
Mönchengladbach - Oliver Neuville (47) und Alexander Zickler (46) haben ähnliche Situationen zig Mal schon durchlebt. Die beiden ehemaligen Ausnahme-Stürmer kennen diese Phasen, in denen ein Angreifer eigentlich alles richtig macht, allerdings der finale Akt, das Vollstrecken, aus welchen Gründen auch immer, partout nicht gelingen mag.
Know-how im Trainer-Team
Solch eine Geschichte durchlebt momentan Borussen-Stürmer Breel Embolo. Der 23-Jährige tut sich schwer mit dem ultimativen Wirkungstreffer ins Ziel. Kurzum: Der Schweizer Nationalspieler vergibt selbst allerbeste Einschussmöglichkeiten. Ihm ist der Killer-Instinkt (vorübergehend) abhanden gekommen.
So auch geschehen bei Gladbachs jüngstem Heim-Remis (1:1) gegen den FC Augsburg. Embolo hätte nach der Führung durch Neuhaus alles klar machen können, nein, müssen – tat er aber nicht. Augsburg kam in der Schlussphase noch zum Ausgleich (1:1, Caligiuri) – was Embolo nach dem Schlusspfiff erst einmal sacken lassen musste.
Er kniete sich, das Haupt unter seinem Trikot verborgen, auf den Rasen des Borussia-Parks nieder – und haderte offenkundig mit dem Schicksal. Sein Trainer, Marco Rose (44), sagte später: „Die Leistung von Breel war in Ordnung. Er hat viel gearbeitet, hat gerackert, hat Bälle festgemacht, sich Chancen herausgearbeitet, auch das ist Teil der Wahrheit. Natürlich hätte er auch den einen oder anderen machen müssen.“
Wie zuvor bereits erwähnt – bei diesem im Fußball nicht ganz unwichtigen Detail hapert es beim dynamischen, fleißigen und wuchtigen Embolo zurzeit. Acht Pflichtspiel-Einsätze für Borussia, kein Tor, zwei Vorlagen – so lautet dessen bisherige Saisonbilanz.
Es trifft sich in dieser Konstellation gut, dass Embolo auf dem Trainingsplatz und in der Kabine von „Spezialisten“ wie Zickler oder Neuville umgeben ist. Dessen aktuelles Fahrkarten-Problem dürfte intern, im engsten Team-Zirkel des VfL, auch gar nicht sonderlich in der nachträglichen Analyse noch einmal explizit verbalisiert werden.
Athleten auf diesem professionellen Niveau sind in der Regel in solchen Situationen mental so strukturiert, dass sie wissen, was von ihnen erwartet wird. Embolo hätte liefern müssen, hat er aber nicht, das hat den Klub Punkte gekostet, weiß er auch, abgehakt, nächstes Mal besser machen.
Neben Trainer Marco Rose (44) dürften es nun Neuville und Zickler sein, die mit Embolo, ohne großes Buhei zu veranstalten, am finalen Punch hier und da gezielt arbeiten werden. Was in der individuellen Trainings-Didaktik sich meist in den Simulations-Formen so widerspiegelt, dass an den Automatismen geschliffen wird. Heißt: Ball-Annahme, in die Abschluss-Situation kommen, vollstrecken. Stetig und in zig Übungs-Variationen.
So wie die ehemaligen Nationalspieler Zickler und Neuville es während ihrer Profizeit in Phasen der persönlichen Durstrecke unter ihren jeweiligen Trainern auch schon getan haben. Viel Gerede in Richtung Embolo über das aufgekeimte Verwertungsproblem, ein „Warum haste nicht...“ – das dürfte es nicht geben.
Keine Zeit, ins Grübeln zu kommen
Bedarf es wahrscheinlich auch nicht. Embolo dürfte wissen, wie er mit pragmatischer Hilfe von Zickler und Neuville zurück in den sogenannten „Flow“ finden wird. Und das könnte im Fall des Angreifers schon bald wieder der Fall sein. Am Mittwoch trifft Borussia in der Champions League in heimischer Arena auf Schachtar Donezk. Drei Tage später geht es in der Bundesliga gegen Schalke weiter. Der Spielrhythmus ist so getaktet, dass ein Stürmer mit Embolos Qualitäten auf eigene Fahrkarten wieder Tore als rasche Reaktion liefern kann. Und wahrscheinlich auch tun wird.