„Finger Gottes“ bleibt unvergessen Doch sein bestes Spiel machte Sommer nicht für Gladbach
Mönchengladbach - Einer seiner Lieblingsfilme heißt „Into the Wild“. Und nach seinem jüngsten Auftritt auf Borussias Instagram-Kanal lässt sich festhalten: Yann Sommer (31) nähert sich optisch dem Hauptdarsteller, der in der Wildnis Alaskas unterwegs ist, langsam an.
Denn Gladbachs Keeper trägt aktuell Bart, gibt aber zu: „Ich bin kein Fan davon. Es kommt nicht viel.“
Sommer: Ernährung enorm wichtig in dieser Phase
Auch wenn er den Fußball-Alltag mit Bundesligaspielen vermisst, scheint Sommer guter Dinge zu sein. Das Training in Kleingruppen ist angelaufen, zu Hause macht er ebenfalls seine Übungen, steigt aufs Fahrrad. Und er sagt: „In dieser Situation ist die Ernährung am wichtigsten für uns. Man kommt nicht direkt in einen Ferienmodus, aber der Druck fällt ab. Wir haben freie Wochenenden, das hatte ich in den letzten 15 Jahren nicht.“
Mit Borussia wäre er nun beim SC Freiburg zu Gast gewesen, wo er 2014 immerhin einen Punkt ergattern konnte in seinem ersten Bundesliga-Auswärtsspiel. Seine wohl beste Leistung als Profi verortet Sommer allerdings noch in seiner Zeit beim FC Basel: „Ich glaube, das war in der Champions League gegen Bayern München, das erste Spiel. Das haben wir 2:1 gewonnen, auswärts haben wir dann leider 0:7 verloren.“
So erinnert sich Yann Sommer an den „Finger Gottes“
Gegen die Bayern hat der Schweizer ohnehin schon einiges erlebt, Zu-Null-Siege in der Allianz-Arena mit den Fohlen und zuletzt im Dezember die sicherlich kurioseste Parade seiner Laufbahn. Ein Schuss aus der Distanz wäre ihm beim Stand von 0:0 beinahe durchgeflutscht, doch mit einem sagenhaften Reflex stoppte Sommer den Ball noch mit der Kuppe seines Mittelfingers.
„Ich war unfassbar erleichtert, weil ich nur darauf gewartet habe, dass der Schiedsrichter pfeift“, erinnert er sich im Instagram-Talk an die Szene. „Denn von meiner Perspektive sah es sehr danach aus, dass der Ball hinter der Linie war. Der Schuss war kein extrem schwieriger, verdeckt zwar, aber am Schluss wäre das ein Torwartfehler gewesen in so einem wichtigen Spiel. Zum Glück hatte mein Finger etwas dagegen.“
Nur Kamps und Kleff vor Sommer
An den „Finger Gottes“ dürfte man sich noch lange erinnern in Gladbach, wie an Sommers Torwart-Leistungen im Allgemein. Schließlich spielt er schon im sechsten Jahr für den VfL, nur Uwe Kamps (55) und Wolfgang Kleff (73) haben als Keeper häufiger im Kasten gestanden. „Natürlich kann ich mir vorstellen, in so einem Klub meine Karriere zu beenden“, sagt Sommer. „Aber es bringt nicht viel, zu sagen: Das werde ich auf jeden Fall machen. Denn man weiß nie, wie die Karriere verläuft.“
In der Liga gilt er als einer der Torhüter mit der besten Technik. Wo würde Sommer am liebsten auflaufen, wenn er Feldspieler wäre? „Die Nummer zehn würde mir am meisten gefallen: im Zentrum und offensiv orientiert. Aber in der Bundesliga hätte ich keine Chance“, gibt Sommer zu.
Am liebsten würden die Fans ihn bald einfach wieder im Tor im Borussia-Park sehen. Ob mit oder ohne Bart, dürfte zweitrangig sein.