Nach Thurams stillem Kniefall-Protest Instagram-Zoff zwischen Borussia und Ex-Nationalspieler
Mönchengladbach - Social-Media-Zoff zwischen Borussia und einem Ex-Nationalspieler! Was ist passiert? Der ehemalige DFB-Torhüter und Sommermärchen-WM-2006-Teilnehmer Timo Hildebrand (41) hat sich auf seinem Instagram-Kanal zum Thema Protest von Bundesliga-Profis am vergangenen Spieltag in Bezug auf die Themen Rassismus und Diskriminierung geäußert.
Und dabei auch Gladbach-Stürmer Marcus Thuram (22) sowie Fohlen-Coach Marco Rose (43) mit ins Boot geholt. Zur Erinnerung: Nach seinem ersten Treffer beim 4:1 gegen Union Berlin, kurz vor der Halbzeit, demonstrierte Thuram einen Kniefall. Die Botschaft war eindeutig: Der Franzose hatte ein Statement gegen Rassismus und Gewalt hingelegt.
Marco Rose stellte sich sofort hinter Marcus Thuram
Eine Geste, die an den verstorbenen Afro-Amerikaner George Floyd erinnern sollte. Dieser war jüngst bei einer Verhaftung durch weiße Polizeikräfte in Minneapolis ums Leben gekommen, was große Unruhen und gewaltsame Ausschreitungen in den USA ausgelöst hat. Thurams Geste, linkes Knie auf dem Boden samt gesenkten Hauptes, ist dank ähnlicher Gesten aus dem US-Sport bekannt.
Thuram wollte sich im Anschluss nicht öffentlich zu der ganzen Thematik äußern, also wurde sein Trainer Rose dazu vor laufenden Kameras gefragt. Dieser betonte dann: „Wenn ich sage, dass man politische Botschaften im Sport nicht sehen möchte – ich kann nichts dagegen sagen, wenn man sich gegen Rassismus und Gewalt wehrt. Da stehe ich dazu und stehe hinter meinem Jungen. Alles andere müssen andere bewerten. Wenn man sich so öffentlich gegen Rassismus stellt, dann ist das schwer in Ordnung.“
Es bedarf in diesem Kontext wohl auch keines Harvard-Studiums, um Roses‘ Statement zur Thuram-Aktion auf Anhieb zu verstehen. Der Coach des VfL Borussia hatte öffentlich „Ja!“ dazu gesagt, dass einer seiner Spieler auf stille, smarte Art und Weise klare Kante zu den Themen Rassismus, Diskriminierung und Gewalt gezeigt hatte.
Timo Hildebrand mit überraschenden Vorwürfen in Richtung Marco Rose
Bei Timo Hildebrand ist das offenkundig anders angekommen. Dieser schrieb auf Instagram: „(...) Der Trainer von Borussia weiß nicht so recht, wie er sich im Interview dazu äußern soll? Ich frage mich, wie kann es sein, nicht für diese Werte öffentlich einstehen zu dürfen? Ich bin ganz klar dafür, dass die Spieler ihre Position in der Öffentlichkeit dazu nutzen sollten, um gegen Rassismus aufmerksam zu machen. Wir sind eine Rasse! (...).“
Als Hildebrand dies veröffentlichte, stand noch im Raum, dass Bundesliga-Profis wie Thuram & Co. eventuell, wegen der Regularien des Deutschen Fußball Bundes (DFB) in Bezug auf politische Botschaften, mit einem Ermittlungsverfahren zu rechnen hatten. Inzwischen hat der DFB deutlich gemacht, dass dies nicht der Fall sein wird.
Borussia reagiert auf Hildebrand-Post
Allerdings: Hildebrands Bemerkungen Richtung Rose haben ein „Strafverfahren“ nach sich gezogen. Denn der VfL Borussia 1900 äußerte sich über seinen offiziellen Instagram-Kanal mit einer Antwort unter dem Beitrag.
Mit dieser Botschaft: „Lieber Timo, die Worte unseres Cheftrainers waren eindeutig und ließen eigentlich keinen Interpretationsspielraum. Aber vielleicht ist ja bei Dir der Ton ausgefallen. Jemand wie du, der selber lange in der Öffentlichkeit gestanden hat, sollte wissen, was solche unbedachten Äußerungen wie Deine bewirken können. Manchmal ist es hilfreich, erstmal nachzudenken, bevor man so etwas verbreitet. Gerade bei so einem wichtigen Thema. Borussia Mönchengladbach.“ Rums-Tata! Willkommen im Social-Media-Zoff.
Timo Hildebrand hat inzwischen darauf wiederum geantwortet. Via Instagram: „Danke für eure Nachricht. Ich wollte weder euren Trainer kritisieren noch mich negativ dazu äußern! Im Interview nach dem Spiel habe ich eine Art Unsicherheit gespürt, was darf und was darf ich nicht sagen. Wenn, dann fragte ich mich, ob das System stimmt?! Man sollte doch bei so einem Thema seine Meinung frei äußern dürfen?? Gleiches gilt für die Spieler und ihre Message auf dem T-Shirt!! Durch Strafen oder Kontrolle eines Ausschusses wird der Eindruck vermittelt, man kann sich nicht mehr äußern. Das waren meine Alleinige Gedanken dazu. Ich mag euren Trainer und vor allem die Arbeit, die er macht!! Viel Glück für die restliche Saison!!“
Gladbach: Max Eberl verwundert über Vorgehen des DFB
Manager Max Eberl (46) sagte am Donnerstag: „Ich bin eh überrascht gewesen, dass ein Ermittlungsverfahren angezettelt wurde. Ich verstehe, dass der DFB das machen muss, weil es eben in den Regularien so steht. Aber in so einer Thematik, die die Welt betraf, wo ein wirklich starkes Signal von Spielern, von Fußballern und anderen Sportlern gesendet worden ist, auch von Marcus Thuram, hätte ich mir gewünscht, dass man da etwas anders mit umgeht.“
Eberl ergänzte: „Jetzt ist es Gott sei Dank so ausgegangen – das ist auch richtig und gut so. Und wir als Verein stehen da komplett hinter. Marco Rose hat das ja direkt nach dem Spiel gegen Union Berlin im Interview genauso bestätigt und unterstrichen. Dass wir als Verein gegen Rassismus, Antisemitismus, wir als Bundesliga und wir als einzelne Personen, genau dahinterstehen. Ich fand das eben von Marcus ein großartiges Zeichen, wir als Verein stehen komplett dahinter und unterstützen ihn.“