Borussia im Glück Und Werders Trainer will „klaren Elfer“ gar nicht mehr haben
Bremen - Während der Partie war sich Werder-Trainer Florian Kohfeldt (37) ganz sicher: „Ist ein klarer Elfmeter für uns. Sieht ganz Deutschland!“, rief er Schiedsrichter Manuel Gräfe (46) zu. Das war passiert: Christoph Kramer (29) hatte Davy Klaassen (27) in der 18. Minute im Gladbacher Strafraum leicht berührt und ins Straucheln gebracht.
Nach der Partie ruderte Kohfeldt allerdings zurück, während sich Kramer über das Quäntchen Borussen-Glück in dieser Szene freuen konnte.
Dem Zweikampf zwischen Kramer und Klaassen war zunächst keine große Aufmerksamkeit geschenkt worden. Und tatsächlich zeigte erst die Zeitlupe: Kramer touchierte mit seinem linken Fuß den rechten von Klaassen, der sich dadurch selbst aus dem Tritt brachte und an der Strafraumkante zu Fall ging.
Klaassen: „Viel klarer geht es nicht“
„Wie klar willst du es haben? Viel klarer geht es nicht“, sagte ein frustrierter Klaassen unmittelbar nach der Partie. Und auch Kramer zeigte sich durchaus überrascht von den Fernsehbildern. „Ich hätte geschworen, dass ich ihn nicht berührt habe. Das sehe ich jetzt erst auf den Bildern“, so Kramer, der ergänzte: „Man kann ihn sicherlich geben. Ich touchiere ihn unten ganz leicht. Das reicht dann, weil er ihn natürlich haben will. Aber da fällt er schlecht und ich hatte Glück.“
Durchaus hätte man Gräfe keinen Vorwurf machen können, wenn er sich das Duell noch mal auf dem Bildschirm am Spielfeldrand angeschaut und sich für einen Elfmeter entschieden hätte. Dass er das nicht tat und später auch den Zweikampf im Bremer Sechszehner zwischen Matthias Ginter (26) und Klaassen ignorierte, passte aber zu seiner Spielführung. Klaassen hatte Ginter bei einer Ecke mit beiden Händen am Oberkörper gepackt. Der Nationalspieler ging zu Boden und hielt sich den Hals. Gräfe ließ weiterspielen.
Nach dem 0:0 lobte Werder-Coach Kohfeldt Gräfes Linie: „Er hat viel laufen lassen. Nur deshalb kam so ein Fußballspiel wie heute zustande. Er hat die Szene so bewertet und ist nicht rausgegangen. Klar gab es einen Kontakt, aber ich kann das akzeptieren und würde mich freuen, wenn wir mit solchen Dingen dauerhaft so umgehen und nicht direkt rausrennen und forensisch fünf Minuten nach einem Handspiel am Körper suchen. Auch wenn es dieses Mal Kontakt am Fuß war.“
Ob der Werder-Coach diese versöhnlichen Worte auch im Falle einer Niederlage gefunden hätte, ist fraglich. Doch nachdem die Borussen am vergangenen Wochenende bei der Heimpleite gegen Leverkusen (1:3) einen zwar regelkonformen, aber unüblichen Elfmeterpfiff gegen sich bekommen hatten, war das Glück am Dienstagabend auf Gladbacher Seite.