50 Jahre Büchsenwurf-Spiel Jetzt spricht der King vom Bökelberg! Günter Netzer: „Fühlt sich noch heute wie Betrug an“
Mönchengladbach. Der Büchsenwurf vom Bökelberg. Am heutigen Mittwoch (20. Oktober 2021) jährt sich das legendäre Europapokal-Spiel der Fohlen-Elf gegen Inter Mailand zum 50. Mal. 7:1 hatte Borussia Mönchengladbach das Star-Ensemble aus Italien damals „weggefackelt“ (O-Ton Rainer Bonhof).
Welt-und Europameister Günter Netzer (77) zählte damals zu den großen Hauptdarstellern bei der Fußball-Sensation am linken Niederrhein. Aus der Tiefe des Raumes, mit wehender Mähne, verlieh Netzer, in Gladbach geboren und aufgewachsen, dem Fohlen-Spiel die Extraklasse, die es brauchte, um Inter derart überrumpeln zu können.
Gladbach-Legende Günter Netzer: „Und dann kommt die Dose“
Netzer, den sie einst den „King vom Bökelberg“ nannten, sagt heute: „Inter Mailand war damals eine der besten Mannschaften der Welt. Mit all ihren Stars. Die wussten nicht einmal, wo Mönchengladbach lag. Die haben gedacht, wir sind ein Vorort von München. So fing das schon mal an.“
Mit Blick auf die Leistung der legendären Fohlen-Elf betont der ehemalige Welt-Star: „Wir haben einfach einen Tag erwischt – wenn die Gladbacher einen solchen Tag erwischt haben, dann konnten sie jede Mannschaft der Welt schlagen. Das war einfach so.“
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Aber dieses rauschende Fußball-Fest im Zeichen der Raute ist in keiner Statistik der UEFA mehr zu finden.
Weil eine Coca-Cola-Dose Inter-Mailand-Star Roberto Boninsegna (77) damals während der Partie am Kopf getroffen und so verletzt haben soll, dass dieser später mit einer Bahre vom Platz getragen wurde.
Günter Netzer: „Und dann kommt die Dose. Ich hatte schon Unheil auf uns zukommen sehen. Die meisten haben zunächst gar nicht mitbekommen, dass da etwas im Busch war.“
Augenzeugen behaupten 50 Jahre später noch, Boninsegna habe damals nur geschauspielert. Inter habe den Dosenwurf als Vorwand genutzt, um sich anschließend am grünen Tisch von der Schmach am linken Niederrhein reinwaschen zu können.
Roberto Boninsegna bestreitet dies bis dato. Fakt ist: Die UEFA annullierte später den schwarz-weiß-grünen Torrausch der Borussia im Achtelfinale des Europapokals der Landesmeister gegen Inter.
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Netzer: „Da hatten wir doch null Chancen. Als das kleine Mönchengladbach gegen das große Inter Mailand. Das war doch vorprogrammiert, welche Entscheidung da getroffen wurde. Man hat uns das ganz eindeutig weggenommen.“
Borussia musste in ein Wiederholungsspiel, welches nicht im heimischen Bökelberg-Stadion ausgetragen werden durfte. Nach einem 2:4 im Rückspiel in Mailand und einem 0:0 im Berliner Olympiastadion (1. Dezember 1971) schieden Netzer und Co. aus dem Europapokal aus.
Gladbach-Legende Netzer sagt zum Büchsenwurf-Spiel auch: „Aber das hat uns enorm viele Sympathien gebracht, dieses Spiel. Dass heute noch darüber gesprochen wird – schauen sie, dass braucht der Fußball. Das ist Geschichte. Das hält den Fußball am Leben. Das sind Ereignisse, die unvergesslich bleiben.“
Im neu erschienen Buch „Der Büchsenwurf vom Bökelberg – die ganze Geschichte“ (Verlag „Die Werkstatt“) unterstreicht Günter Netzer allerdings weiterhin den bitteren Aspekt für die damaligen Akteure von Borussia Mönchengladbach fest: „Für uns Spieler fühlt es sich noch heute wie ein Betrug an.“
Im Büchsenwurf-Buch kommen auch Zeitzeugen wie Berti Vogts (74) oder Rainer Bonhof (69) zu Wort. Roberto Boninsegna stellt sich in einem großen Interview.
Das Buch ist im Fan-Shop der Gladbacher Borussia erhältlich. Preis: 19,90 Euro.
So spielte Borussia Mönchengladbach am 20. Oktober 1971 gegen Inter Mailand:
Borussia: Kleff - Vogts, Sieloff, Müller, Bleidick - Bonhof, Netzer (83. Wittkamp), Kulik - Wimmer, Heynckes, Le Fevre.
Tore: 1:0 Heynckes (7.), 1:1 Boninsegna (19.), 2:1 Le Fevre (21.), 3:1 Le Fevre (34.), 4:1 Netzer (42.), 5:1 Heynckes (44.), 6:1 Netzer (52.), 7:1 Sieloff (83./Foulelfmeter).
Zuschauer: 27.500.