„Können wir nur von träumen“ Gladbach-Besuch hat Italien-Legende beeindruckt
Mönchengladbach/Mailand - Er war jahrelang ein Synonym für die italienische Verteidiger-Schule. Giuseppe Bergomi (56) blieb Inter Mailand immer treu, wurde 1982 bereits mit 18 Jahren Weltmeister. Seine Heimatregion, die Lombardei, ist besonders gebeutelt von der Coronavirus-Epidemie.
Italien: Fußball ist ein Problemkind
Die Krise hat zudem das Brennglas gerichtet auf die bereits seit Jahren anhaltenden Probleme des Profifußballs in Italien. „In den vergangenen sechs Spielzeiten meldeten 38 Klubs der zweiten und dritten Liga Insolvenz an und in den vergangenen zehn Jahren konnten 80 Vereine die Lizenzauflagen nicht erfüllen – das war alles vor dem Corona-Stopp“, betont Bergomi im Interview mit dem „Spiegel“.
Wie sehr der Fußball in seiner Heimat hinterherhinke, besonders in Sachen Infrastruktur, habe ihm ein Besuch des Borussia-Parks gezeigt. Bergomi erinnert sich: „Vor kurzem habe ich eine Partie in Mönchengladbach kommentiert. Da ging ich vom angrenzenden Hotel durch einen eleganten Gang direkt ins Stadion mit grandioser Atmosphäre und exzellentem Hospitality-Bereich. Und ich dachte: Wo bin ich denn hier gelandet? Von solchen Stadien können wir nur träumen.“
Italien-Legende sah Gladbachs Sieg gegen die AS Rom
Bergomi weiter: „Ganz wenigen wie Juventus gelang der Sprung in die Moderne, der Rest – wie wir am Beispiel San Siro oder Rom sehen – kämpft mit bürokratischen Widrigkeiten. Wir sind immer erfinderisch und haben im Europapokal zuletzt gut mitgemischt. Aber wir sind eben ohne Titel geblieben.“
Borussia und ihre Fans haben die Verhältnisse in Italien bei diversen Europacup-Reisen in den vergangenen Jahren selbst hautnah begutachten können. In Turin spielte Gladbach im Vorzeige-Stadion von Juventus, das Stadion Artemio Franchi in Florenz war dagegen ziemlich runtergekommen.
Auch sportlich und atmosphärisch dürfte Bergomi von Gladbach beeindruckt gewesen sein. Die Verteidiger-Legende war nämlich zu Gast, als Borussia die AS Rom in der Nachspielzeit durch das Tor von Marcus Thuram (22) mit 2:1 besiegte. Bei dieser Jubel-Explosion war es auf jeden Fall von Vorteil, dass das Stadion so gut in Schuss ist.