Vor 81.000 statt 217 Zuschauern Macht Farke mit Stürmer-Sensation das Gladbach-Märchen perfekt?
Da würde jedem Fußball-Romantiker – nicht nur den Gladbach-Fans – das Herz aufgehen!
In den vergangenen Monaten hatten die Anhänger von Borussia Mönchengladbach nicht allzu viele Anlässe, sich von tiefstem Herzen für einen ihrer Spieler zu freuen.
Gladbach-Märchen durch Telalovic-Einsatz vor über 80.000 Zuschauern?
Ausnahmen dürfte es dabei gegeben haben, als Semir Telalovic (23) von seinem Trainer Daniel Farke (46) ins kalte Wasser geworfen wurde.
Sein Bundesliga-Debüt feierte der Angreifer Ende Januar bei der 0:1-Pleite beim FC Augsburg, seitdem wurde er zwei weitere Male bei drohenden Auswärts-Pleiten eingewechselt.
Wird Telalovic nun zum großen Profiteur der Stürmer-Not?
Marcus Thuram (25) fehlt nach seinem Muskelfaserriss weiterhin, Alassane Plea (30) steht den Fohlen beim Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund am Samstag (13. Mai 2023, 18.30 Uhr) aufgrund einer Gelbsperre nicht zur Verfügung.
Welche Optionen hat Farke, um die Ausfälle zu kompensieren? Nathan Ngoumou (23), der auf der Position im Bundesliga-Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (2:3) nicht überzeugen konnte, „Capitano“ Lars Stindl (34) und Telalovic zählen zu den Alternativen.
Dass ein Telalovic-Einsatz da zur Debatte steht, wäre vor einem Jahr noch im Grunde undenkbar gewesen!
Gerade bei seinem bisher letzten Bundesliga-Auftritt in Stuttgart waren zahlreiche Fans von seinem Kurzauftritt angetan. Angesprochen auf Nathan Ngoumou betonte Farke wiederum zuletzt, dass er seine Stärken besser auf Außen einbringen könne. Stindl bestritt in der laufenden Saison noch kein Bundesliga-Spiel von Beginn an in der Sturmspitze.
Durch seine Leistungen fürs Borussias U23 (33 Torbeteiligungen in 47 Spielen) und seine Arbeit im Profi-Training ist er dort mittlerweile vollends integriert.
„Wir müssen aktuell ohne zentralen Stürmertypen auskommen, den einzigen Spieler, den wir im Kader haben, ist Semir Telalovic. Ihn haben wir aus der U23 hochgezogen, um ein klassisches Stürmerprofil für den Strafraum im Kader zu haben“, sagte Daniel Farke vor dem Auswärtsspiel beim BVB.
Farke weiter: „Es wäre ein bisschen zu weit, zu sagen, dass er in Dortmund eine Option über 90 Minuten ist.“
Aber: In den Gedanken des Borussia-Cheftrainers spielt Telalovic eine Rolle – nicht zuletzt durch seine immense Entwicklung.
Allein, dass der Torjäger in der Regionalliga Fuß fassen würde, war vor nur zwei Jahren nicht einmal zwingend absehbar. In der Saison 2020/21 spielte Telalovic noch beim Sechstligisten SSV Ehingen-Süd.
Bei seinem letzten Liga-Spiel in der Verbandsliga spielte Telalovic vor gerade einmal 217 Zuschauern. Am Samstag winkt ein Einsatz vor über 81.000 Fans im Signal-Iduna-Park – wenn auch nicht von Beginn an.
Damit wäre das herausstechende Fußball-Märchen, das in dieser Saison bei Borussia geschrieben wurde, vollendet! Dass Telalovic in einem so wichtigen Spiel – für den BVB geht es noch um die Meisterschaft – eine Option darstellt, hätten viele Borussia-Beobachter zu Saisonbeginn noch als Sensation empfunden.
Zuletzt beschrieb Borussia-Coach Farke die Gefühlsachterbahn von Telalovic in seiner aktuellen Situation. Einerseits ist es für ihn eine überragende Entwicklung, regelmäßig im Bundesliga-Kader zu stehen – andererseits verläuft die Saison für Borussia als Verein enttäuschend.
„Ich gehe nach dem Spiel mit meinen Jungs in Richtung Kurve und gucke rechts neben mich. Da ist ein Semir Telalovic, der hat so eine Euphorie und muss dann mit der Kritik klarkommen, dass sich die Fans abwenden und der Junge weiß gar nicht, wie er damit umgehen soll“, sagte Farke nach dem 1:2 beim VfB Stuttgart (29. April).
Nach der erneuten Auswärts-Pleite wählten die mitgereisten Gladbach-Fans diese Art, um ihre Unzufriedenheit mit den Auftritten der Mannschaft deutlich zu machen.
In der Tabelle geht es für die Gladbacher um nichts mehr – der Klassenerhalt ist gesichert, das internationale Geschäft im Grunde unerreichbar. Mit einem Einsatz vor der Mega-Kulisse in Dortmund würde Farke den Traum einer der Spieler, die er zuletzt schützte, wahr werden lassen.