GladbachLIVE-Interview mit Jogis Shooting-Star Neuhaus will im DFB-Trikot weiter für Furore sorgen
Leipzig - Florian Neuhaus (23) blickt auf bewegende Wochen zurück. Zunächst trug der Mittelfeldspieler der Gladbacher Borussia erstmals das Trikot der Nationalmannschaft, schoss prompt ein Tor und wurde anschließend von Bundestrainer Joachim Löw (60) in den höchsten Tönen gelobt. Nach dieser Premiere erlebte der gebürtige Bayer und Ex-1860-München-Spieler im Fohlen-Trikot die Feuertaufe in der Champions League. Gekrönt wurde sein Königsklassen-Debüt mit einem Wahnsinns-Pass vor dem Treffer von Jonas Hofmann (28) bei Inter Mailand. Es folgten die weiteren Duelle gegen Real Madrid und Schachtar Donezk. Über diese aufregenden Wochen hat Neuhaus nun in Leipzig mit GladbachLIVE im Interview ausführlich gesprochen.
Derzeit bleibt Ihnen kaum Zeit zum Verschnaufen. Nervt Sie das?
Ich finde es gar nicht so schlimm, dass wir so viele Spiele haben. Das bietet auch Chancen. Man hat einen guten Rhythmus, ist viel auf dem Feld. Das macht mir mehr Spaß, als zu trainieren. Die vergangenen Wochen waren für mich persönlich und für Borussia erfolgreich. Es ist eine tolle und spannende Zeit aktuell. Ich bin einsatzfähig und fühle mich trotz der vielen Spiele gut.
Wie denken Sie über die absolvierten Spiele in der Champions League?
Diese Spiele sind was ganz Besonderes. Für mich war es immer ein Traum, da unten zu stehen und die Hymne zu hören. Natürlich sind das tolle Momente. Wir merken, dass wir mit den Besten der Besten mithalten können. Das gibt mir natürlich Rückenwind auch für die Nationalmannschaft.
Da steht nun allerdings erst mal nur ein Testspiel gegen Tschechien an.
Ich freue mich trotzdem total auf das Spiel. Länderspiele sind grundsätzlich wichtig. Das ist auch wichtig, dass das in Deutschland wieder rüberkommt. Wir Spieler wollen auf dem Platz Gas geben, die Fans wieder mitnehmen. Für mich als Kind gab es nichts Tolleres, als Länderspiele anzuschauen. Das hat bei mir nie eine Rolle gespielt, ob es ein Freundschafts- oder Pflichtspiel war. So sehe ich das nun als Spieler auch. Das ist was Besonderes, für sein Land spielen zu dürfen.
Zuletzt wurde über die Nationalmannschaft allerdings ziemlich negativ gesprochen.
Es ist wichtig, dass wieder positiv über das Team gesprochen wird. Wir wissen auch, dass nicht alles perfekt war in den vergangenen Monaten. Aber: Wir sind dabei, dass es sich verbessert, indem wir mitreißende Spiele zeigen. Hier sind viele junge Spieler dabei, die noch Entwicklungsschritte vor sich haben. Und da ist es wichtig, dass man Unterstützung spürt und das positiv über das Team gesprochen wird.
Haben Sie nach Ihrem ersten Länderspiel schon einen Einstand bei der Nationalmannschaft gefeiert?
Ja, ich habe meine Rede schon gehalten. Man sagt dann immer etwas zum Spiel und bedankt sich, dass man dabei ist. Das ist es dann auch schon.
Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, einen Platz im EM-Kader zu ergattern?
Corona hat gezeigt, dass wir nicht zu sehr in die Zukunft schauen sollten. Das Turnier ist für mich noch sehr weit weg. Ich möchte die Zeit hier nutzen, um auf mich aufmerksam zu machen. Ich bin ein Spieler, der es gerne hat, wenn wir den Ball haben, der das Spiel ankurbelt, aber auch selber Wege nach vorne macht.
Dann denken Sie wohl auch noch nicht Richtung Olympische Spiele 2021, an denen Sie auch noch teilnehmen dürften.
Theoretisch wäre das möglich. Auch das steht noch nicht zu 100 Prozent fest, ob die Spiele überhaupt stattfinden. Daher macht es jetzt noch keinen Sinn, darüber zu sprechen.
In der Nationalmannschaft treffen Sie in dieser Woche übrigens einen alten Kumpel wieder: Felix Uduokhai.
Ja, das stimmt. Wir haben im Vorfeld des Lehrgangs viel miteinander gesprochen. Ich freue mich wahnsinnig für ihn. Wir kennen uns, seit wir zehn Jahre alt sind. Wir haben die ganze Jugend bei 1860 München zusammengespielt. Wir verstehen uns gut.
Gab es bei Ihnen im Verein eigentlich Diskussionen über die Reisen zu den Länderspielen?
Bei uns war von Anfang an klar, dass wir fahren dürfen. Max Eberl (Gladbach-Manager, Anm. d. Red.) hat das von Beginn an sehr gut kommuniziert in dieser schwierigen Corona-Zeit. Der ganze Verein hat da einen guten Job gemacht. Die Spieler durften selbst entscheiden, ob sie zur Nationalmannschaft reisen. Da war es für mich selbstverständlich, dass ich anreise.
Apropos Mönchengladbach: Welche Rolle spielt Ihr Trainer Marco Rose in Ihrer Entwicklung?
Eine große. Wichtig war, dass er mich auf die Sechser-Position gezogen hat. Dadurch hatte ich viel mehr Spielanteile am Ball, war besser ins Spiel eingebunden. Bei Borussia habe ich die Aufgabe, den Spielaufbau mit zu gestalten. Der Fußball, den der Trainer spielen lässt, macht mir Spaß und damit sind wir erfolgreich.