Als vor 30 Jahren ganz Gladbach ausflippte Kamps und das Elferkiller-Wunder vom Bökelberg
Uwe Kamps hat in seiner Karriere schon einiges erlebt. Der 57-Jährige hat bei Olympia Bronze geholt. Er ist DFB-Pokalsieger geworden, hat Europapokal gespielt, Auf- und -Abstieg kennt er auch.
„Das ist schon einiges zusammengekommen“, sagt Kamps, der nach seiner aktiven Karriere bei Borussia Mönchengladbach inzwischen verantwortlich für die Torhüterausbildung im Fohlen-Stall ist.
Gladbach: ZDF-Reporter wird auf dem Rasen Portemonnaie geklaut
Mit 518 Einsätzen liegt Uwe Kamps, der seit dem 1. Juli 1982 ununterbrochen Borusse ist, hinter Berti Vogts (530) auf Platz zwei der Gladbacher Rekordspieler-Liste.
Ein Spiel ist Kamps jedoch besonders in Erinnerung geblieben. Das DFB-Pokal-Halbfinale gegen Bayer Leverkusen am 7. April 1992. 30 Jahre ist das am Donnerstag (7. April 2022) nun her.
Rückblende: Es war ein Dienstagabend auf dem Gladbacher Bökelberg. Kamps parierte in einem packenden Pokal-Pokalfight (2:2 nach 120 Minuten) im Elfmeterschießen gleich vier Mal. Er konnte die Schüsse von Jorginho, Heiko Herrlich, Ioan Lupescu und Martin Kree abwehren.
Er sagt: „Das war ein richtiger Krimi, ein tolles Spiel für die Zuschauer. Ein Abend, den man als Torhüter wohl nur einmal im Leben hat. Das war das außergewöhnlichste Spiel meiner Karriere.“
Das im Spielfilm zunächst so verlief: Nach dem 0:1 von Ulf Kirsten (51.) sorgte Thomas Kastenmaier per Hammer-Freistoß für das 1:1 (60.). In der Verlängerung brachte der inzwischen verstorbene Hans-Jörg Criens die Borussia mit 2:1 (95.) in Front, doch Andreas Thom gelang in der 119. Minute noch das 2:2.
Folge: Elfmeterschießen.
Borussia legte zunächst mit dem 1:0 durch Martin Max vor.
Dann begann der Kamps-Wahnsinn auf dem Bökelberg. Er hielt zunächst gegen Leverkusens Jorginho.
Anschließend verschoss Horst Steffen für Gladbach.
Kamps parierte jedoch auch den Schuss von Heiko Herrlich.
Jörg Neun versemmelte den nächsten Gladbach-Elfer.
Kamps wehrte dafür gegen Ioan Lupescu ab.
Holger Fach verwandelte zum 2:0.
Kamps entschärfte auch den Schuss von Martin Kree.
Gladbach war im Finale!
Anschließend gab es kein Halten mehr. Das Borussen-Stadion flippte aus, zahlreiche Fans kletterten über die Zäune und strömten auf das Spielfeld. Ein riesiges Durcheinander entstand, Menschentrauben bildeten sich.
Kamps kann heute noch schmunzeln mit Blick auf die Ereignisse nach seiner Heldentat.
„Der Töppi (ZDF-Reporter Rolf Töpperwien, Anm. d. Red.) wollte mit aller Gewalt das Interview. Dem haben sie dann auf dem Platz das Portemonnaie geklaut.“ Angeblicher Geldbörsen-Inhalt: über 1.000 Mark.
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Pokalsieger wurden die Fohlen 1992 aber nicht. Im folgenden Endspiel erlebte Gladbach eine der schmerzhaftesten Niederlagen in der Vereinshistorie. Borussia unterlag als Bundesligist dem Zweitligisten Hannover 96 – im Elfmeterschießen.
Kamps: „Rückblickend hätte ich mir lieber einen gehaltenen Elfer für dieses Finale aufgespart.“
Drei Jahre später, 1995, erlebte Kamps dann im Gladbach-Trikot doch noch seinen Finaltraum von Berlin. Borussia holte sich im Endspiel nach einem 3:0 gegen den damaligen Zweitligisten VfL Wolfsburg den DFB-Pokal.
Kamps sagt: „Man realisiert heute erst, was dieser Titelgewinn eigentlich für einen Wert und eine Bedeutung hat.“
Es ist bis dato der letzte Titelgewinn für Borussia Mönchengladbach geblieben.