US-Boy geht mit Wehmut Johnson: Borussia wird Platz in meinem Herzen behalten
Mönchengladbach - Es ist ein unspektakulärer Abschied gewesen. Ohne Tamtam. Fabian Johnson ist gegangen. Nach sechs Jahren ist das Gastspiel des 32-Jährigen im Borussia-Park beendet. Sein auslaufender Vertrag wurde nicht verlängert. So leise der Abgang des US-Nationalspielers in Zeiten der Coronapandemie auch vonstattengegangen ist – Johnson hinterlässt Spuren in Gladbach. Die eines sogenannten Strukturspielers.
Eberl holte Johnson ablösefrei
Einer, der das, was der Trainer auf dem Platz sehen will, rasch antizipieren und umsetzen kann. Dazu, auch wegen seiner Schnelligkeit, auf mehreren Positionen einsetzbar ist. Defensiv wie offensiv. Darüber hinaus über Abschluss-Qualitäten verfügt. Keine Frage: Die Entscheidung von Manager Max Eberl (46), Johnson im Juli 2014 ablösefrei aus Hoffenheim an den Niederrhein zu locken, war eine richtig gute.
Das sagt auch der Profi: „Ich wollte damals den nächsten Schritt in meiner Karriere machen – und das hat auf Anhieb, wenn ich ehrlich bin, in den ersten beiden Jahren gleich besser geklappt, als ich mir erhofft hatte. Wir haben uns damals ja auch für die Champions League qualifiziert. Ich denke, es haben beide Seiten alles richtig gemacht.“
Johnson spielte nicht nur mit Borussia im Europapokal, er schoss auch schöne und wichtige Tore. Wie beispielsweise gegen Sevilla oder Juventus Turin. In der Liga bleiben Erinnerungen an den herrlichen Borussia-Barcelona-Treffer im Zusammenspiel mit Raffael gegen Leverkusen. Oder die Hacken-Ableger-Doppelpass-Nummer mit Stindl gegen Schalke. Oder sein Ich-laufe-allen-Bayern-weg-Tor-Streich gegen den Rekordmeister aus München.
Körper spielte wiederholt nicht mit
Johnsons Ära am Niederrhein hätte noch strahlender ausfallen können, wenn dessen Körper besser mitgespielt hätte. Der gebürtige Münchner hatte immer wieder mit unterschiedlichsten Verletzungen, Blessuren und Wehwehchen zu kämpfen. Mal zwickte die Achillessehne, mal spielte der Rücken nicht mit – oder die Oberschenkel-Muskulatur.
464 Ausfalltage haben sich so bei Johnson während der Zeit in Gladbach angehäuft. Der WM-Teilnehmer von 2014 sagt: „Wir haben einen super Kader mit viel Qualität, da ist es oft auch gar nicht so einfach, sich durchzusetzen. In meinem Fall kamen dann Verletzungen hinzu, die mich immer wieder zurückgeworfen haben, auch wenn ich kurz davor war, zurückzukehren. Und das hat sich bei mir die vergangenen zwei Jahren hinweg so durchgezogen. So etwas gehört im Fußball aber auch mal dazu.“
Den jüngsten Sturmlauf der Fohlen-Elf bis in die Champions League hat Johnson in der Schlussphase der Saison nur von außen miterlebt. Seinen letzten Kurzeinsatz erlebte er Anfang Februar in Leipzig. „Natürlich willst du dich auf dem Platz vom Verein abschieden – aber es geht dann einfach nicht.“
Johnson: Besondere VfL-Erlebnisse
Er ergänzt: „Es ist eine schöne Zeit gewesen, mit einigen schönen Erlebnissen. Wie die Champions League oder die Champions-League-Quali. Das ist schon etwas Besonderes, am Dienstag- oder Mittwochabend zu spielen, Flutlicht, und dann kommt auch noch ein richtig guter, namhafter Gegner in den Borussia-Park. Wir hatten dann ja auch einige Kracher erwischt. Dann macht es umso mehr Spaß, Fußball zu spielen. Das sind spezielle Momente.“ Die Johnson mit Gladbach nicht mehr erleben wird.
Wohin ihn die Reise verschlägt, lässt er noch offen. Jüngst waren Gerüchte aufgetaucht, es könnte ihn in die USA, in die Major League Soccer (MLS), ziehen. Johnson sagt zu seiner Zeit bei Borussia: „Ich habe mich hier im Verein sehr wohlgefühlt – mit allem, was dazugehört. Das wird auf jeden Fall einen Platz in meinem Herzen behalten. Ich hatte sechs sehr schöne Jahre, ich bin auch etwas traurig, aber ich muss jetzt nach vorne schauen. Ich werde sicherlich bei Gelegenheit hier und da noch mal im Borussia-Park vorbeischauen und die Jungs anfeuern.“