Ex-Trainer kennt Derby-Bedeutung Hat ausgerechnet Erzrivale Köln den Gladbach-Absturz eingeleitet?
Mönchengladbach - Er ist bis dato der einzige Trainer in der Geschichte des VfL Borussia, der zwei Mal die Fohlen-Elf als Champions-League-Teilnehmer gecoacht hat: André Schubert.
- Gladbach ist in der Tabelle aus der Einstelligkeit gestürzt
- Ex-Fohlen-Trainer Schubert spricht über die Situation beim VfL
- Hat Köln-Niederlage die Krise in Gladbach erst ins Rollen gebracht?
Der 49-Jährige hatte im September 2015, nach einer Derby-Niederlage in Köln mit anschließender Flucht von Vorgänger Lucien Favre (63), die Elf vom Niederrhein übernommen. Mit ihr Königsklasse gespielt und im Anschluss vom Tabellenkeller bis zur nächsten Champions-League-Teilnahme gebracht.
Gladbach: Hat Rose die Bedeutung des Köln-Spiels unterschätzt?
Im Dezember 2016 dann aber nach einem Negativ-Lauf beim VfL wieder den Hut nehmen müssen. In Gladbach genoss „Schubidu“, als der Mann mit dem grünen Pulli, einige Monate lang einem ähnlichen Status, wie das jüngst bei Coach Marco Rose (44) über eine ganze Saison hinweg der Fall gewesen ist. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Rose öffentlich gemacht hat, dass er eine Ausstiegsklausel ziehen und zum 1. Juli 2021 in Dortmund anheuern wird. Das war Mitte Februar.
Seither hat der VfL Borussia nichts mehr gewonnen. Schubert sagte am Sonntag (7. März 2021), bei einem Auftritt in der TV-Show „Doppelpass“ bei „Sport1“, dass er nicht das Gefühl habe, dass die VfL-Mannschaft wegen des bevorstehenden Rose-Wechsels nicht mehr funktionieren würde.
Schubert: „Die Jungs spielen für den Verein, für die Mannschaft, für sich persönlich. Ich kann auch nachvollziehen, dass die ganze Situation, wie sie sich entwickelt hat, für die Fans nicht gerade einfach ist. Aber die Identifikation mit einem Verein findet ja nicht über eine einzelne Person des Trainers statt. (...) Dass so ein Trainerwechsel auch bitter ist, vielleicht auch so, wie es gelaufen ist, das kann ich nachvollziehen. Aber ich glaube nicht, dass es an den Spielern liegt.“
Schubert sagte weiter: „Gerade die Spieler, die ich noch aus meiner Gladbacher Zeit kenne, das sind alle charakterstarke Spieler, die werden Vollgas geben.“
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Für Schubert durchlebt Gladbach eine schlechte Phase, die offenbar in einem ganz bestimmten Duell begründet ist. Er sagt: „Wenn du die Spiele siehst – da sind einige auch einfach unglücklich gelaufen. Für mich sind es zwei Spiele, die das Ganze schwierig machen. Mainz und Köln. Diese beiden Niederlagen. Du verlierst gegen Manchester City, in Leipzig in der 93. Minute – was nicht daran liegt, dass die Jungs nicht wollen. Aber Leichtigkeit und Spielwitz, das, was sie stark gemacht hat, der Druck nach vorne, die Spritzigkeit – das ist nicht mehr so da. Sie haben wenige Torchancen, darum haben sie auch wenige Tore. Das sind so die entscheidenden Faktoren. Die Situation im Umfeld verstärkt das Ganze natürlich.“
Und weiter: „Sie hatten einen sehr guten Januar, einen super Start. Dann hast du das Spiel gegen Köln. Sieben Wechsel. Das Spiel gegen Köln ist für Gladbach ein außergewöhnlich wichtiges Spiel. Da ist die Halsschlagader eines jeden Fans ganz dick geschwollen. Und dann verlierst du das Spiel – mit den sieben Wechseln. Dann kam die erste Kritik auf. Dann spielen sie 0:0 in Wolfsburg. Im Anschluss wurde der Rose-Wechsel verkündet, dann verlieren sie gegen Mainz durch ein Tor in der 86. Minute. In dieser Woche ist die Stimmung bei den Fans gekippt. Weil der Wechsel auch noch von Borussia zu Borussia stattfindet. Da weiß ich ganz genau, was das in Gladbach bedeutet. Das alles zusammen hat die Stimmung kippen lassen.“
Fakt ist: Gladbach ist inzwischen auf Platz zehn abgestürzt. Es droht nach zehn Jahren zum ersten Mal ein nicht einstelliger Tabellenplatz. Und geht Schuberts Analyse zum Fohlen-Sturzflug auf, hat ausgerechnet der Erzrivale aus der Domstadt, der 1. FC Köln, bei der Niederrhein-Borussia mit dem sensationellen 2:1-Derby-Coup am 6. Februar die Vollkrise angeschubst.
Was am Geißbockheim, Mitten in Zeiten des eigenen Existenzkampfes, für den einen oder anderen Anhänger angesichts der enormen Rivalität sicherlich ein gewisse Form der Genugtuung darstellen dürfte.
Nach Derby-Pleite gegen Köln reagierten Fans extrem deutlich
Fakt ist auch: Nach dem Derby-GAU samt Roses Rotations-Murks veröffentlichte das Gladbacher Fanprojekt, der „Supporters Club“, auf seiner Internetseite diese Stellungnahme Richtung Rose: „Mit dem Derby spielt man nicht. Wer das Derby als idealen Zeitpunkt für ein Rotationsexperiment ansieht, hat Borussia Mönchengladbach nicht verstanden.“ Nur sieben Tage später schmiss die Dachorganisation der Gladbach-Fans dann den Beitrag „Thema Rose hat sich erledigt“ noch ins World Wide Web.