Emotionaler Aufruf! Gladbach-Betreuerin bittet Borussia-Familie um Unterstützung
Das Frauen-Team der Borussia surft seit Wochen und Monaten auf einer Erfolgswelle in der Regionalliga West.
Die Frauen von Borussia Mönchengladbach haben auch am Sonntag (7. Mai 2023) einen Sieg in der Meisterrunde einfahren können.
Durch einen 2:0-Erfolg (Tore Tichelkamp, van Rijswijck) gegen SGS Essen II festigten die Spielerinnen vom linken Niederrhein ihre Top-Position und dürfen inzwischen konkret vom Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga träumen.
Gladbach-Frauen können aufsteigen! Betreuerin fleht Borussia-Basis um Unterstützung an
Da sowohl Borussia Bocholt als auch Viktoria Köln nicht für die Aufstiegsspiele in die 2. Frauen-Bundesliga gemeldet haben und Verfolger Bochum nun gepatzt hat, sind Gladbach die Aufstiegs-Relegationsspiele gegen den Meister der Regionalliga Südwest nicht mehr zu nehmen.
In all' diese Freude über den sportlichen Erfolg des Teams von Cheftrainer Jonas Spengler mischt sich jedoch aktuell zugleich auch ein hochemotionales Social-Media-Statement von Frauen-Team-Betreuerin Nicole Hammling.
Ein Statement, welches fast einer Art Hilferuf an die eigene Fohlen-Familie in Sachen Anerkennung, Wertschätzung, Unterstützung, Respekt und Gleichberechtigung nahekommt.
So schreibt Borussia-Frauen-Betreuerin Nicole Hammling auf ihrem offiziellen Facebook-Account unter anderem: „(...) Aber soll ich euch mal was sagen? All diese Kontrahenten samt deren Verein gehen besser mit ihren Frauenteams um, als ‚unsere‘ Anhänger. Ich setze ‚unsere‘ in Anführungszeichen, weil wir als Frauenteam wohl wenig bis gar keine Aufmerksamkeit verdienen! Warum ist das so? Sind wir weniger Borussia? Ich glaube nicht.“
Der emotionale Post geht noch weiter: „Ich erzähl euch mal was: Diese Frauen, beziehungsweise teilweise noch Mädchen, verdienen fast nichts. Sie spielen aus Freude und Überzeugung für diesen Verein. Sie trainieren viermal pro Woche abends, nach einem Tag in der Schule, auf der Arbeit oder auf der Uni. Sie fahren bis zu einer Stunde oder länger pro Weg, um am Sonntag in unseren Farben aufzulaufen. Sie sind voller Hingabe für ihren Sport, liegen nie schreiend am Boden und kämpfen für ihre Ziele.“
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Und: „Wenn wir sonntags auf unsere Ränge schauen, sitzen dort meist nur die Familien der Spielerinnen und ein paar wenige, dafür sehr treue Fans. Meist so zwischen 200 bis 300 Leute, die Anhänger des Gegners mitgerechnet! In Köln, beim 1.FC Köln-Frauenfussball, war das Stadion zuletzt mit 38.000 Leuten gefüllt!!! 38.000!!! In Dortmund, beim BVB (in einer sehr viel niedrigeren Liga), schauen sogar ab und an die Profis zu!!! Bei den Frauen aus Bochum: Fahnen, laute Fans. Fortuna Köln: ebenso. Überall geht das. Bei uns: keine Fanklubs, keine Gesänge, keine Fahnen! Kein Interesse aus den zig Fangruppierungen!!!“
„Warum ist das so?“ fragt die Borussia-Frauen-Betreuerin die eigene Fohlen-Familie.
Sie führt ferner aus: „Auch wenn Frauenfußball vielleicht nicht so beliebt ist, bricht sich doch keiner einen Zacken aus der Krone, die Mädels von Borussia Mönchengladbach mal zu unterstützen. Gerade jetzt in so einer wichtigen Phase!!! Bei freiem Eintritt im Grenzlandstadion in Mönchengladbach!!!“
Die mutige Kämpferin für Borussias Frauenfußball lässt nicht locker, schreibt: „Die Frauen sind so dankbar und fühlen sich besonders, wenn sich dann doch mal ein paar Mann bei den Auswärtsspielen einfinden, wie zuletzt in Siegen! Drei Mann in Kutte, mit Fahnen und Gesang, haben dafür gesorgt, dass den Mädels einmal Respekt gezollt wurde. Sie hatten Gänsehaut (wir auch) und die Pipi in den Augen! Sollte das nicht normal sein? Zumindest im kleinen Rahmen? Wenn wir schon mal bei Fanklubs anfragen, wird peinlich berührt zur Seite geschaut. Keiner hat Zeit. Das ist traurig und beschämend!“
Ein klarer Helft-Uns-Bitte-Appell an die aktive Fanszene und das Gladbacher Fanprojekt, der „FPMG Supporters Club“. Und an den gesamten Klub, an die Fohlen-Familie mit ihren annähernd 100.000 Mitgliedern.
Kurzer Faktencheck in diesem Kontext: Im „FPMG“-Vorstand und dem Präsidium von Borussia Mönchengladbach sind aktuell ausschließlich Männer vertreten.
Und: Auch in der Geschäftsführung, im Aufsichtsrat sowie Ehrenrat der Borussia sind ebenfalls derzeit ausschließlich Männer in Amt und Würden.
Keine einzige Frau ist beim VfL Borussia in den wichtigsten Klub-Gremien zu finden.
Da kann wahrlich nicht von Frauen-Power im Zeichen der Borussia-Raute die Rede sein. Und das im Jahr 2023 wohlgemerkt.
Die mutige Borussia-Betreuerin Nicole Hammling steht zu ihrem Hilferuf an die eigene Vereins-Basis, dass das so oft besungene „Wir sind Borussia!“, auch für die Fohlen-Fußballerinnen gelten müsse.
Sie schreibt demonstrativ in ihren Social-Media-Post: „Mein Name ist Nicole Hammling! Ich bin die Betreuerin der 1. Frauenmannschaft von Borussia Mönchengladbach und hoffe darauf, dass dieser Post dazu führt, dass unsere Mädels den Respekt bekommen, den sie verdienen! Glaubt mir, sie haben es verdient und ihr werdet sehen, dass ihr sehr sehenswerten Fußball geboten bekommt! Dass auch bei Borussia Mönchengladbachs Fanszene ein Umdenken stattfindet wie in Köln, in Dortmund, in Düsseldorf, in Bochum oder auf Schalke.“
Dieser Post mag dem einen oder anderen Gladbach-Entscheider auf den ersten Blick womöglich zunächst aufstoßen und sogar als illoyale „Familien“-Kritik abgetan werden.
Dass eine couragierte Borussia-Betreuerin sich in dieser Art und Weise für das Wohl und Weh des Frauenfußballs im Borussia-Park einsetzt, sollte allerdings vielmehr als Indikator dafür interpretiert werden, dass die Fohlen-Familie in Sachen „WIR ALLE sind Borussia“ offenbar akuten Aufholungsbedarf hat.
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Zumal solch ein flammender Appell nicht zum ersten Mal um die Borussia-Familie wabert, sondern in den vergangenen Jahren auch immer wieder aus dem Kreis der Frauen-Fußball-Unterstützer:innen bei den Borussia-Mitgliederversammlungen vorgetragen worden ist.
Und: Wäre solch ein Hilferuf im Zeichen der Raute, aus den eigenen Reihen, Stichwort Borussia-Weg, nicht auch mal endlich ein Job für „Sottocultura“?