Streit um Neuverteilung der TV-Millionen Gladbachs Finanz-Boss warnt: Sehe große Gefahr!
Mönchengladbach - Die Bundesliga-Klubs sind sich nicht einig. Zumindest einige von ihnen nicht. Hintergrund ist das liebe Geld. Kommt es ins Spiel, hört bekanntlich eh die Freundschaft auf. Erst Recht, wenn in Zeiten der Coronakrise die Vereine mit Millionen-Löchern in den Kassen zu kämpfen haben.
Streit bahnt sich immer mehr an
Im deutschen Profifußball wird aktuell hinter den Kulissen, des Geldes wegen, ein Machtkampf ausgetragen. Streitpunkt: Die Umverteilung von TV-Geldern. Weshalb sich an diesem Mittwoch am Flughafen in Frankfurt Spitzenvertreter von 14 Erstligisten und Zweitliga-Tabellenführer Hamburger SV zu einer Sitzung treffen. Nicht dabei sind die Bundesligisten FSV Mainz 05, FC Augsburg, Arminia Bielefeld und VfB Stuttgart.
Das Quartett hatte sich – zusammen mit zehn Zweitligisten – in einem Positionspapier für eine Neuverteilung der Fernseheinnahmen von der Spielzeit 2021/22 an stark gemacht. Zum Thema „Neuverteilung“ hat sich nun Gladbachs Geschäftsführer Stephan Schippers in einem Interview mit der „Sportbild“ geäußert. Und solche Bemühungen scharf kritisiert.
Der 53-Jährige, der seit 1999 bei Borussia im Amt ist und im Aufsichtsrat der Deutschen Fußball Liga (DFL) sitzt, sagt: „Wir erleben ja alle vier Jahre wieder, dass ausgeschert wird und Bündnisse über die beiden Ligen hinaus geschmiedet werden, weil der Verteilerschlüssel als vorgeblich nicht gerecht genug empfunden wird. Ich würde mich freuen, wenn wir alle uns an Beschlüsse aus der Vergangenheit halten und nicht jedes Mal neu aufmachen würden. Es geht ab 2021/22 nicht um die Verteilung von Mehreinnahmen, sondern um die Verteilung von Mindereinnahmen, zusätzlich kommt die Pandemie hinzu, die alle 36 Klubs prozentual ähnlich hart trifft.“
Ein Argument für die Neuverteilung soll sein, dass so in der Bundesliga wieder für mehr Spannung nach acht Meistertiteln der Bayern in Folge gesorgt werden könnte. Schippers betont: „Glaubt denn tatsächlich jemand, dass Bayern und Dortmund nicht mehr das Maß aller Dinge sein würden, wenn wir die TV-Gelder paritätisch verteilen würden? Was hier gefordert wird, ist kein Angriff auf den FC Bayern, sondern ein Angriff auf die Vereine hinter Bayern und Dortmund, die um die internationalen Plätze kämpfen. Wenn wir mehr Spannung an der Tabellenspitze wollen, müssen wir die Klubs stärken, die dahinterkommen. Und dürfen sie nicht durch Gleichmacherei schwächen.“
Und weiter: „Der Weg von Mönchengladbach, aber auch anderer Vereine wie zum Beispiel Frankfurt zeigt doch, dass es möglich ist, aus eigener Kraft in das obere Drittel der Bundesliga vorzustoßen. Durch gutes Wirtschaften, clevere Transferpolitik und eine gute sportliche Performance.“
Angesprochen in diesem Kontext auf Rekordmeister und Triple-Sieger Bayern München sagt Schippers: „National soll ihre Dominanz durch weniger TV-Geld durchbrochen werden, aber hintenraus sollen sie trotzdem die Champions League gewinnen und den internationalen Stellenwert der Bundesliga stärken – das ist die eierlegende Wollmilchsau.“
Schippers warnt davor, dass Klubs wie Bayern oder Dortmund in eine europäische Superliga getrieben werden könnten. „Natürlich spielt da das Thema Superliga mit rein: Je mehr man national alles gleichmachen will, desto mehr treibt man die Topklubs, die sich eigentlich eindeutig zur Bundesliga bekennen, in diese Richtung. Deshalb muss man da sehr vorsichtig sein.“
Borussias Herr der Zahlen und Finanzen hat einen Lösungsvorschlag im Verteilerschlüssel-Zwist: „Wenn die Mehrheit der Klubs, vor allem in der 2. Liga, nicht mit der Verteilung einverstanden ist, dann wäre es doch vielleicht ein gangbarer Weg – nachdem das Präsidium die grundsätzliche Verteilung zwischen 1. und 2. Liga festgelegt hat –, dass jede der beiden Ligen für sich entscheiden könnte.“
Bisher, so die „Sportbild“, werde das TV-Geld im Verhältnis 80 zu 20 zwischen den beiden Ligen aufgeteilt und dann nach dem selben Schlüssel verteilt. Schippers sagt: „Ich halte nichts davon, am beschlossenen System herumzudoktern. Aber natürlich gibt es unterschiedliche Ziele in den beiden Ligen: in der Bundesliga, Meisterschaft, Teilnahme an der Champions und Europa League, Relegation, Auf- und Abstieg, Internationalisierung und so weiter. In der 2. Liga Relegation, Auf- und Abstieg.“
Die „Sportbild“ listet weiter auf, dass aktuell 53 Prozent der TV-Einnahmen paritätisch verteilt werden würden. Der Rest werde nach sportlichen Kriterien ausgeschüttet. Schippers: „Was auch richtig ist: Arbeit und Leistung müssen sich lohnen! Unterschiedliche Tabellenplätze müssen am Saisonende zu unterschiedlichen Anteilen am Fernsehgeld führen. Ich sehe eine große Gefahr, wenn es egal ist, ob ich Achter oder 14. werde. Dann wird es zum Ende einer Saison viele, viele Spiele ohne jede Relevanz geben. Das wird sich definitiv negativ auf das künftige Vermarktungsergebnis auswirken, und das wird die 1. und 2. Liga nachhaltig zurückwerfen.“ (AM)