Ex-Gladbach-Stürmer verrät Diesen Dreier-Streich mit Borussia vergesse ich nie!
Mönchengladbach/Fürth - Es war ein Startelfdebüt wie im Märchen: Branimir Hrgota (27), damals gerade erst 20 Jahre alt, durfte für Borussia Mönchengladbach beim Auswärtsspiel in Mainz erstmals in der Bundesliga beginnen – und traf beim 4:2 gleich dreimal.
Der ganz große Durchbruch blieb dem Schweden am Niederrhein dennoch verwehrt. Über Eintracht Frankfurt ist Hrgota mittlerweile bei der SpVgg Greuther Fürth in der 2. Bundesliga. Ein Schritt, der ihm offenbar gutgetan hat. Neun Tore gelangen ihm bis zur Unterbrechung der Saison.
Branimir Hrgota fühlt sich sehr wohl in Deutschland
Wir haben mit dem Ex-Borussen über seine Zeit in Gladbach gesprochen, seine Rückkehr zu alter Stärke und einige Momente, die dafür gesorgt haben, dass Hrgota – so wie Trainer Lucien Favre (62) es immer forderte – wirklich nicht in Vergessenheit geraten ist.
Branimir Hrgota, wie geht es Ihnen und wie halten Sie Kontakt zu Ihrer Familie in Schweden? Haben Sie Freunde oder Bekannte, die die Corona-Krise hart trifft?
Mir geht es gut, uns geht es gut. Ich hoffe, Ihnen auch? Wir telefonieren regelmäßig und sehen uns auch oft über Facetime und Skype. Aber da hat sich jetzt nichts geändert in der Krise, wir hatten auch schon vorher regelmäßigen Kontakt, weil meine Familie sehr weit weg wohnt. Und natürlich kenne ich einige, die die Krise besonders hart trifft. Zum Beispiel Gastronomen hier in Deutschland.
Wie heimisch fühlen Sie sich mittlerweile eigentlich in Deutschland? Sie sind seit acht Jahren hier.
Ich fühle mich sehr wohl in Deutschland. Wenn man die Sprache in einem Land spricht, dann kann man sich auch wohlfühlen und findet schnell Anschluss. So ging es mir auch in Fürth, weil mich die Mannschaft sehr schnell integriert hat und ich mich deshalb vom ersten Tag an sehr wohl gefühlt habe.
Seit knapp einem Jahr spielen Sie nun in Fürth, haben neun Saisontore. Warum läuft es jetzt wieder nach einer schwierigen Zeit in Frankfurt?
Ich spüre hier absolutes Vertrauen von allen Verantwortlichen und meinen Mannschaftskollegen. Das hilft natürlich sehr. Und die Art, wie unser Trainer Fußball spielen will, kommt meinem Spiel entgegen. Wir wollen offensiv und technisch gut spielen, damit fühle ich mich sehr wohl.
Lucien Favre hat das immer gesagt: „Vergessen Sie Branimir Hrgota nicht!“ Kennen Sie den Satz? In Gladbach erinnern sich heute noch viele Leute daran. Sie sind also nicht in Vergessenheit geraten.
Das ist schön zu hören. Meine Zeit in Gladbach werde ich natürlich auch nie vergessen. Es war meine erste Station in Deutschland und ich durfte sogar international spielen. Ich habe dem Verein also viel zu verdanken.
Hrgota: Keiner hat mehr Europa-League-Tore für Gladbach geschossen
Sie haben vor drei Jahren im Pokal-Halbfinale gegen Gladbach den entscheidenden Elfmeter verwandelt. Was sind Ihre Erinnerungen an den Abend und die Szene?
Das war ein wichtiges Tor für Eintracht Frankfurt, durch das wir ins DFB-Pokal-Finale gekommen sind. Deshalb war es in diesem Moment auch ein sehr schönes Gefühl, seiner Mannschaft dadurch geholfen zu haben. Es war ein sehr enges und hartes Spiel. Aber natürlich denkt man dann auch an die alten Kollegen, und für mich war dann klar, dass ich mich zwar freue, aber nicht so stark jubeln werde, das ist eine Sache von Respekt für mich.
Sie sind mit acht Toren immer noch Borussias Rekord-Torschütze in der Europa League. Bedeutet Ihnen das etwas?
Acht Tore in der Europa League sind für mich schon etwas Besonderes. Ich erinnere mich auch gerne noch an diese Spiele zurück. Aber ich bin mir sicher, so wie sich die Borussia in den letzten Jahren entwickelt hat, dass diese Marke geknackt werden wird. Wobei es in diesem Jahr vielleicht sogar noch ein bisschen höher geht und die Champions League erreicht wird.
Warum lief es damals richtig gut für Sie in Gladbach und warum hat es nicht mit dem langfristigen Durchbruch geklappt? 2014/15 haben Sie 30 Spiele absolviert.
Ich hatte damals in Gladbach einen guten Einstand, habe zu Beginn regelmäßig Spielminuten bekommen und ich habe in Gladbach viel gelernt, das hat mir in meiner Entwicklung geholfen. Es war meine erste Station im Ausland, da ist es nicht so einfach, sich direkt zurechtzufinden. Nach meinem Wechsel nach Frankfurt hatte ich dann mit Luka Jovic, Ante Rebic und auch Sebastian Haller große Konkurrenz. Leider habe ich dann nicht mehr die Einsatzzeiten bekommen.
Unvergessen: Hrgota lupft an die Latte, Borussia scheidet aus
Was ist Ihre beste Erinnerung an Gladbach?
Ganz klar mein Startelf-Debüt! Es war im Mai 2013 beim Auswärtsspiel in Mainz. Lucien Favre stellte mich von Beginn an in der Doppelspitze auf. Kurz vor der Pause habe ich dann mein erstes Tor in der Bundesliga erzielt. Das war ein schöner Moment. In diesem Spiel habe ich drei Tore gemacht und wir haben 4:2 gewonnen. Das werde ich nie vergessen.
Kurz darauf haben Sie im Pokal einen entscheidenden Elfmeter an die Latte gelupft. Ganz ehrlich: Wie sauer war Lucien Favre damals?
Daran erinnere ich mich nicht so gerne. Ich bin eigentlich ein recht sicherer Elfmeterschütze und habe mich da auch gut gefühlt. Man könnte meinen, das war arrogant, aber ich habe solche Dinger öfter im Training geübt. Ich war ganz bestimmt der, der sich am meisten darüber geärgert hat, da musste mir keiner mehr sagen, dass das in diesem Moment keine gute Entscheidung war.
Zu welchen ehemaligen Mitspielern haben Sie noch Kontakt?
Regelmäßigen Kontakt habe ich zu keinem mehr so richtig. Klar, manchmal kommen schon Nachrichten per WhatsApp von alten Kollegen, aber das war‘s auch.
Haben Sie den Relegationsplatz mit Fürth in dieser Saison komplett abgeschrieben oder wollen Sie, sofern die Liga weitergeht, noch mal im Aufstiegsrennen mitmischen?
Jetzt hoffen wir erst mal, dass wir diese Saison zu Ende spielen dürfen. Wir haben bislang eine sehr gute Entwicklung genommen, spielen eine wirklich gute Runde und das wollen wir dann auch ins Ziel bringen. Ich denke, die ganze Situation ist aktuell sehr ungewöhnlich. Wir alle würden uns freuen, wenn es wieder möglich wäre, Fußball zu spielen, das ist im Moment der einzige Gedanke, der mich beschäftigt.
Mit der SpVgg Greuther Fürth vor dem Liga-Neustart
Sie haben in Fürth noch einen Vertrag bis 2021. Könnten Sie sich vorstellen, länger dort zu bleiben oder wollen Sie so schnell wie möglich wieder in der Bundesliga spielen?
Ich fühle mich in Fürth sehr wohl. Ich spüre das Vertrauen des Trainers und der Verantwortlichen, das ist wichtig für mich. Ich hoffe, wir können unsere gute Saison erfolgreich zu Ende spielen. Ich hoffe, der Fußball schenkt den Menschen bald wieder Zuversicht, auch wenn es nur vor dem Fernseher oder am Radio sein wird. Was dann die weitere Zukunft bringt, wissen wir alle nicht.
Viele Fußballer nutzen die Zeit, um sich in ein Fernstudium zu vertiefen, lernen ein Instrument oder eine andere Sprache. Haben Sie sich auch schon eine neue Beschäftigung gesucht?
Die hat uns in der ersten Zeit unser Athletik-Coach gegeben. (lacht) Wir haben, auch als wir zu Hause waren, gemeinsam trainiert, indem wir alle gleichzeitig unser Programm gemacht haben und uns übers Internet dann sehen konnten. Das war in dieser Zeit eine willkommene Abwechslung. Jetzt dürfen wir ja wieder auf den Platz, da wo wir hingehören.