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Von Daniel Thiel

Zum Ende der Amtszeit von Rolf Königs Der stille Rückzug einer Borussia-Größe

Rolf Königs und Stephan Schippers vor den Bökelberg-Ruinen.

Rolf Königs (r.) und Stephan Schippers bei der Bökelberg-Sprengung am 7. März 2006. Unter der Leitung des langjährigen Gladbach-Präsidenten wurde der Umzug in den Borussia-Park vollzogen.

Eine Hammer-Meldung am Dienstagabend (19. März 2024)!

Es war eine dieser News, bei denen viele Fans von Borussia Mönchengladbach vermutlich erst einmal doppelt oder dreifach auf ihren Bildschirm geschaut haben, um zu sehen, ob es wirklich das ist, wonach es aussieht.

Gladbach-Bosse bauen um: Rückblick auf 25 Jahre „Team Königs“

Zum Glück war es keine Horror-Nachricht: kein Unfall oder keine schwere Verletzung. Zweifelsohne stellt der Dienstag aber eine Zäsur für Borussia Mönchengladbach dar.

Es ist der Tag, an dem die Fohlen publik machten, dass Rolf Königs (82) mit sofortiger Wirkung nicht mehr Borussia-Präsident ist. Damit räumt der seit wenigen Wochen dienstälteste Vereinspräsident der Bundesliga seinen Posten. Wenig überraschend übernimmt Rainer Bonhof (71), bisher Königs‘ Vize.

Borussia und die Verantwortlichen wählten dafür einen deutlich kleineren Rahmen als zuletzt etwa Eintracht Frankfurt bei Peter Fischer (68), bis zu seinem Rückzug der dienstälteste Bundesliga-Präsident. 

Die SGE postete sogar in den letzten Wochen seiner Amtszeit täglich einen Countdown, um an die vielen Jahre Fischers an der Spitze der Eintracht zu erinnern. Zum Abschied gab es vom 68-Jährigen eine emotionale Ansprache im Frankfurter Stadion.

Borussia verkündete die Neuaufstellung hingegen mit einer Pressemitteilung, einem Bericht auf der Website – und einem Post auf den Social-Media-Kanälen. Das soll aber das Wirken des „Team Königs“ in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten nicht schmälern.

Als Königs 1999 gemeinsam mit seinem Vorgänger Adalbert Jordan, der im März 2004 in seiner Amtszeit im Alter von 66 Jahren verstarb, und den beiden Geschäftsführern Stephan Schippers und Markus Aretz (kam wenige Monate vor Jordans Amtsantritt als Pressesprecher in den Verein) übernahm, stand Borussia mit den Rücken zur Wand.

Die Fohlen hatten bei Jordans Amtsantritt, zeitgleich rückte auch Königs ins Präsidium, gerade die ersten Zweitliga-Spiele seit 1965 bestritten. Der Bökelberg galt als nicht mehr zukunftsfähig, die Konkurrenz drohte Mönchengladbach – nicht nur sportlich, sondern auch als Spitzenfußball-Standort – zu entfliehen.

Der wichtigste Schritt auf dem Weg in eine bessere Zukunft war der Bau des neuen Stadions. Königs war es, der wenige Monate nach dem Tod von Adalbert Jordan die Gladbach-Fans und alle Fußball-Interessierten im Borussia-Park willkommen hieß.

Rolf Königs, Adalbert Jordan und Siegfried Söllner im Gespräch.

Adalbert Jordan (M.), im März 2004 verstorben, erlebte die Borussia-Park-Eröffnung nicht mehr. Für ihn übernahm Rolf Königs als Borussia-Präsident. Das Foto zeigt die ehemaligen Gladbach-Bosse gemeinsam mit Siegfried Söllner vor einem Zweitliga-Spiel am 7. Mai 2001.

In diesem Jahr feiert der Borussia-Park sein 20-Jähriges – und bis zu Königs' Abschied gab es in diesem Zeitraum nur einen Präsidenten in dem neuen Borussia-Zeitalter.

Der mittlerweile 82-Jährige war – etwa im Gegensatz zum angesprochenen Peter Fischer – kein Mann, der regelmäßig die großen öffentlichen Auftritte gesucht hatte.

Wenn der Geschäftsmann zu Wort kam, war in der Regel klar: Es tut sich entweder etwas Geschichtsträchtiges bei Borussia, etwa der Abschied von Max Eberl (50) im Januar 2022, oder es ist schlichtweg turnusmäßig Mitgliederversammlung.

Zum „Team Königs“ zählte neben Bonhof, Aretz, Schippers und dem nun ebenfalls ausscheidenden Hans Meyer (81) gerade auch der 2021 im Alter von 79 Jahren verstorbene Vize-Präsident Siegfried Söllner.

Sie hatten einen entscheidenden Anteil daran, dass Borussia im 21. Jahr im Borussia-Park wirtschaftlich grundsolide aufgestellt ist, die Fans neue Europapokal-Erinnerungen sammeln konnten und der Blick in die Zukunft 1999 noch mit deutlich mehr Fragezeichen verbunden war.

Ob Königs und Meyer noch einen Ausstand in einem größeren Rahmen bekommen, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Am 22. April steht die Mitgliederversammlung an.

Dann wird erstmals seit zweieinhalb Jahrzehnten Königs nicht mehr in Amt und Würden mit auf dem Podium Platz nehmen. Erstmals wird dann Rainer Bonhof, Weltmeister von 1974, die Verantwortung tragen. In Stephan Schippers und Markus Aretz sind zwei langjährige Weggefährten des nun Ex-Präsidenten weiter in zentralen Ämtern tätig.

Borussia steht wahrlich vor keinem Komplett-Umbruch. Mit dem 19. März geht dennoch eine für den Fortbestand des Vereins wichtige Ära zu Ende. Der (erst einmal) stille Rückzug einer Borussia-Größe ist vollzogen.