Das perfekte Quartett Gladbachs stille Helden hinter Sommer
Mönchengladbach - Als Tobias Sippel (32) vor einiger Zeit seinen Vertrag verlängerte, gab es kein Twitter-Video, keinen Hashtag, keine Rabattaktion im Fanshop. Erst Wochen später kam überhaupt raus, dass Borussias Nummer zwei bis 2021 unterschrieben hatte. Auch in dieser Hinsicht erfüllt Sippel seinen Job so gewissenhaft und unauffällig, wie sie es in Gladbach seit mittlerweile fünf Jahren zu schätzen wissen.
Tobias Sippel spielte zuletzt gegen Hastedt
„Tobi hätte das Potenzial, auch die Nummer eins bei einem Bundesligisten zu sein“, sagt Manager Max Eberl (46) über ihn. Die vergangene Saison brachte für den Stellvertreter von Yann Sommer (31) ein Novum: Es gab nichts zu vertreten, die Nummer eins aus der Schweiz spielte 42-mal durch und Sippel saß 34-mal auf der Bank. In den restlichen Partien fehlte er verletzt.
Seinen letzten Einsatz hatte er 2018 in der ersten DFB-Pokalrunde gegen den BSC Hastedt. Mitte September geht es wieder nach Bremen, der genaue Gegner steht noch nicht fest. Aber vielleicht gibt es dort ja eine Dankeschön-Aktion für Sippel, der bis heute neun Pflichtspiele für Gladbach gemacht hat. Er ist ein „Unsung Hero“ der Fohlen, weil er im besten Fall nicht gebraucht wird, aber Tag für Tag arbeitet, als werde er gleich im nächsten Spiel ganz dringend gebraucht.
Oliver Kahn bescheinigt Yann Sommer „Weltklasse“
Seit der FC Bayern Alexander Nübel (23) unter Vertrag genommen hat, hat Gladbach die am längsten unveränderte Nummer-eins-Nummer-zwei-Kombination der Liga. Über Sommer ist fast alles gesagt. Er hat „Weltklasse“-Lorbeeren von Torwart-Titan Oliver Kahn (51) eingeheimst, könnte kommende Saison zum Rekord-Ausländer des VfL werden.
Achtmal musste Sippel ihn in fünf Jahren vertreten, einmal durfte er (2016 am letzten Spieltag in Darmstadt). Und auch wenn der Ex-Lauterer vergangene Saison bis auf Testspiele nur zuschauen durfte, hat er das so aufmerksam getan, dass er einmal doch im Rampenlicht stand: Beim 2:1 gegen den FC Bayern musste er Ramy Bensebaini (25) in der Nachspielzeit daran erinnern, dass der Algerier als Elfmeterschütze eingeteilt war: „Nimm dir den Ball und mach‘ ihn rein!“ Kurz darauf war Sippel dann, wie so oft, auf fast jedem Jubelfoto zu sehen, weil er von der Bank losgestürmt war.
Sonderlob für Max Grün
Hinter Sommer und Sippel hat sich Borussia vor einem Jahr neu aufgestellt. Max Grün (33) war der fünfte, oft vergessene Neue unter Marco Rose (43). „Einer, der eher nicht im Rampenlicht steht und den die meisten nur am Rande wahrnehmen. Wie Max aber zum Beispiel unseren Nachwuchskeeper Jan Olschowsky langsam heranführt, und welche Rolle er in der Kabine ausfüllt, das sind nur vermeintlich Kleinigkeiten, die aber auch dazu beigetragen haben, dass wir am Ende 65 Punkte erreicht haben“, verteilte der Trainer kürzlich ein fettes Sonderlob an seine Nummer drei.
Die Nummer vier, der erst 18-jährige Olschowsky, hat jüngst einen Profivertrag unterschrieben. „Er ist auf einem super Weg“, sagt Uwe Kamps (56), Gladbachs Torwartchef und -legende in Personalunion über den Stammkeeper der U23.
Die Hierarchie bei den Fohlen passt. In die neue Saison geht es mit einem Quartett, das optimal besetzt ist. „Ich weiß um meine Rolle“, sagte Sippel einst nach seiner Vertragsverlängerung. Dieses Wissen könnte ihm bald eine weitere einbringen. Im Herbst sollen erste Gespräche anstehen.