Union die neue und bessere Borussia? 37-Millionen-Wahnsinn! Gladbach verliert aber nicht nur Geld
Unterschiedlicher könnte es kaum laufen!
Am Sonntagabend (23. April 2023, 19.30 Uhr) treffen Borussia Mönchengladbach und Union Berlin im Borussia-Park aufeinander. Spielt dabei der Bundesligist, der am schnellsten gewachsen ist, gegen den Erstliga-Klub, der wiederum am schnellsten sein Momentum verspielt hat?
Gladbach: Union Berlin zieht mit dem Borussia-Weg vorbei
Seit der erfolgreichen Relegation gegen den VfL Bochum 2011 ging es für Borussia über viele Jahre nur bergauf – zahlreiche andere Traditionsklubs beneideten die Fohlen-Entscheider um Stephan Schippers (55) und Max Eberl (49) um das, was in Gladbach aufgebaut wurde.
Vom Abstiegskampf in die Champions League – eine bessere Entwicklung kann ein Bundesliga-Team binnen weniger Jahren kaum nehmen!
Die Realität im Frühling 2023 ist aber eine andere – die harten Corona-Jahre haben an Borussias finanziellen Möglichkeiten genagt. Auch wenn Geschäftsführer Schippers Borussia sehr gut durch die Corona-Krise geführt hat – trotz rund 150 Millionen Euro weniger Umsatz.
Kaum ein Parameter verbindet die sportliche Situation eines Vereines mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten so gut wie die TV-Gelder-Tabelle. Hier ging es für die Fohlen über Jahre bergauf, die Einnahmen wurden größer und Borussia hatte immer mehr finanzielle Möglichkeiten. Mittlerweile geht es aber in die andere Richtung!
Wie die „Sport Bild“ berichtete, steht Borussia im Vergleich zum Vorjahr wieder ein Millionen-Minus bei den TV-Einnahmen bevor – statt 67,4 Millionen Euro werden sich die Einnahmen bei der nächsten Auszahlung wohl nur noch auf 62,6 Millionen belaufen.
Aber: Den größten Realitätscheck gibt’s für Borussia, wenn die Entwicklung mit der des kommenden Gegners verglichen wird.
Da wartet ein 37-Millionen-Wahnsinn!
Es zeichnet sich ab, dass Union Berlin Borussia bei der kommenden TV-Gelder-Ausschüttung überholt – und künftig fünf Millionen Euro mehr als die Gladbacher verdient. Dabei lagen die Eisernen noch vor drei Spielzeiten 32 Millionen Euro (!) hinter den Fohlen.
Aber woran liegt das? Längst ist Union aus dem Bereich der „Eintagsfliege“, die mal über eine Saison alle etablierten Bundesliga überrascht, raus. Der Hauptstadt-Klub ist mittlerweile ein etablierter Bundesligist – und aktuell auf Champions-League-Kurs.
*Anzeige: Aktuelle Gutscheine für den Fanshop von Borussia Mönchengladbach im EXPRESS-Gutscheinportal sichern*
Für Union wäre es der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Die Berliner sind auf dem besten Wege, die Borussia-Entwicklung der 2010er-Jahre ins kommende Jahrzehnt zu übertragen – „Königsklassen“-Qualifikation inklusive.
Den Gladbachern ist es in den vergangenen Jahren nicht mehr gelungen, große Ablösesummen für Abgänge zu generieren. Das Geld fehlt den Fohlen dann, wenn es darum geht, in neue Beine zu investieren.
Im Sommer stehen die Ablösefrei-Abgänge von Ramy Bensebaini (28) und Marcus Thuram (25) bevor, so kam es auch im vergangenen Sommer mit Matthias Ginter (29). Denis Zakaria (26) wurde für einen Mini-Betrag ein halbes Jahr vor Vertragsende verkauft.
In den vergangenen drei Jahren verließen Taiwo Awoniyi (25), Julian Ryerson (25), Robert Andrich (28), Max Kruse (35), Sebastian Andersson (31) und nicht zuletzt auch der jetzige Gladbach-Verteidiger Marvin Friedrich (27) Union. Mit diesen Deals erzielte Union aber ein Transfer-Plus von rund 35 Millionen Euro.
Mit den Transfer-Erlösen und den Einnahmen durch das internationale Geschäft fädelt Union mittlerweile Deals ein, die einst als „klassische Eberl-Transfers“ galten oder holt gar Spieler, die zu Borussia-Zeiten auf Eberls Wunschliste standen.
Eine Stütze in Unions Defensive ist Diogo Leite (24) – ihn dürften zahlreiche Borussia-Fans noch kennen, weil Eberl im Sommer 2018 wochenlang um den Portugiesen buhlte. Medienberichten zufolge war Gladbach sogar bereit, 15 Millionen Euro für Leite zu zahlen.
Aktuell spielt er auf Leihbasis in Berlin-Köpernick, die Kaufoption soll sich auf 7,5 Millionen Euro belaufen. Borussia schaffte es auch immer wieder, Stützen, die dem Verein über Jahre erhalten bleiben sollten, ablösefrei zu verpflichten. Zu nennen sind da etwa Oscar Wendt (37), Ibrahima Traoré (34) und Fabian Johnson (35).
Dasselbe Kunststück ist den Berlinern mit Rani Khedira (29), Robin Knoche (30) oder aktuell Danilho Doekhi (24) gelungen. In seiner Häufigkeit etwas kurios: Mit einem Augenzwinkern könnte man sagen, dass es offenbar eine Art ungeschriebenes Gesetz bei Bundesliga-Klubs gibt, die um das internationale Geschäft mitspielen.
Denn in der jüngeren Vergangenheit holten gleich drei deutsche Teams jeweils den zu dem Zeitpunkt wohl interessantesten Rechtsverteidiger, der auf dem Transfermarkt verfügbar war und nicht in einer der Top-Fünf-Ligen spielte.
Gladbach tat das gleich zweimal – erst mit Michael Lang (32, kam vom FC Basel), dann noch einmal mit Stefan Lainer (30, RB Salzburg). Bayer Leverkusen schnappte sich daraufhin Jeremie Frimpong (22, Celtic). Union verpflichtete im Januar 2023 wiederum den Frimpong-Nachfolger Josip Juranovic (27), der für rund 8,5 Millionen Euro ebenfalls von Celtic kam.
In der ersten Bundesliga-Saison überraschten die Berliner sicherlich noch den einen oder anderen Gegner mit ihren vielen langen Bällen – und nicht wenige Fußball-Fans vermuteten, dass das Modell nicht lange erfolgreich sein könnte.
Mittlerweile kann Union – durch die zunehmenden wirtschaftlichen Möglichkeiten – auf dem Transfermarkt so vorgehen, wie es einst Borussia oder in den 2000er-Jahren noch Werder Bremen tat.
Durch die sich abzeichnende Entwicklung, dass Union an Borussia in Sachen TV-Gelder vorbeizieht, zeigt sich: Gladbach verliert nicht nur die wichtigen Einnahmen in Millionen-Höhe.
Zumindest auch ein Teil des Borussia-Weges ist mittlerweile der Union-Weg – mit klugen Personalentscheidungen zum Erfolg. Das gelang Gladbach unter Eberl einst so gut, dass der Weg fast wie ein Alleinstellungsmerkmal unter Bundesliga-Traditionsklubs schien. Mittlerweile ist es mindestens genauso auch Teil der Identität von Union Berlin.
Neben dem ausbleibenden Erfolg von Borussia Mönchengladbach in den vergangenen Jahren ist ein wesentlicher Teil des 37-Millionen-Wahnsinns auch damit begründet, dass es die Union-Verantwortlichen seit Jahren überragende Arbeit leisten.